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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nun auch die letzten Feinheiten ausgeführt waren. Sobald es die Käufer übernahmen, sagte Jane ganz offen, wäre Schluß mit dem Vergnügen, und das Leben würde die reine Hölle werden.
     

4
     
    Zunächst hatten sie große Pläne; die Maklergebühren würden ungeheuer hoch sein; warum sollten sie das Haus eigentlich nicht selbst verkaufen? Hugh und Mrs. Carr äußerten beide Bedenken gegen diese Sparmaßnahmen. George Enderby befand sich auf einer seiner zahlreichen Reisen in die Stadt und konnte nicht befragt werden. Sie beschlossen, einen Versuch zu starten und setzten teure Anzeigen in mehrere Nordinsel-Zeitungen; dann zogen sie sich zurück, um auf den Ansturm der Käufer zu warten. Ihre Anzeigen hatten es so reizvoll geschildert, daß sie ständig auf das Telefon lauschten, in der festen Überzeugung, es würde gar nicht mehr zu klingeln aufhören.
    Es kamen sieben Anrufe. Fünf davon verliefen ungefähr folgendermaßen:
    »Haben Sie Strom?«
    »Natürlich.«
    »Wie nahe an Condon?«
    »Ungefähr sechzehn Meilen« — das war leicht untertrieben, aber wohl doch noch so viel, daß zwei der Bewerber sofort absprangen. Die anderen waren hartnäckiger, obwohl ihre Stimmen etwas entmutigt klangen.
    »Ist es ein neues und modernes Haus mit allen Annehmlichkeiten?«
    »Nicht neu, aber sehr gutes Bauholz und eine sehr praktische Küche. Alles ist renoviert.« (So Jane, aber Katherine protestierte leise: »Nicht renoviert, mein Schatz. Klingt so nach altmodisch«, und Jane nahm ihre Aussage hastig zurück.) »Nicht ganz neu, aber aus Fichte gebaut und daher viel stabiler als die meisten modernen Häuser.«
    Aber sie waren von den modernen Annehmlichkeiten nicht abzubringen.
    »Natürlich keine Treppen?«
    »Das schon, aber im Untergeschoß sind auch Schlafzimmer, so daß Sie sie nicht zu benutzen brauchen.«
    »Wie viele Schlafzimmer?«
    »Tja, im ganzen wohl zehn, aber...«
    »Zehn? Du meine Güte. War es eine Pension?«
    Sie hatten beschlossen, den Mißerfolg des Künstlerheims für sich zu behalten. »Nein, aber der Farmer hatte viele Kinder.«
    Eine lachte und meinte, den hätte man wohl besser ins Gefängnis gesteckt, aber eine andere sagte, das klinge alles sehr nach einem Irrenhaus, und hängte einfach ein. Zwei gaben nicht auf, aber ihr Interesse hatte nachgelassen, nur die Hoffnung auf einen Gelegenheitskauf hielt sie noch bei der Stange, denn 48 000 Mark war billig für ein großes Haus am Meer. Jeder fragte: »Haben Sie heißes und kaltes Wasser in den Schlafzimmern?« Jane begann, ungehalten zu werden, so nahm Katherine den Hörer, dem sich ihr Ohr schon so weit wie irgend möglich genähert hatte, und sagte mit gleichbleibender Freundlichkeit: »O nein. Wissen Sie, der Reiz dieses Hauses liegt gerade darin, daß es..., daß es anders ist. Nicht wie ein Hotel. Ein richtiges Heim.«
    »Aber nicht leicht zu unterhalten. Haben Sie ein Einkaufszentrum im der Nähe?«
    Katherine war einen Augenblick ratlos, aber Jane zischte: »Der Laden«, und sie fuhr in aller Seelenruhe fort: »Nur zwei Meilen entfernt bekommen Sie alles, was Sie nur benötigen, und die Waren werden ins Haus geliefert.«
    Das versöhnte sie und eine sagte: »Natürlich kommt täglich die Post und die Zeitung?«
    Katherine mußte zugeben, daß auch das Postamt und der Zeitungsstand zwei Meilen entfernt waren, und das gab ihr den Rest.
    Am nächsten Tag mußte Jane mit der anderen ringen, die noch ausgefallenere Wünsche hatte. »Wie sieht es mit Vergnügungen für junge Leute aus? O ja, schwimmen? Natürlich, und ich vermute auch Segel- und Motorsport, wie das am Meer üblich ist? Wie steht es mit Tennisplätzen? Und gewiß befindet sich in der Nähe ein Golfplatz?«
    »Ein Golfplatz, da bin ich nicht ganz sicher, aber es gibt hier genügend Flachland für Tennisplätze.«
    Von der anderen Seite kam ein Brummen, und die Stimme fuhr unbarmherzig fort: »Meine Familie reitet leidenschaftlich gerne. Ich hoffe, es gibt dort einen Grasboden? Haben Sie vielleicht ein paar Reitpferde, die Sie mit dem Haus verkaufen könnten?«
    Jane blickte zum Fenster hinaus, wo Mona, die noch immer bei ihnen war, weil keiner sie zurückbringen wollte, im Schatten saß und ihre Unterlippe fast auf den Boden hängen ließ. Sie unterdrückte ein Lachen und sagte dann ernst: »Ich fürchte, wir können uns nicht von unserem Reitstall trennen.«
    Das war ihr Unglück. Jane hätte nicht versuchen sollen, witzig zu sein, denn hier hakte die unsichtbare Käuferin ein:

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