Zum Sterben schoen
freiwillig in das Fahrzeug des Unbekannten einstieg, aber das ist nur eine Vermutung. Wir glauben auch, dass er ihren Wagen nie berührt hat, dennoch haben unsere Techniker ihn innen und außen von oben bis unten abgesucht. Es ist ein alter Chevy Caprice, der mit Fingerabdrücken übersät war. Sie lassen sie jetzt durch den Computer laufen.«
»Wir glauben nicht, dass irgendeiner der Fingerabdrücke unserem Unbekannten gehört.« Wesson richtete seine Erklärungen an Laurant. »Er ist vorsichtig, wirklich vorsichtig.«
Feinberg nickte. »Und methodisch«, fügte er hinzu, während er seine Brille abnahm und sie mit dem Taschentuch zu putzen begann. »Auf dem Band oder dem Umschlag, die er bei der Polizei ließ, ist kein einziger Schmierfleck oder halber Abdruck.«
»Wir wollen, dass Sie anfangen, ihn zu irritieren«, sagte Wesson. »Hoffentlich verliert er dann die Beherrschung und macht einen Fehler, damit wir den Durchbruch schaffen.«
»Tiffany ist die Frau, die ich am Telefon schreien gehört habe, nicht wahr?«
»Ja, das ist sie«, antwortete Wesson. »Er benutzte ihr Telefon, um Sie anzurufen.«
»Haben Sie sie schon gefunden?«
»Nein.« Er antwortete knapp mit zusammengekniffenen Lippen. Er benahm sich, als hätte sie ihn gerade persönlich kritisiert.
»Vielleicht lebt sie noch. Glauben Sie –«
»Natürlich nicht«, unterbrach Wesson sie ungeduldig. »Sie ist tot, daran besteht kein Zweifel.«
Seine kalte Einstellung brachte sie aus der Fassung. »Aber warum hat er sie überhaupt aufgelesen? Wenn er so vorsichtig ist und wenn er seine Klienten so sorgfältig studiert, wie er geprahlt hat, warum sollte er sich dann zu so etwas Spontanem hinreißen lassen?«
Feinberg antwortete ihr. »Wir sind ziemlich sicher, dass er sie tötete, um Ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Er will, dass wir wissen, dass er der Richtige ist.«
Nick ergriff ihre Hand. »Und Tiffany war … bequem. Sie war hilflos und er brauchte sie nur zu nehmen.«
Feinberg setzte seine Brille wieder auf, rückte die Bügel hinter den Ohren zurecht und sagte: »Ich vergaß zu erwähnen, dass Farley und ich Ihre Post durchgeschaut haben. Sie liegt auf dem Tisch neben der Eingangstür aufgestapelt.«
Laurant wurde mit dem Eindringen in ihre Privatsphäre gut fertig. Obwohl ihr nicht in den Sinn gekommen war, dass das FBI ihre Post öffnen würde, kümmerte die Tatsache, dass sie es getan hatten, sie nicht. Sie waren einfach nur gründlich, und das wusste sie zu schätzen.
Wesson trat einen Schritt näher an Nick heran und sagte: »Nur damit das ganz klar ist. Sie sind einzig und allein als Laurants Leibwächter hier. Ihr Job ist es, sie jede Minute zu beschützen.«
Wessons Ton war feindselig. Im Vergleich dazu antwortete Nick geradezu sanft. »Ich weiß, was meine Aufgabe ist.«
»Und der Plan sieht vor, den Unbekannten wütend zu machen, also müssen Sie beide eine Schau abziehen, die jeder in der Stadt glauben wird.«
Nick nickte. Wesson war noch nicht fertig damit, Nick auf seinen Platz zu verweisen. »Mein Team wird die richtige Arbeit leisten und dieses Schwein schnappen.«
»Die richtige Arbeit?«, wiederholte Nick sarkastisch. »Wir arbeiten hier zusammen, ob Sie wollen oder nicht.«
»Sie wären nicht hier, wenn es nicht nach Morganstern ginge«, wies Wesson ihn zurecht.
»Tja, ich bin nun mal hier, und damit müssen wir fertig werden.«
Die Stimmung war feindselig geworden. Sie benahmen sich wie zwei Bullen, die kurz davor standen, mit den Hörner aufeinander loszugehen. Laurant drückte Nicks Hand. »Wir sollten gehen, meinst du nicht?«
Nick schwieg. Das Telefon klingelte gerade, als er die Tür öffnete, um mit Laurant hinauszugehen. Er drehte sich um, als er hörte, wie Wesson rief: »Verdammt interessant.«
Nick wartete, bis er das Gespräch beendet hatte, dann fragte er: »Was ist verdammt interessant?«
Wesson lächelte selbstgefällig: »Wir haben einen Tatort.«
17
Wesson war ein Arschloch. Er war außerdem grob, widerlich, unhöflich und arrogant, und seine Fähigkeiten, mit Menschen umzugehen, waren beschissen. Was noch schlimmer war, ihm fehlte es an Mitgefühl. Seine Reaktion darauf, dass ein Farmer über den verstümmelten Körper der achtzehnjährigen Tiffany Tara Tyler gestolpert war, war krass unangemessen. Wesson hatte regelrecht gejubelt. Vor Freude jauchzend hätte der Mann beinahe angefangen zu singen. Noch obszöner wurde sein ungezügelter Enthusiasmus dadurch, dass Laurant, eine Zivilistin,
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