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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wir uns auch gekümmert. An beiden Stellen haben wir angerufen, und die Leute vom Elektrizitätswerk kommen zufällig vorbei und werden den Strom heute noch in Ordnung bringen. Mit dem Telefon wird es wahrscheinlich etwas länger dauern. Vielleicht zeigt ihr mir jetzt, wo ich die Kisten hinstellen soll.«
    Er war hilfsbereit und interessiert, ganz wie sie sich Noras Mann vorgestellt hatten, obwohl er ein nicht sehr starker, ernsthafter Mensch zu sein schien. Er half, alle Kisten zu öffnen, sie an ihren Platz zu stellen und verabschiedete sich dann, um seine Fahrt fortzusetzen. Als Tony ankam und merkte, daß ihm die Schau gestohlen war, war er etwas verärgert, aber er zündete das Feuer an und sah nun, daß sie mit ihrer aussichtslosen Reinigungsaktion schon begonnen hatten.
    »Übrigens«, sagte Jane, die aus den Tiefen eines riesigen Schrankes auftauchte, aus dem sie eine sonderbare Ansammlung von kaputten Golfschlägern, alten Hüten, ausgetretenen Stiefeln und leeren Flaschen geholt hatte, »erzählen Sie uns doch mal, wer hier einen großen neuen Wagen besitzt. Blauweiß, ein Riesending.« Sie berichtete Tony von ihrer Begegnung am Vorabend.
    »Onkel George«, sagte er sofort. »Er hat uns besucht, und ihr hättet ihn beinahe getroffen. Himmel, das Gesicht des Alten hätte ich gerne sehen wollen. Er ist ein nervöser Autofahrer, und es ist erstaunlich, daß er keinen Herzschlag bekommen hat. >Wir machen’s uns gemütlich...<, das hat ihn bestimmt aus der Fassung gebracht. Warum haben Sie das gesagt?« Er lächelte Jane an, auf seinem Gesicht zeigte sich zum erstenmal Interesse.
    »Ich war nur verärgert. Es war abscheulich von ihm, mich erst anzuschreien, dann wegzufahren und uns unserem Schicksal zu überlassen.«
    »Kann ich nicht verstehen. Er muß wirklich außer sich gewesen sein, denn normalerweise ist er ein guter Kamerad und kommt sich wichtig vor mit Mädchen. Hat noch was von der alten Galanterie. Ich hätte doch gedacht...« und Tonys Blick wanderte zu Katherine, die gerade versuchte, wochenalten Staub vom Treppengeländer zu entfernen.
    Jane verstand diesen Blick sehr gut, und sie nahm ihn nicht übel.
    »Er hat nur mich gesehen. Kit lag ganz unten im Karren.«
    »Aha...« Die Betonung war vielsagend, und Tony, ein sehr zuvorkommender junger Mann, der jetzt gemerkt hatte, daß »die Kleine eine ganze Menge Grips hat«, bedauerte es und fuhr hastig fort: »Ich meinte nur, George ist sonst nicht so. Er ist ein prima Kerl, und Ihr werdet ihn bestimmt mögen. Hier ist er eine wichtige Person — und hinter seinem Rücken wird er >der Fürst< genannt. Hat viel Geld mit Öl oder so was im Mittleren Osten gemacht und unterhält ein Herrschaftshaus auf der anderen Seite von Condon.«
    »Kein Wunder, daß er eingebildet ist. Und er ist Ihr Onkel?«
    »Mutters Bruder, George Enderby. Er wird bestimmt mit tausend Entschuldigungen in den nächsten Tagen vorbeikommen, wenn er von euch hört. Er ist ziemlich oft hier, wenn er sich nicht gerade in der Stadt aufhält.«
    Ein paar Tage später begann Jane mit den Matratzen. Im ganzen waren es zwölf, alle schmutzig. »Mußt du das tun, mein Schatz?« fragte Katherine mitleidig, aber ohne Hilfe anzubieten.
    »Wenn wir das Haus möbliert verkaufen wollen — was unsere beste Chance ist, wie die Leute sagen — dann werden die Käufer von schmutzigem Bettzeug sofort abgeschreckt. Ich habe jemand nach Condon geschickt, um neue Überzüge zu besorgen, und ich will damit anfangen, das Kapokhaar vorsichtig in dem alten Stall umzufüllen.«
    Katherine schüttelte sich und zog nach oben, um ein paar Fensterbänke zu putzen. Jane hatte verstanden. Das war eine Arbeit, die Kit haßte; sie wartete ungeduldig auf das Anstreichen, das ihrem künstlerischen Talent freie Hand lassen würde. Jane, nicht künstlerisch veranlagt, würde natürlich die schmutzige Arbeit tun.
    Und sie fand sie sehr schmutzig. Bald war sie mit Kapokstaub bedeckt; bei dieser Arbeit konnte man nur einen Badeanzug tragen. Schnell ging sie ins Haus, um sich umzuziehen: sie lachte, als sie Katherines ziemlich unmusikalisches Gesinge bei der Arbeit hörte. Als sie umgezogen war, kehrte sie in den Stall zurück, der schon bis oben von Kapokhaar erfüllt zu sein schien, und begann, in eine Staubwolke gehüllt und unter wahnsinnigem Geniese, mit der dritten Matratze. Sie war viel zu beschäftigt und zu ärgerlich, um das Geräusch eines heranfahrenden Wagens zu hören. Auch Katherine hörte es nicht. Sie

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