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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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aus. »Jetzt ist sie sicher in der Matratze«, kreischte Jane. »Sie versteckt sich im Kapokhaar. Und ich muß doch weitermachen. Oh, ich kann Ratten nicht ausstehen.«
    Für einen älteren Gentleman gab es natürlich keine andere Möglichkeit, als zu sagen: »Ich werde nachsehen«, und George zögerte keinen Augenblick. Das war die Strafe für seine Rücksichtslosigkeit. Es war sogar eine Wiedergutmachung. Er sagte: »Seien Sie beruhigt. Ich werde dafür sorgen, daß sie nicht mehr da ist«, und mit diesen Worten begab er sich zum Stall.
    Jane begleitete ihn nicht. Sie ging bis zur Tür, dann floh sie. Jetzt sah sie, wie Katherine aus ihrem Versteck auftauchte, sich die Tränen aus den Augen wischte und keuchte: »Schade, daß du das nicht sehen konntest. Als wärst du mit einer Flinte oder so einer amerikanischen Rakete angeschossen worden. O Jane, du hast ihn umarmt, und er ist von oben bis unten voll Kapokhaar.«
    »Ist mir egal. Es war die dickste Ratte, die ich je gesehen habe Komm jetzt. Du hast ja keine Angst vor ihnen. Geh hin und hilf ihm, die Matratze zu durchwühlen.«
    »Das ist aber so dreckig — und ich habe nichts für meine Haare.«
    Aber diesmal waren Jane die schönen Haare gleichgültig. Sie packte ihre Kusine fest am Arm. »Komm schon. Die Haare kannst du wieder waschen, und ich gehe nicht zurück, bevor nicht einer jeden Zentimeter der Matratze abgetastet hat. Ich konnte an ihrem Gesicht sehen, daß sie dort ein Nest bauen wollte.«
    Katherine stöhnte, gab aber dann wie gewöhnlich nach.
    »Dieses himmlische Geschöpf«, sagte Mr. Enderby später unter Niesanfällen zu seiner Schwester, »hatte nicht die geringste Angst. Sie kam wirklich und half mir und sagte nur: >Ich habe keine Angst, wenn Sie hier sind. Sie werden nicht zulassen, das sie mich beißt — - und außerdem ist sie wahrscheinlich weggelaufen. Sie hat sich bestimmt mehr erschrocken als Jane.< So vernünftig. So ruhig. So ausgeglichen.«
    Und natürlich war die Ratte verschwunden. Bis Jane davon überzeugt war, hielt sie sich in sicherer Entfernung auf, nieste und hustete und versuchte, Kapokhaar von ihren Augenwimpern, ihrem Haar und ihrem Badeanzug zu entfernen. Der gute Ton verlangte, daß sie dabeistand und sich nicht inzwischen etwas konventioneller anzog; als die beiden Helden schließlich herauskamen und aussahen, als wären sie in einen schrecklichen Schneesturm geraten, guckte sie so reumütig, daß sogar Katherine zufrieden war.
    »Nichts zu danken«, keuchte Mr. Enderby heiser. »Überhaupt nichts zu danken. Freue mich, daß ich diesmal helfen konnte, ich hoffe, daß ich damit wiedergutmachen kann,...« Hier hinderten ihn mehrere Niesanfälle, die Vergangenheit wieder erstehen zu lassen, und Jane unterbrach ihn schnell.
    »Ich muß mich auch dafür entschuldigen. Ich bin manchmal schrecklich gereizt. Lieber Himmel, was sollen Sie von mir denken — entweder sitze ich auf einem alten Pferd oder ich springe Sie aus einer Tür an. Ich bin nicht immer so verrückt.«
    »Ein nettes kleines Mädchen«, erzählte George später Mrs. Carr. »Sehr gerade und offen. Natürlich ist sie mit der anderen nicht zu vergleichen, aber immerhin...«
    Zu Jane sagte er mit erzwungenem und gesuchtem Humor: »Nicht immer so verrückt? Auf diese Bemerkung kann ich nur schwer antworten, meine liebe junge Dame. Wenn ich sage, ich glaube Ihnen, dann heißt das, ich halte Ihr bisheriges Benehmen für, hm, exzentrisch. Geben wir uns lieber die Hand und lassen Vergangenes vergangen sein, was meinen Sie?«
    Später sollten sie noch merken, daß >der Fürst< sehr in kleinen Klischees verhaftet war und sie immer mit überraschender Originalität anbrachte. Aber Jane war entwaffnet und kam zu dem Schluß, daß sie den Alten gerne mochte, auch wenn er etwas hochtrabend war. Sie hätte ihre Laune nicht verlieren dürfen; immer geschah ihr das. So legte sie ihre verschmierte kleine Hand in die seine und sagte: »Einverstanden. Und außerdem haben Sie uns diesmal das Leben gerettet. Kit ist ein hoffnungsloser Fall. Sie kichert immer, wenn irgend etwas passiert.«
    Die letzten Worte mißbilligte George. Völlig unmöglich, so etwas Gewöhnliches wie Gekicher mit diesem herrlichen Geschöpf in Verbindung zu bringen. Er dachte noch immer an ihre Reize, als er sehr spät bei seiner Schwester zum Mittagessen eintraf und noch immer nieste und hustete.
    »Ja, ich werde bestimmt sofort hinfahren. Tony ist natürlich hingerissen. Nicht, daß es mir etwas ausmachte.

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