Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)
nächsten Besuch lieber ein paar Tage verschieben. Auf ein erneutes Treffen konnte er wahrlich verzichten.
Völlig desorientiert übergab er sich auf die gefrorene Wiese. Sein ganzer Körper zitterte und als das letzte Bisschen Mageninhalt dampfend den Boden wärmte, wurde ihm ein wenig schwarz vor Augen.
Obwohl das ja auch irgendwie übertrieben wäre ... und vermutlich war abgewetztes Jackett morgen gar nicht hier. Verrückte durfte man außerdem nicht gewinnen lassen. Nicht, dass er spielen musste ... er wollte nur ... Sieger machten das so ... sie konnten jederzeit aufhören ... wenn sie wollten ... jederzeit ... bloß nicht morgen ...
Groupies und andere Schwierigkeiten
Er war verdammt noch mal wach. Vereinzelte Sonnenstrahlen piesackten seine Augen und allmählich dümpelte auch sein Verstand an die Oberfläche. Mit einem gequälten Stöhnen rollte sich Leon auf die Seite, schwang die Füße aus dem Bett und starrte stirnrunzelnd auf die LED-Anzeige seines Radioweckers. Sieben Uhr. Das grenzte schon fast an Körperverletzung.
Den frühen Vogel holten die Würmer!
Missmutig drehte er die giftgrün blinkenden Zahlen zur Wand und rieb sich das Kinn. Warum zum Teufel war er wach? Ohne triftigen Grund kroch er sonst nie vor elf aus den Laken; und um als triftiger Grund durchzugehen, mussten laut seiner Definition mindestens die Worte biblische Katastrophe , Weltuntergang oder Grammy-Verleihung darin vorkommen.
Er durchforstete kurz seinen geistigen Terminkalender: Nein, keiner der Punkte stand aktuell auf der Tagesordnung. Gleiches galt für Verabredungen mit seinem Management, spontan anberaumte Pressekonferenzen oder Konzerte - nichts, was ihn dazu veranlasst haben könnte, den Wecker zu stellen.
Dementsprechend hatte ihn das Ding wohl auch nicht aus dem Schlaf getrötet. Eigentlich hatte der Kasten das kein einziges Mal getan, seit er unnützerweise seinen Nachttisch zierte. Er zeigte lediglich die Zeit an und verstaubte. Solide, klobig und leicht antiquiert; wie seine Mutter, die noble Spenderin des Selbigen.
Leon senkte den Kopf über die Knie.
Wenn der Wecker als Ursache wegfiel, blieben folglich nur zwei Möglichkeiten übrig: Entweder hatte sein Körper beschlossen, ihn mit sofortiger Wirkung zum Frühaufsteher zu degradieren oder - diese Variante erschien ihm insgesamt ein wenig plausibler - das Problem lag in dem Presslufthammer, der gerade emsig seinen armen Schädel malträtierte.
»Sieben ...«, genervt massierte er sich die Schläfen und wartete darauf, dass der fiese Seegang abebbte.
Eines musste man ihm lassen, wenn er sich einen Kater ansoff, dann einen Ordentlichen - und der hier verdiente eindeutig das Prädikat sibirischer Tiger . Er brauchte dringend ein Aspirin. Oder besser gleich zwei. Und eine Portion Zahnpasta gegen diesen fauligen Geschmack im Mund.
Ekelhaft. Als ob da drinnen etwas verweste ...
»Sex, Drugs and Rock & Roll!«, murmelte er, rappelte sich endgültig auf und zeigte seinem großen Idol das Victoryzeichen.
Die entrückte Miene Kurt Cobains schien im stumm beizupflichten.
Leon grinste. Wenn er wie jetzt genau die Mitte des Posters fixierte, konnte man glatt meinen, der göttliche Sänger von Nirvana nicke ihm zu. Wobei das nicht viel zu sagen hatte, denn der Rest des Zimmers bewegte sich ebenfalls.
»Ist hart ein Star zu sein, hä?« Schwankend kratzte er sich am Hintern und schlurfte Richtung Badezimmer.
Seine Lider hingen auf Halbmast - zwei dünne Schlitze, die den zugezogenen Jalousien, durch die nur spärlich Licht fiel, Konkurrenz machten. Trotzdem reichten die lausigen Millimeter auf beiden Seiten, um das Chaos der letzten Nacht mit Griffel und Feder in seine Netzhaut zu kratzen.
Er ließ den Blick über sein privates Schlachtfeld gleiten: Jede Menge überquellende Aschenbecher, wild verstreute Klamotten und gut drei Dutzend leere Flaschen, deren Inhalt zu einem beträchtlichen Teil gerade seinen Verdauungstrakt entlanggluckerte. Dazu eine Million Chipsbrösel, verschmierte Autogrammkarten, Pizzakartons, Dosen und die obligatorischen Relikte seines speziellen Gelages.
Ihm entfuhr ein Seufzen.
Nicht, dass der Müll angesichts seiner heruntergekommenen Bude überhaupt aufgefallen wäre. Seit er regelmäßig diese Privatpartys veranstaltete, glich das Loft einem Auffanglager für heimatlose Bakterienarten. Ein Zustand, der ihn im Grunde wenig störte und ihm sonst höchstens ein Schulterzucken entlockte. Doch der Geruch, der sich neuerdings
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