Zum Sterben schoen
bis nach Holy Oaks in Iowa?«
»Hat dir Tommy nichts über die Geschichte der Stadt erzählt?«
»Nein.«
»Die Immigranten folgten Pater Henri VanKirk. Er starb vergangenes Jahr. Ich wünschte, ich hätte ihn kennen gelernt. Er war ein unglaublicher Mensch. Während des Krieges half er unzähligen Familien, den Deutschen zu entkommen, aber schließlich wurde er gefangen genommen und von den Nazis gefoltert. Als er endlich entlassen wurde, wanderte er nach Amerika aus, und seine Oberen schickten ihn hierher, um sich zu erholen. Eine ganze Reihe von Familien, denen er geholfen hatte und die alles verloren hatten, folgten ihm. Sie bauten sich ein neues Leben auf und machten Holy Oaks zu ihrer Heimat.«
»Nachdem Pater VanKirk gestorben war, entdeckte der Abt seine Tagebücher. Er fand, sie würden den Menschen Inspiration bieten, und deshalb beschloss er, sie ins Englische übersetzen zu lassen. Doch jeder hatte so viel damit zu tun, alles für die Jubiläumsfeierlichkeiten vorzubereiten, dass keine Zeit dazu blieb. Aber sobald sie vorüber sind, soll ich mit der Übersetzung anfangen und alles auf Computer speichern.«
»Liegt Pater VanKirk hier begraben?«
»Ja. Auf der anderen Seite der Abtei ist ein Friedhof. Prächtige alte Eichen, größer als die, die du neben der Kirche siehst, umgeben das Gelände …«
»Und deshalb heißt dieser Ort Holy Oaks, stimmt’s?«
Sie lächelte. »Stimmt. Sie beschützen die Stelle, wo die Engel schlafen.«
Nick nickte. »Wo die Engel schlafen. Das gefällt mir.«
»Was hältst du von der Stadt? Hübsch, nicht?«
Weiße Schindelhäuser säumten die gepflasterten Straßen. Die Straßenlaternen sahen wie altmodische Gaslaternen aus. Nick wusste, dass sie elektrisch waren. Dennoch gab es der Stadt eine besondere Note und ließ sie malerischer wirken.
»Holy Oaks erinnert mich an Städte in Neuengland. Es hat den gleichen Charme. Hat dein Haus einen weißen Lattenzaun?«
»Nein, aber das meiner Nachbarn.«
Sie erreichten das Stoppzeichen an der Oak Street. Nick bog rechts ein und steuerte eine weitere baumbestandene Straße entlang. Die Äste formten einen Baldachin von einer Seite bis zur anderen. »Ich fühle mich wie in einer Zeitschleife. Ich erwarte ständig, dass Richie Cunningham in einem 57er Chevy Kabrio die Straße heruntergefahren kommt.«
»Er wohnt zwei Blocks weiter«, zog sie ihn auf.
Als sie sich dem See näherten, wurden die Häuser bescheidener. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erbaut, wiesen sie moderne Züge wie Ziegelfassaden und Zwischenstockwerke auf, aber wie ihre älteren Gegenstücke wurden sie peinlich genau in Schuss gehalten. Offensichtlich waren die Familien, die hier lebten, stolz auf ihr Heim und ihre Stadt.
Sie kamen an einem verlassenen Baseballfeld vorüber, fuhren weiter Richtung Westen, vorbei an einer Phillips-66-Tankstelle, durch ein Paar roh behauener Holzpfosten in den Park hinein.
»Im Frühling und im Herbst wimmelt es hier von Kids aus dem College. Im Sommer übernehmen die Kids der örtlichen High School das Gelände.«
Nick kurbelte das Fenster herunter. Der erdige Geruch des Humus aus Kiefernnadeln, Eichen- und Birkenblättern, die den Boden bedeckten, erfüllte die Luft. Sie erreichten eine Straßengabelung, und direkt vor ihnen lag ein klarer See. Schatten der hoch aufragenden Bäume kräuselten sich bei jeder schwachen Brise auf dem glitzernden Wasser.
Die Hütte lag versteckt zwischen den Bäumen. Nick fuhr in die Kiesauffahrt hinein und stellte den Motor ab.
»Sieht so aus, als sei niemand zu Hause.«
Laurant hatte gerade diesen Kommentar abgegeben, als sich die Haustür öffnete. Durch das Fliegengitter sah sie einen Mann mit einer dicken, schwarz gerahmten Brille, der zu ihnen hinausspähte.
Nick blieb mit ihr im Auto sitzen, bis er herumkam und Laurant die Tür öffnete. Seine Augen standen nicht still. Ständig suchte er das Gelände um sie ab, schenkte ihr kaum Aufmerksamkeit, als er ihr seine Hand reichte.
»Ist das Jules Wesson?«, fragte Laurant.
»Nein, das ist Matt Feinberg. Er ist unser Elektronikfreak. Ein wirklich netter Bursche. Du wirst ihn mögen.«
Der in Frage stehende Agent wartete, bis sie die Veranda erreicht hatten, dann öffnete er die Fliegengittertür und trat zurück. Er war durchschnittlich in seiner Erscheinung, von mittlerer Größe, hatte braunes Haar und braune Augen, und er trug eine Zahnspange. Mit einem wundervoll aufrichtigen Lächeln strahlte er sie an. In beiden
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