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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Kommoden und zwei ausgeleierten Sesseln. Der Boden war mit Linoleum ausgelegt, und die beiden großen Fenster gingen direkt auf das ruhige blaue Meer hinaus. Es war eines der Schlafzimmer im Untergeschoß, und in dem anderen Bett schlief Katherine ganz friedlich.
    Und sie sah aus wie ein Engel, obwohl sie mit den eigenartigsten Lumpen zugedeckt war: mit einem alten Vorhang, der über der Wohnzimmertür gehangen hatte, mit einem Kaminvorleger aus demselben Zimmer und schließlich, noch unglaublicher, mit einem großen quadratischen Teppich. Aus diesem schäbigen und häßlichen Bettzeug guckte ihr Kopf hervor, auf einem unbeschreiblichen, mit vier Taschentüchern bedeckten Kopfkissen; er lag dort wie eine liebliche Blume, die Augen geschlossen, dunkle Wimpern auf blassen Wangen und goldenes Haar.
    Jane hatte borstiges, widerspenstiges Haar, und obwohl sie sich nicht mit alten Vorhängen und Teppichen hatte zudecken wollen, sah sie äußerst schmutzig aus und fühlte sich auch so. Noch immer trug sie die Kleider, in denen sie über die staubigen Straßen gereist war, und darüber alle anderen Kleidungsstücke, die sich in ihrem Koffer befunden hatten. Der Abend war nicht leicht gewesen. Noras Kerzen waren zwar ein Segen, aber wären ein noch größerer gewesen, wenn sie etwas zu ihrer Befestigung hätten finden können. Auf Untertassen wackelten sie hin und her und fielen um; in kaputten, von den Vormietern zurückgelassenen Tassen legten sie sich elegant zur Seite, und das Wachs tropfte überall hin. Schließlich kramte Jane im Halbdunkel in der alten Mülltonne und fand eine Ansammlung von Bierflaschen, in die sie das ganze Paket steckte, war aber enttäuscht, wie wenig Licht die Kerzen gaben.
    Zum Essen hatten sie eine Dose Ölsardinen und frisches Brot, aber kein Besteck. Nora hatte ihnen einen Büchsenöffner mitgegeben, und mit seiner Hilfe bohrten sie Stücke aus dem Brotlaib; dann nahmen sie die Sardinen am Schwanz und aßen sie, während das Öl über ihre Finger tropfte. Sie spülten einen Kessel und kochten auf der offenen Feuerstelle Wasser, warfen eine Handvoll Tee hinein und tranken dankbar die blasse bernsteinfarbene Flüssigkeit. Danach holte Jane alle Kleider, die sie finden konnte zusammen, während Katherine mit einer triefenden Kerze in der Hand einen Rundgang durch die Zimmer machte und das Wrackgut zurückbrachte, mit dem sie sich dann befriedigt zudeckte.
    Die Nacht war kühl, und Jane warf sich unruhig hin und her, während Katherine gegenüber in sanften Schlummer fiel. Sie drehte sich nicht um und bewegte sich nicht, sie akzeptierte die gegenwärtige Lage, ohne weiter an die Zukunft zu denken. Das war Kits Art, dachte Jane, und sie beneidete sie.
    Katherine wurde wach, als ihre Kusine aus dem Bett stieg, räkelte sich verschlafen und sagte: »Komm, wir gehen schwimmen. Gut, daß unsere Badeanzüge im Koffer sind — aber sonst würde ich auch ohne gehen. Nach diesem Teppich muß ich mich erst mal waschen. Ob ich geschlafen habe? O ja, herrlich. Warum denn nicht?«
    Der Strand war die reinste Freude; leicht abfallender weißer Sand, selbst Kinder konnten dort kaum ertrinken, nur wenn sie ganz weit hinauswateten. Die Mädchen schwammen gerne, und das Wasser war so frisch, daß sie sich nach der Nacht in dem schmutzigen Haus, das — dessen waren sie leider nur allzu sicher — nötigst geputzt werden mußte, wieder menschlich fühlten. Das Frühstück, eine Wiederholung des Menus vom Abend zuvor, war heute morgen köstlich, und Jane sagte: »Zuallererst müssen wir diesen gräßlichen Bert erwischen.«
    Aber wie? Das Telefon war, wie sie schon entdeckt hatten, zwar noch da, aber abgestellt. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten, bis Tony auftauchte. Er kam um neun Uhr auf seinem Rundgang durch einen Teil der Farm und lachte schallend über die schmutzigen Betten. Sobald er die Schafweiden hinter sich hätte, würde er nach Hause gehen, Bert anrufen und »Himmel und Hölle in Bewegung setzen«.
    Aber er war kaum gegangen, da fuhr ein Lieferwagen vor, und ein großer, dunkler, dünner Mann stieg aus. Es war Hugh, der das verlorene Gepäck brachte. Nora hatte Bert abgefangen, sagte er, das vergessene Gepäck in der hintersten Ecke seines Lastwagens gefunden und es an sich genommen. »Es schien mir am besten, es gleich hierher zu bringen. Wie seid Ihr gestern abend zurechtgekommen?«
    Auch er lächelte über ihre Schlafstatt, aber er lächelte mitleidig. »Um Strom und Telefon haben

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