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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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habe ich genügend zweitklassiges Benehmen gesehen — Guten Tag.«
    Der Makler wurde puterrot und gab einen würgenden Laut von sich, in dem guten Glauben, damit sein Lachen vertuscht zu haben. Seine Kundin schnaubte und stürzte sich dann auf ihn: »Sie haben meine Zeit vergeudet. Ich glaubte, mit einer verantwortungsvollen Persönlichkeit zu verhandeln, nicht mit einem unverschämten Schulmädchen, das den Wert des Geldes nicht kennt. Bringen Sie mich sofort nach Hause.«
    Der Rest des Nachmittags war für Jane sehr traurig. Sie war verärgert über sich selbst und haßte es, ihre Fehlleistung Katherine zu beichten. Sie wußte, daß sie verrückt war, 40 000 auszuschlagen, denn ihre Lage sah verzweifelt aus, und sie hätte dem Angebot mit Freuden zustimmen sollen. Natürlich war das Haus viel mehr wert, aber sie konnten sich diese Erwägungen nicht länger leisten. Arme Kit, die beim Zahnarzt gelitten hatte, und nun nach Hause kam, um diese Neuigkeit zu erfahren.
    Aber in derartigen Situationen bewies Katherine immer ihre wahre Stärke. Sie lachte und sagte: »Ich bin froh, daß du die alte Hexe zum Teufel gejagt hast.« Dann sagte sie, sie hätte gerne eine Tasse Kaffee, denn ihr Zahn sei jetzt wieder in Ordnung, und ermunterte Jane, sich zu trösten, denn es würde natürlich jemand kommen, der das Haus einfach himmlisch finden würde.
    »Bis jetzt haben wir niemanden gefunden. So ein freches Weib, von einer zweitklassigen Pension zu sprechen. Es könnte eine ganz herrliche werden.«
    Als sie das sagte, trafen sich ihre Blicke. Blitzartig war ihnen derselbe Gedanke gekommen. Warum sollten sie es nicht selbst machen? Warum sollten sie nicht versuchen, zumindest im Sommer Pensionsgäste zu bekommen? Einen Moment war es still, dann sagte Katherine: »Wenn wir das machen, können wir hier bleiben. Immer hier leben. Nicht mehr in die Stadt zurückgehen und irgendeiner langweiligen alten Frau Gesellschaft leisten müssen. Niemand wird mehr über deine Rechtschreibung schimpfen und dich entlassen. Richtig leben, Jane.«
    »Ich weiß. Richtig leben. Es muß ein großer Erfolg werden, und dann können wir auf die anderen pfeifen. Aber sollen wir es wirklich tun? Würden wir damit nicht noch mehr gutes Geld in eine verlorene Sache stecken?«
    »Aber warum denn nicht? Wozu ist das Geld da? Nein, ganz im Ernst, mein Schatz, das ist ein herrlicher Einfall. Der beste, den wir je gehabt haben. Die exklusive Pension der Damen Lee. Zum Teufel mit dieser Frau und ihrem zweitklassigen Schuppen.«
    Und so faßten sie zumindest einmal für sich den Entschluß.
    Natürlich wurden alle Freunde ausführlich um Rat gefragt. George Enderby, der wieder zurückgekehrt war und es äußerst bedauerte, daß er sich bei den Maklern nicht hatte einschalten können (»Mit diesen Kerlen muß ein Mann verhandeln, meine Liebe«), machte ein ernstes Gesicht. Ebenso Mrs. Carr.
    Sie sagte: »Aber es wird schrecklich viel Arbeit machen. Natürlich nur saisonbedingt, aber in der Zeit wird es fürchterlich sein. Außerdem versteht ihr beide nichts davon.«
    George murmelte: »Ihr müßt euch mit komischen Leuten rumschlagen. Nicht alle sind feine Herren. Versuchen bestimmt, zwei nette Mädchen auszunutzen. Werden mit allen möglichen Ansinnen kommen. Sie werden unverschämt werden. Ich würde es nicht gerne sehen, wenn meine Tochter so etwas in Angriff nähme.«
    Nora hingegen war mehr als zuversichtlich, als sie davon hörte. »Ihr werdet bestimmt massenhaft Geld scheffeln. Mag sein, daß es viel Arbeit ist, aber es lohnt sich gewiß. Ihr werdet so viel verdienen, daß ihr im Winter eine von diesen Inselkreuzfahrten mitmachen könnt. Eine phantastische Idee.«
    Hugh versuchte, sie zu bremsen. »Es ist riskant. So eine Pension muß erst einmal bekannt werden. Könnt ihr ein oder zwei Jahre warten, bevor ihr Geld verdient?«
    Jane sagte verzagt, bis dahin würden sie wohl halb verhungert sein, und er fuhr unbarmherzig fort: »Außerdem habt ihr beide keine Erfahrung darin, wie man ein Gasthaus betreibt.« Und er hätte beinahe hinzugefügt: »Und Katherine arbeitet nicht so gerne wie du, Jane«, aber das behielt er besser für sich.
    Katherine warf plötzlich ein: »Müssen wir den lieben weißen Elefanten Gasthaus nennen? Das ist so ein albernes Wort. Warum nicht Pension?«
    »Das geht auf keinen Fall«, sagte Nora bestimmt. »Es muß ein Gasthaus sein, und ihr müßt einen Aufenthaltsraum haben und euren Gästen Mahlzeiten servieren. Man muß hier schon

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