Zum weißen Elefanten
»Reitstall? Das klingt schon besser. Viele lose Boxen, oder?«
Diese Frage verstand Jane nicht. Natürlich konnte man überall boxen, wenn man wollte, aber sie hatte das dunkle Gefühl, daß die Frau etwas anderes meinte, so begnügte sie sich mit dem Vorschlag, die Dame möge vielleicht besser kommen und sich alles selbst ansehen, wobei sie schon bei sich beschloß, Tony für diese Gelegenheit um ein paar Ackergäule zu bitten. Vielleicht war es ein Glück, daß die nächste Frage der Unterhaltung ein Ende setzte.
»Natürlich gute Möglichkeiten zum Fischen? Ich vermute, Sie haben eine Mole?«
Verzweifelt hatte sich Jane die ganze Zeit bemüht, ihre gute Laune zu behalten; aber jetzt platzte ihr der Kragen. »Nein, es gibt keine Mole, und auch keine Motorbootflotte. Es gibt hier nur ein nettes altes Haus und eine herrliche Aussicht und alles, um normale Menschen glücklich zu machen.«
Ihre Gesprächspartnerin sagte in scharfem Ton, daß die Sprecherin wahrscheinlich wenig von normalen Menschen wisse, und hing ein. Sie meldete sich nicht wieder.
Die beiden anderen riefen nicht an, sondern kamen im Auto vorgefahren. Der erste war ein Mann, und dafür war Jane sehr dankbar. Männer waren im allgemeinen weniger kleinlich, und hier konnte sie sich auf Kit verlassen. Aber diesmal hatte sie sich getäuscht; es handelte sich offensichtlich um einen tüchtigen Geschäftsmann, der einen günstigen Kauf tätigen wollte. Nicht für sich selbst, sagte er, aber er war beauftragt, für einen Mann mit Geld, der gerne ein kleines Häuschen haben wollte, wohin er seine Freunde zu strahlenden Wochenenden einladen konnte, das Entsprechende zu finden. Katherine stimmte der Gedanke traurig, daß sich das alte Haus »Mitternachtsorgien«, wie sie es später nannte, gefallen lassen mußte, aber es kam nicht zum Abschluß, denn der Fremde sah sich schnell um und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht das Richtige. Zu groß. Außerdem abgelegen. Und dann möchte mein Freund ein bißchen Luxus. Einen hübschen Garten. Einen Teich mit Wasserlilien. Ein Glashaus.«
Hier guckte Katherine etwas verwirrt, sagte aber hilfreich, daß an Glas kein Mangel sei; das wisse sie, denn sie habe ja alle Fenster geputzt. Aber er lächelte und sagte mitleidig: »Ein Gewächshaus, irgendwo, für Trauben und Tomaten.«
An diesem Punkt griff Jane, die bis dahin im Hintergrund gekocht hatte, mit blitzenden Augen in die Unterhaltung ein. »Und er glaubte wirklich, das alles für 48 000 zu bekommen? Was sind heutzutage 48 000 Mark?« (Letzteres war ein Zitat des >Fürsten<; für Jane waren 48 000 Mark ein sagenhafter Reichtum, aber das würde sie besser verheimlichen). Der Mann sah erstaunt und belustigt aus. »Nicht wenige würden ihre Seele für 48 000 verkaufen, meine Kleine, da täuschen Sie sich mal nicht«, sagte er. Jane, die über »die Kleine« wütend war, sagte, sie würden das jedenfalls nicht tun; der Mann grinste zu ihr herunter, riet ihr, die Ruhe zu bewahren, stieg in seinen Wagen und verschwand.
»O je«, sagte Katherine traurig, »und er sagte, der Mann hätte Geld.«
»Ich konnte ihn nicht ausstehen«, antwortete Jane, um sich zu verteidigen. »Und außerdem hätte er es ohnehin nicht genommen. Was für gräßliche Leute diese Käufer doch sind.«
Nummer sieben war wirklich unangenehm. Sie kam am nächsten Tag an, schön, gut zurechtgemacht, überheblich, und vom ersten Wort an entschlossen, alles schlechtzumachen. Nicht, was sie sich vorgestellt hatte. Wirklich Zeit- und Benzinverschwendung. Natürlich dachte sie an ein Ferienhaus, aber was sollte sie mit einem solchen Kasten anfangen? Keine gesellschaftlichen Ereignisse. Kein Tennis, kein Golf. Und was diesen Laden da betraf — tja, so könne man da vielleicht Brot und Seife und Butter kaufen, aber wirklich... Sie hoffe jedenfalls, daß sie einen Käufer für ihr Haus fänden und es loswürden. Ob sie im Preis nicht besser heruntergehen sollten? Sie habe den Eindruck, dieser weiße Elefant werde sich als reine Belastung erweisen.
Jane, die immer ärgerlicher geworden war, sagte honigsüß: »Ja, ein weißer Elefant. Wunderbare Geschöpfe sind das. Wir lieben sie. Guten Tag.«
Die Dame, die gerade zum Handeln ansetzen wollte, guckte überrascht, aber Jane drehte ihr ganz entschieden den Rücken, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu gehen.
Katherine sah sie vorwurfsvoll an. »Mein Schatz, warum fährst du sie so an?«
»Anfahren? Ich habe sie nicht angefahren. Ich habe
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