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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Herbst
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ihm.«
    Lautstark grollte der Donner und Blitze zuckten über den wolkenverhangenen Himmel.
    »In Bälde grapscht das Alter nach dir, Krankheiten fressen dich auf, deine Haut legt sich in Falten, deine Muskeln verkümmern, dein Blut vertrocknet, dein Fleisch zerfällt zu Staub, deine Gebeine vermodern und trotzdem wirst du leben - und es er leben.«
    Wayne begann, zu weinen.
    Der Tod hielt inne und tätschelte ihm die Schulter. »Nimm´s nicht zu tragisch!«
    Irgendwo schlug ein Blitz ein und der Mann in seinem schwarzen Mantel lächelte. »Ist nichts Persönliches, mein Freund. Hier geht´s rein ums Prinzip.«
    Das Wimmern steigerte sich zu einem Schluchzen. »Prinzip?«
    »Na logisch. Luzifer denkt, er kann sich alles erlauben. Verschenkt Lebenszeit, schmeißt meine Pläne über den Haufen, spuckt auf Teamwork; und laufen die Verträge aus, soll ich wie ein artiges Hündchen losdackeln. Nicht mit mir! Es reicht. Ab und zu braucht er einen Schuss vor den Bug.«
    »Klingt verdächtig nach Rache.«
    »Werd nicht frech, Menschlein!« Er packte Wayne am Kragen und bleckte die Zähne. »Obwohl ...«, der Griff lockerte sich. »Von deiner Warte aus betrachtet ...«, versöhnlich setzte er das Opfer seiner Attacke auf der Couch ab. »Einverstanden, laut menschlicher Definition könnte man es als Rache bezeichnen.«
    Er schmunzelte und öffnete die Tür. »Hab ein schönes Leben, Wayne!«
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, huschte der Tod durch den Rahmen und war verschwunden.
    Donner grollte und Regen prasselte aufs Fensterbrett.
    Wayne sank in die Kissen, der lose Strick baumelte von seinem Hals. »Ich hätte mich doch erschießen sollen.«
    Der Kronleuchter stürzte endgültig zu Boden. Und aus den Untiefen der Erde hörte Wayne das Scharren eines wütenden Hufs.
     

Der Spieler
     
    Mitleidig warf Mirko einen Blick zu seinem Nebenmann. Der ältere Herr in seinem abgewetzten Jackett wischte sich gerade unauffällig den Schweiß von der Stirn und streichelte die letzten zwei Jetons, die ihm geblieben waren. Zwei schwarze Scheiben - lausige zwanzig Euro -, die inzwischen nach Angst und Verzweiflung stinken mussten.
    Er schüttelte gedanklich den Kopf.
    In der vergangenen Stunde hatte er dabei zugesehen, wie der stattliche Haufen des Kerls zu diesem mickrigen Rest geschrumpft war. Zu einem traurigen Überbleibsel der Hoffnung. Bald würde auch er verschwunden sein und das Theater beginnen.
    »Die Einsätze, bitte.«
    Lächelnd ließ Mirko fünfzig Euro in Jetonform über den grünen Filz wandern. Dann blinzelte er nach links. Abgewetztes Jackett starrte blind auf seine Finger und leckte sich die Lippen. Er schien ernsthaft über den nächsten Schritt nachzudenken. Als ob es eine Wahl gäbe ... Schließlich nickte er und griff sich die beiden schwarzen Scheiben.
    Leise konnte Mirko sein gequältes Aufstöhnen hören, als die zittrigen Hände sie in die Mitte des Tisches schoben. Das übrige Murmeln seines Nachbarn ging in überlauten Mischgeräuschen unter. Letzter Akt, mein Freund .. .
    Der Dealer verteilte die ersten Karten: eine Acht für ihn, eine Sieben für abgewetztes Jackett und einen Buben für das Haus. Dazu gesellten sich ein Ass auf seiner Seite und eine Sechs zur Linken.
    Mirko rieb sich das Kinn. Ein Ass und eine Acht; nicht die schlechtesten Voraussetzungen. Nicht wirklich optimal, aber brauchbar. Außerdem hatte er irgendwie ein gutes Gefühl.
    »Double und Stay«, sagte er, schob einen weiteren roten Jeton über die Platte und lehnte sich zurück.
    »Mutige Entscheidung bei neunzehn zu verdoppeln«, murmelte sein Nebenmann. Die leise Stimme klang belegt und roch nach abgestandenem Nikotin. »Hit«, raunte er dann an den Dealer gewandt.
    Noch eine. Klar, was blieb einem bei einer bescheidenen Dreizehn auch anderes übrig ...
    Mirko spürte die Hitze, die der Kerl ausstrahlte. Ein fast sichtbares Dampfen, als säße man direkt neben einem Kernreaktor. Es pulsierte im Rhythmus seines rauen Atems und schien die Karten des Dealers schmelzen zu wollen - alle bis auf die verbliebenen Achten.
    Übelkeit stieg in ihm auf. Er wandte sich ab und fingerte einen Kaugummi aus seiner Jeans.
    »Bust.«
    Wenig überrascht nahm Mirko die Herzdame zur Kenntnis, die aus einer bescheidenen Dreizehn im Nu eine saumäßige Dreiundzwanzig machte. Der Tag dürfte für abgewetztes Jackett gelaufen sein ...
    Kurz kribbelte ihm ein flacher Zuspruch auf der Zunge, doch bevor Selbiger den Weg zu seinen Zähnen überwinden

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