Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
voller Schokoladenkekse, die Bridget beigesteuert hatte. Bridget stand hinter der Protestbewegung und hatte Geld gespendet, aber sie war nicht bereit, ihr behagliches Doppelbett auch nur für eine Nacht zu verlassen.
Für Polly war die Unbequemlichkeit das geringste Übel. Die Aussicht, die wackeligen Leitern bis zum Dach hinaufsteigen zu müssen, jagte ihr einen Angstschauer nach dem anderen über den Rücken. Sie hoffte nur, die Tatsache, daß sie hinter den Planen nicht nach unten sehen konnte, würde ihr ein bißchen helfen.
»Mac? Bist du da?« rief sie und betete im stillen, er möge ihr nicht antworten. Dann könnte sie seine Abwesenheit ausnützen und nach Hause verschwinden.
»Polly?« Mac war unerschütterlich und vergnügt wie immer. »Soll ich dir die Hand beim Klettern geben?«
»Ja, bitte.« Und einen Fuß und ein paar Meilen Eingeweide, die die ersetzten, die in ihrem Inneren zu einem Brei verschmolzen waren.
Sie lauschte seltsam geistesabwesend auf die Geräusche, die Mac bei seinem Abstieg verursachte. In den wenigen Minuten, die er brauchte, um auf festen Boden zu kommen, schien die Zeit stillzustehen – Polly schossen eine Unmenge Gedanken durch den Kopf, und sie machte eine wichtige Entdeckung: Wenn sie nicht in David verliebt war, dann kam sie diesem Zustand jedenfalls so nahe, daß es schon keinen Unterschied mehr machte.
Ein dumpfer Schlag ertönte, Mac war auf den Boden gesprungen, seine Arbeitsstiefel landeten fest auf dem Bürgersteig neben Polly. Er legte den Arm um ihre Schultern und küßte sie auf die Wange.
»Gib mir dein Zeug. Ich bring’s rauf, dann komm’ ich wieder und helfe dir. Alles in Ordnung? Du zitterst ja.«
»Mir ist kalt«, schwindelte sie. Ihre Zähne klapperten zwar, aber nach dem dampfend heißen Bad von vorhin war ihr eher viel zu heiß.
Es erschien ihr, als wäre nur der Bruchteil einer Sekunde verstrichen, bis Mac wieder neben ihr stand. »Du gehst voran, dann kann ich dich auffangen, wenn du ausrutschst.«
»Bitte sprich das Wort ›ausrutschen‹ nie wieder aus. Wo fange ich an?«
»Dort.« Er deutete auf die unterste Sprosse.
Ihr schien keine andere Möglichkeit zu bleiben. Polly schwang sich mühsam auf die erste Leitersprosse.
»Sieh nur nach oben, Polly. Es ist nicht weit – nur drei Stockwerke.«
»Schon gut, Mac, daran brauchst du mich nicht zu erinnern.«
Sie setzte gewissenhaft einen Fuß über den anderen und richtete ihre Gedanken und ihren Blick fest auf ihr Ziel. Die Sprossen waren ziemlich breit, aber die Leiter vibrierte abscheulich, und hin und wieder glitt die Sohle ihrer Stiefel bedenklich über das Holz. Das tägliche Leben in Lauretons Hügeln und steilen Straßen hatte Polly relativ fit gehalten, aber als sie die oberste Ebene erreichte keuchte sie schwer und schwitzte unter ihren vielen Klamotten.
»Hallo, Polly. Mac hat schon angekündigt, daß du heute herkommst.«
Polly war vollkommen orientierungslos, aber ihre Angst legte sich vorübergehend. Sie hatte es geschafft.
»Wer ist das? Ich kann nichts sehen.«
»Ich bin’s, Jill. Komm und setzt dich zu mir. Deine Sachen sind auch hier.« Jill hob die Decke, die sie über sich gebreitet hatte und klopfte auf den Platz neben sich. Polly sank beinahe augenblicklich in sich zusammen.
»Hier ist außer uns niemand, was? Oder bleibt jemand von den anderen doch noch?« Polly kannte abgesehen von Mac nicht viele von den Demonstranten gut, aber Jill war eine alte Freundin.
»Nein, leider sind wir nur zu dritt, deshalb hat Mac dich ja gebeten, herzukommen. Wenigstens regnet’s nicht – zumindest noch nicht.«
Als sich Polly neben ihrer Freundin mit einer Decke auf den Knien und ihrem Schlafsack über den Schultern eingerichtet hatte, fühlte sie sich schon ein wenig besser. Von hier aus waren Straße und Bürgersteig nicht zu sehen, und Polly konnte sich auf die Neuigkeiten, die Jill zu erzählen hatte, konzentrieren.
»Ich hab dich Ewigkeiten nicht gesehen, Jill.«
»Stimmt. Na ja, ich war auch in den letzten zwei Monaten fast nur hier oben.«
Eine Weile herrschte betretenes Schweigen. Wenn Polly ihre Höhenangst erwähnte, würde Jill das Problem gründlich durchsprechen wollen, um ihr zu helfen. Aber zu erfahren, daß ihre Phobie in einem pränatalen Erlebnis ihren Ursprung hatte und irgendwie mit ihrer Mutter und deren Schwangerschaft zu tun hatte, wäre keine Hilfe für Polly. Im Gegenteil, das würde alles nur noch schlimmer machen.
»Ich habe ein scheußlich
Weitere Kostenlose Bücher