Zum Sterben schoen
die Zeit vergeht! So viel zu tun, so wenig Zeit übrig, dank Lonnie-Boy. Oh, er würde dafür zahlen müssen, mit seiner Milz und seiner Leber und vielleicht einer Niere oder zwei. Aber eins nach dem anderen, ermahnte er sich. Erst musste noch etwas erledigt werden.
Vorbereitung war schließlich alles. Die Party musste vollkommen sein.
30
Sie liebte es, mit ihm zu schlafen, sicher in seine Arme gekuschelt, die Beine unter einen seiner Oberschenkel geschoben. Oft wachte sie vor ihm auf, aber fühlte sich zu zufrieden, um sich zu rühren. Nick wirkte so friedlich. Sie wollte seine Ruhe nicht stören, und deshalb blieb sie völlig still liegen, während sie sein Gesicht mit dem kritischen Auge einer Künstlerin studierte. Er hatte ein wundervolles Profil. Die gemeißelte Kinnlinie, die gerade Nase, der perfekt modellierte Mund. Sie wollte ihn malen, die Stärke, die sie in seinen Augen sah, einfangen. Sie fragte sich, ob er wusste, wie schön er war, und ob ihm das überhaupt etwas bedeutete. Er war solch ein praktischer Mensch. Für solche Gedanken und Ei telkeiten hatte er keine Zeit.
Sie wollte, dass er aufwachte und sich mit ihr vereinte, aber sie wusste, das würde nicht geschehen. Er hatte sich ihr in der Nacht immer wieder zugewandt, aber jetzt war es Morgen, und alles war anders. Sie hatte ihn um eine Nacht gebeten und der Preis war hoch gewesen, das wusste sie. Sie konnte und würde nicht um mehr bitten.
Wie konnte sie jemals dazu zurückkehren, wie es gewesen war? Sie war eine starke Frau. Sie schaffte alles, was sie sich in den Kopf setzte, und sie war eine Meisterin darin, ihre Gefühle zu verbergen. Sie konnte so tun, als sei es eine fantastische Nacht voll entspannendem Sex gewesen, nichts weiter – eine einfache Methode, aufgestaute Frustrationen und Spannungen abzubauen … aber, o Gott, wie sollte sie das je zu Wege bringen? Sie wünschte, sie wäre weltgewandter. Sie hatte viele Schulfreundinnen in Europa und Arbeitskolleginnen in Chicago, die glaubten, es sei völlig in Ordnung, einen Mann, den sie gerade erst kennen gelernt hatten, für eine Nacht mit nach Hause zu nehmen und ihn dann nie wieder zu sehen. Frauen hatten schließlich Bedürfnisse. Was war falsch an einem Intermezzo für eine Nacht? Alles, dachte Laurant. Weil das Herz eine Rolle spielen musste. Sie hätte sich Nick nie so vollständig hingeben können, wenn sie nicht eingestanden hätte, dass sie ihn liebte.
Erinnerungen … sie würde Erinnerungen haben an ihre gemeinsame Nacht, und das musste genügen. Sie kniff die Augen zusammen. Sie wollte mehr als Erinnerungen. Sie wollte für den Rest ihres Lebens jeden Morgen neben Nick aufwachen.
Sie hasste es, sich so verletzlich zu fühlen und wünschte bei Gott, es gäbe einen Weg, sie härter zu machen. Sie schlug das Laken beiseite, schob Nicks Schenkel weg und stand auf.
Keine Reue.
Beide hatten es eilig, das Motel zu verlassen. Er wollte das Zimmer verlassen, bevor er sie packte, sie auf das Bett warf und erneut mit ihr schlief. Sie wollte das Zimmer so schnell wie möglich verlassen, bevor sie wieder anfing zu weinen … wie ein dummes Kleinstadtmädchen, das sie war.
Zwischen ihnen lastete ein angespanntes und grauenhaft unbehagliches Schweigen. Sie starrte zum Fenster hinaus, während er fuhr, und überlegte sich, was er wohl dachte, fragte aber nicht.
Nick verfluchte sich schweigend, weil er solch ein Bastard war. Was für ein Mann war er eigentlich, dass er die Schwester seines besten Freundes ausnutzte? Ein kranker, perverser Bastard. Genau das war er und Tommy würde das niemals verstehen.
Reue? Zum Teufel, ja, er bereute es, dennoch wusste er, dass er wieder mit ihr geschlafen hätte, wenn er auch nur fünf Minuten länger in diesem Motel geblieben wäre.
Sie hielten an einem Supermarkt unweit des Highways an und verbrachten eine schnelle halbe Stunde mit Einkaufen. An der Tankstelle zog Laurant sich um, während Nick ein paar Diätcolas aus dem Automaten zog. Als sie herauskam, trug sie eine rosa-weiß karierte Siebendollarbluse, die in eine ausgewaschene Jeans für fünfzehn Dollars gestopft war, aber die billigen Kleidungsstücke wirkten an ihr wie Designermarken. Der Stoff umschmeichelte die Kurven ihres üppigen Körpers, und er musste wegschauen, bis sich sein Herzschlag wieder normalisiert hatte. Abschaum, dachte er. Ich bin niedriger als Abschaum. Dann schaute er wieder hin, und ihm fiel auf, dass ihr Haar mit einem kupfernen Leuchten in der Sonne
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