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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Herbst
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konnte, legte der Dealer seine zweite Karte offen: eine Sieben.
    »Siebzehn und Stay. Sie gewinnen.«
    Mirkos Puls beschleunigte sich von Tempo auf Turbo und breit grinsend nahm er die vier roten Jetons entgegen. Er hatte es eben drauf. Instinkt und Arsch in der Hose - das macht Sieger aus!
     
    »Ihre Einsätze, bitte.« Der Dealer sammelte die Karten ein.
    Mirko überschlug im Kopf rasch seinen bisherigen Gewinn und wog die Möglichkeiten ab. Sein Nachbar zur Linken polierte unterdessen mit den Handflächen die Filzauflage; beziehungsweise die leere Stelle auf dem grünen Untergrund, die vor einer Minute zwei schwarze, nun verschwundene Scheiben beherbergt hatte.
    »Wenn Sie keine Jetons mehr haben, muss ich Sie leider auffordern, den Tisch zu verlassen.« In den Worten des Kasino-Angestellten hallte nicht die geringste Spur Emotion wider. »Bargeld können Sie jederzeit dort drüben am Schalter wechseln. Wir akzeptieren natürlich auch EC, Visa, Mastercard und American Express.«
    Abgewetztes Jackett wühlte hektisch in seinen Hosentaschen, fand aber offenbar nichts von Wert. Schließlich beförderte er ein speckiges, braunes Lederetui ans Tageslicht. »Ich schreibe Ihnen einen Scheck aus!«
    »Bedaure. Nur Bargeld, Kredit- oder EC-Karten.«
    »Meine Uhr!« Kleine Spucketröpfchen flogen auf den Filz und er riss sich die billige Imitation fast vom Arm. »Sie bekommen meine Uhr als Sicherheit.«
    »Bedaure ...«
    »Sie müssen mir zumindest die Chance geben, mein Geld zurückzugewinnen!«
    »Wie gesagt ...«
    »Ja, ja. Bargeld, Kredit- oder EC-Karte. Scheiße, ich bin hier Stammgast, wissen Sie das? Ich will sofort den Geschäftsführer sprechen. Das ist eine Unverschämtheit!«
    Mirko, der sich die erwartete Szene bislang schweigend angehört hatte, kramte ein paar Euromünzen aus seiner Jeans und schob sie abgewetztem Jackett hin. Dabei seufzte er lautstark und hoffte, dass die kleine Aufmerksamkeit ihre Wirkung nicht verfehlte.
    Gemeinhin besaß er zwar keine extrem soziale Ader, doch angesichts seiner eigenen Glückssträhne konnte er wohl ausnahmsweise einmal großzügig sein. Außerdem wollte er weiterspielen.
    »Was soll der Scheiß, Jungchen?«
    »Vielleicht sollten Sie es an den Automaten versuchen«, flüsterte Mirko und beobachtete die anschwellende Ader am Hals des Mannes.
    »Vielleicht solltest du deine Ratschläge für dich behalten. Und dein Milchgeld gleich mit. Ich brauche keine Almosen!«
    Trotz seiner eloquenten Ansprache krallte sich abgewetztes Jackett die Münzen, stopfte sie oben ins Hemd, stand auf und stieß seinen Stuhl so hart gegen den Tisch, dass Mirkos Jeton-Türmchen klappernd umfielen. Schlimm, wenn Verlierer ihre Grenzen nicht kannten ... Doch wenigstens sparte er sich weitere Debatten und zog unflätige Flüche murmelnd von dannen.
     
    »Sie würden einen ganz passablen Dealer abgeben«, meinte der Kasino-Angestellte mit einem Zwinkern. »Falls Sie einen Job suchen ...«
    »Danke, aber ich habe da schon etwas anderes im Auge.«
    »Große Pläne?«
    »Durchaus.« Mirko bugsierte drei rote Jetons in die Tischmitte und nickte. »Nächste Woche steht ein Vorstellungsgespräch an. Ein hochrangiger Posten bei der Bank.«
    »Nicht schlecht ...«
    Der Dealer teilte ihm einen Buben und sich ein Ass aus. Die Härchen an Mirkos Armen standen stramm.
    »Ja, die Sache wäre ein gewaltiger Karrieresprung für mich. Allerdings muss ich den Job erst mal kriegen.«
    »Zweifel?«
    »Nein ... eigentlich nicht.«
    Eine Zehn landete neben dem Ass. Eine Acht neben dem Buben.
    »Achtzehn und Stay das Haus. Blackjack für Sie. Gratuliere.«
    Sieben rote und ein blauer Jeton wanderten über den Filz. Mirko trommelte auf die Platte. Instinkt und Arsch in der Hose - das macht Sieger aus! Und er war ein Sieger; egal ob im Job oder im Spiel.
    »Neue Runde?«, fragte der Dealer; obgleich es nicht wirklich wie eine Frage klang.
    »Nein. Ich schätze, das reicht für heute.«
    »Ach ja? Sie möchten aufhören? Bei Ihrem Lauf?«
    »Ich denke schon.« Mirko zögerte einen Moment und packte langsam seinen Gewinn zusammen.
    Er brauchte letztendlich jedoch einige Sekunden, um tatsächlich aufzustehen. Seine Beine wackelten und ihm wurde leicht schwindelig. Wahrscheinlich das Restadrenalin, das beim Anblick der bunten Scheiben nachbrodelte.
    »Es war mir wie immer ein Vergnügen.« Der Dealer reichte ihm die Hand. »Auch wenn Sie das Haus ordentlich Geld gekostet haben.«
    »Gekonnt ist eben gekonnt.« Mirko grinste,

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