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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nahmen, erblickten sie nicht weit entfernt ein großes weißes Haus, das alleine und verlassen in einem verkommenen Garten stand. Es war nahe an der Straße gelegen, und nur eine Koppel trennte es von einem herrlichen Strand dahinter.
    »>Da< muß es sein«, sagte Jane, wobei sie behutsam ihre Wade betastete, der der davonsausende Wagen einen harten Stoß versetzt hatte.
    »Himmlisch, kein Wunder, daß Tante Edith es den weißen Elefanten nannte. Genauso sieht es aus.«
    Aber Jane war gereizt und erklärte, daß ihre Mutter es nie gesehen habe und nur glaubte, es wäre eine Belastung und würde nichts einbringen. »Sieh dir die Größe an. Riesig. Und wie wollen wir diesen verdammten Karren den ganzen Weg hochziehen?«
    Plötzlich war er nicht mehr vom Fleck zu bewegen und ungeheuer schwer. Schließlich schnappte sich Jane die zwei schwersten Koffer, und Katherine nahm ein paar der restlichen Sachen. Müde schleppten sie sich mit ihrer Last den staubigen Weg entlang und mußten noch zweimal zurückgehen, bevor alles oben war. Jane war verstummt, und Katherine begann sich nun zu fragen, ob das Abenteuer wirklich soviel Spaß machen würde.
    Sie schlossen das Haus nicht auf, sondern ließen alles auf der Veranda, denn erst wollten sie sich um Mona und den Karren kümmern. Das alte Pferd machte keinerlei Schwierigkeiten; sie hatte sich nicht bewegt und schien noch immer an ihrem alten Grasbüschel zu kauen. Sie führten sie hinunter, und sie sah mit zynischer Schadenfreude zu, wie sie sich mit dem Karren abplagten.
    »Eins, zwei drei«, keuchte Jane zum drittenmal, und dann rief eine Stimme von der Koppel: »Warum laßt ihr das Pferd nicht ziehen? Dazu ist es doch schließlich da, oder nicht?«
    Katherine sprang auf und ließ die Deichsel fallen, die verrutschte und Janes Knöchel erwischte. Wütend blickte sie auf und sah nun einen jungen Mann, der von der anderen Seite des Zaunes zu ihnen herunterlächelte. Aber natürlich sah er nicht sie an. Er hatte seine Augen weitergleiten lassen und riß sie interessiert auf, als sie bei Katherine ankamen. Jane kannte diesen Blick und atmete erleichtert auf. Der Rest würde einfach sein. Sie humpelte dankbar zum Wegrand und setzte sich, während der Fremde über den Zaun sprang und die Böschung hinunterlief.
    »Überlassen Sie das mir mal. Was wollen Sie denn mit dem alten Wrack?« Im nächsten Augenblick rollte er den Karren geschickt zum Haus und ging dann Mona holen, Jane saß nur da und trat gar nicht in Erscheinung. Es machte ihr nichts, daß der Junge Katherine wie die Inhaberin des Hauses behandelte und sie offensichtlich als ihre Untergebene betrachtete. Sie wollte nur ruhig dasitzen und ihre blauen Flecken zählen.
    Er war noch sehr jung, ungefähr in ihrem Alter, aber sehr stark, und das war das einzige, worauf es ankam. Bald hatte er alles unter Kontrolle, Mona war in der Koppel und schnupperte verächtlich an einer wilden Zehrwurzlilie, die an einem kleinen Bach wuchs. Die ganze Zeit über plauderten er und Katherine fröhlich miteinander, und seine Verwirrung wurde offensichtlich immer größer. Er hieß Tony Carr und wohnte weiter unten an der Küste; sein Vater betrieb die große Farm, zu der Janes Haus einmal gehört hatte.
    »Nein, wir haben nie dort gewohnt. Der Mann, von dem wir das Grundstück kauften, hatte ein paar Meilen weiter ein anderes Haus gebaut. Ist zwar ein ganz hübscher alter Bau, aber doch etwas verkommen. Habt ihr die Schlüssel? Gut. Ich war nur einmal drinnen. Meistens wohnten eigenartige Leute hier. Künstler und so. Sie waren wohl nicht sehr scharf darauf, ihre Nachbarn kennenzulernen.«
    Als Jane die Schlüssel herausholte, schien Tony sie zum erstenmal zu bemerken. Da ihr eine derartige Behandlung absolut nicht fremd war, nahm sie sie auch nicht übel. In jedem Fall betrachtete sie ihre Kusine als Mitinhaberin des Hauses. Sie hatten immer alles geteilt. Was den jungen Mann anging, so war er sehr nützlich, und Kit verhielt sich lediglich wie immer, wenn sie etwas wollte. Jane war so müde, daß sie froh darüber war. Trotzdem hatte sie plötzlich den Wunsch, Erinnerungen an ihren Paten und sein Haus aufzufrischen, und deshalb ließ sie die beiden allein, um wieder nach draußen zu gehen. Ja, es war wirklich wie ein Elefant, oder vielleicht eher wie ein Kamel, mit seinen zwei langen einstöckigen Enden und dem mittleren Teil, der sich wie ein riesiger Höcker erhob, in dem sich sechs Flügelfenster befanden, worauf Andrew Best, immer von

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