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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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dabei gelächelt, ganz freundlich.«
    »O nein, meine Liebe. Gar kein freundliches Lächeln war das, sondern ziemlich das Gegenteil davon.«
    Dann kamen noch zwei Nachzüglerbriefe an. Der eine fragte hoffnungsvoll, ob sie das Haus nicht vielleicht gegen eine Molkerei mit zwanzig Milchkühen eintauschen wollten, und der andere lenkte ihre Aufmerksamkeit sehr stark auf eine kleine Milchbar in einem der weniger gut beleumdeten Großstadtvororte, und bot diese an Stelle von Bargeld für das Haus an, vorausgesetzt, sie würden noch zwölftausend Mark dazulegen.
    Das war das Ende ihrer eigenen Bemühungen. Ihre kostspieligen Anzeigen hatten sich als Fehlschlag erwiesen, und zwei Wochen waren verloren. Nun müßten sie es wohl mit Maklern versuchen. Sie gaben es drei Männern in Condon an die Hand und schrieben noch an andere, die weiter entfernt waren. Nach fünf Tagen der Ruhe wurden sie umzingelt; sie kamen, wie Katherine sagte — die nur einmal einen Schulpreis erhalten hatte, und das in Bibelkunde nicht als einzelne Späher, sondern in hellen Heerscharen.
    Sie sahen gar nicht aus wie Bodenmakler, sie fanden sie sehr interessant, beinahe wie Nora sie beschrieben hatte, eine ganz besondere Rasse. Wenn man verallgemeinerte, so gab es zwei Sorten; die einen versuchten, sie zu ermutigen, sagten, es wäre ein so hübsches altes Haus, die beiden hätten es ganz entzückend gestaltet und natürlich erhöhe das Meer seinen Reiz noch, und die anderen besahen sich alles kritisch, stöhnten dann, offensichtlich entschlossen, aus einer aussichtslosen Aufgabe das beste herauszuholen. Diese erhoben Einwände gegen den Preis; Geld sei heutzutage knapp und große Häuser altmodisch. Sie rieten, einige tausend runterzugehen und den Rest als Hypothek stehenzulassen. Sowohl Hugh als auch Mrs. Carr sagten den Mädchen, sie sollten diesen Rat nicht in Erwägung ziehen. Als sie das hörten, sagten die Makler finster, daß so ein Haus nicht jedem gefalle, und daß es sich bei dem weiten Weg überhaupt nur lohne, wenn man gleich den richtigen Käufer hierher bringe.
    Und dann brachten sie die falschen Käufer — dutzendweise.
    Die Mädchen fragten sich nachher bei den meisten Leuten, warum sie überhaupt gekommen waren, aber dann kamen sie zu dem Schluß, daß sie sicher nur einen netten Tagesausflug an die See machen wollten. Einige hatten sogar in weiser Voraussicht einen Badeanzug mitgebracht. Wie bei den Maklern, so gab es auch bei den Käufern zwei Sorten. Die netten lobten das Haus, fanden die Lage herrlich, meinten, es sei geradezu unbeschreiblich romantisch, dankten ihnen herzlich für ihre Gastfreundschaft und verschwanden für immer.
    Die andere Sorte war ganz abscheulich. Sie hatten offensichtlich nur eins im Sinn — sich unbeliebt zu machen; und das gelang ihnen bestens, indem sie alles schlechtmachten und durchblicken ließen, daß sie gewohnt seien, in Marmorhallen zu wohnen. Ab und zu erklärten sie sich herablassend bereit, es vielleicht zu einem weitaus niedrigeren Preis in Erwägung zu ziehen, oder es gegen eine Jacht oder einen neuen Wagen einzutauschen. Aber in der Regel machten sie ein verdrießliches Gesicht und murmelten einander zu: »Wir gehen wohl besser weiter«, und zu dem Makler sagten sie: »Haben Sie uns nichts Besseres anzubieten?«
    Aber zwei Dinge hatten sie alle gemeinsam: Sie wollten reichlich bewirtet werden, verschwanden dann am Horizont und wurden nicht mehr gesehen. Das ging drei Wochen so, und es gab kaum einen Tag, an dem nicht jemand auf der Schwelle stand. Jane verbrachte ihre Zeit damit, Kuchen zu backen und improvisierte Mahlzeiten zu servieren; beides wurde nicht gewürdigt, und beides konnten sie sich nicht leisten. Katherine lächelte geduldig und steckte ohne Widerrede abwertende Bemerkungen über alles ein, besonders über die Farbzusammenstellung, die ihr so am Herzen lag. In gegenseitigem Einvernehmen beschlossen sie, daß sie Sprecher oder besser Zuhörer für beide sein sollte; Jane wollte sich mit ihrer inneren Erregung im Hintergrund haken und kochen.
    Zunächst stiegen ihre Hoffnungen immer, wenn ein Käufer ihr Haus nicht offen kritisierte. Sie glaubten ihnen sogar, wenn sie sagten: »Wir werden es uns überlegen und Sie dann anrufen«; und dann warteten sie mit sinkender Hoffnung auf den Anruf, der nie kam. Aber schließlich gelangten sie traurig zu dem Schluß, daß sie alle gleich waren; sie mochten den weißen Elefanten nicht und wollten ihn nicht kaufen, aber sie hatten nicht

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