Zum weißen Elefanten
sehr, daß sie sich nicht bewegen konnte.
»Steh doch bitte auf. Was ein Glück, daß sie nicht ausschlägt, und Nora sagte, daß auf dem Weg kein Verkehr ist.«
Kaum hatte sie diese schicksalsschweren Worte ausgesprochen, während Katherine noch mit dem Kopf nach unten und den Beinen in der Luft dalag, als ein lautes Hupen erklang, Bremsen kreischten und ein Wagen um die Ecke schoß, auf den Grasstreifen auswich und mit den Vorderrädern knappe zehn Zentimeter vor dem steilen Abhang zum Meer hinunter stehenblieb. Ein großer älterer Herr stieg aus, der unter der Wirkung eines natürlichen Schocks zu stehen schien. Er starrte das ungewöhnliche Fahrzeug an, und dann brüllte er ärgerlich: »Was zum Teufel machen Sie mitten auf der Straße?«
Jane wußte, daß jetzt Entschuldigungen und Besänftigungsversuche angebracht waren. Kit hätte ihn sofort versöhnt, aber bis auf ihre Beine war nichts von ihr zu sehen. Außerdem verabscheute sie es zutiefst, wenn irgend jemand sie anbrüllte, ganz egal, welcher Anlaß vorlag. Das klägliche Ergebnis war, daß sie schnippisch erwiderte: »Was glauben Sie denn? Wir haben es uns etwas gemütlich gemacht.«
Der Fremde holte einmal tief Luft, und sein Gesicht verfärbte sich in ein noch tieferes Rot. Dann bemerkte er plötzlich Katherines Beine in der Luft und sah einen Kopf zwischen den Paketen. Er schnaubte: »Abscheulich. Betrunken, und das bei einer Frau.«
Das war einfach zuviel. Ein dumpfes verzweifeltes Gekicher kam von Katherine, und Jane begann zu lachen. Der Kraftfahrer schien zum Glück die Sprache verloren zu haben, schenkte ihnen einen durchbohrenden Blick und kletterte wieder in seinen Wagen. Dann setzte er vorsichtig zurück, zwängte sich ganz knapp an der teilnahmslosen Mona vorbei und überließ die Mädchen ihrem Schicksal.
»So ein Biest!« schrie Jane, der das Lachen plötzlich vergangen war, als sie zusah, wie der Wagen in einer Staubwolke verschwand. »Ein gräßlicher Mensch, uns hier einfach sitzenzulassen.«
Katherine kämpfte sich auf die Knie hoch und lachte hysterisch. »Er dachte, ich wäre betrunken, und du würdest mich nach Hause fahren. Warum hast du es ihm nicht erklärt, mein Schatz?«
»Erklärt — als er zu fluchen anfing?«
»>Zum Teufel<, ist ja noch kein Kraftausdruck, und außerdem hat er bestimmt einen Schock bekommen.«
»Ich auch. Macht nichts, wir werden ihn ja nicht wiedersehen. Vergessen wir ihn. Fragt sich nur, was jetzt zu tun ist?«
Zunächst mußte man offensichtlich einmal herausklettern. Das brachten sie ganz vorsichtig fertig, den Blick immer auf die träge Mona gerichtet, und dann sahen sie sich den Schaden an. Es war nicht so schlimm. Mona hatte sich nicht bewegt, so daß der Karren noch ganz war. Das morsche Geschirr war hie und da durchgebrochen, machte es aber leichter, sie zu befreien. Nachdem das geschehen war, brütete Mona weiter im Staub vor sich hin, und es bedurfte einigen guten Zuredens, sie wieder auf die Beine zu bringen. Ein markstückgroßes Stück Haut war an ihrem Hinterteil abgeschabt, aber sie trottete nur mürrisch an die Böschung, um ein riesiges Grasbüschel auszureißen.
Die Mädchen waren so erleichtert, weil sie weder verletzt war noch lahmte, daß sie wieder in albernes Gelächter ausbrachen. Das war das Ende eines langen, anstrengenden Tages, und das Leben hatte einige Anforderungen an sie gestellt. Sie saßen am Straßenrand neben dem baufälligen Karren, und Tränen der Erschöpfung fielen in den Staub. Unter ihnen plätscherte das Meer leicht gegen die Felsen, und eine neugierige Möwe beobachtete sie von der Seite. Abgesehen von Mona und dem erbärmlichen Karren wäre es eine Szene idyllischer Schönheit gewesen.
Schließlich erhoben sie sich völlig erschöpft, aber von dem Gedanken getröstet, daß das Haus nicht mehr weit sein konnte. Aber wie sollten sie ihre Fracht dorthin bringen?
»Das ist doch ein Kinderspiel«, sagte Katherine gelassen. »Der Karren wird einfach den Hügel hinunterrollen. Wir müssen nur verhindern, daß er wegrollt.«
Das klang ganz einfach, aber als sie starteten, begriffen sie, wie es Mona zumute gewesen war, denn der Karren gewann an Geschwindigkeit, und sie wurden unversehens in einen Trab und gleich darauf in einen Galopp gezwungen. Wäre ihnen ein anderer Wagen entgegengekommen, hätte es für beide den Tod bedeutet, aber Gott sei Dank war weit und breit nichts zu sehen, und nach der nächsten scharfen Kurve, die sie völlig außer Atem
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