Zum weißen Elefanten
die Absicht, den Mädchen ihren Entschluß mitzuteilen.
Sie begannen, mit den Maklern Mitleid zu haben, die ihr Bestes taten und nichts daran zu verdienen schienen. Sie freundeten sich mit einem aus Condon an, der ihnen anvertraute, daß es nichts Aussichtsloseres als seine Arbeit gebe. Man glaubte, man habe ein Haus verkauft; man war sicher, daß die Leute nur noch zu unterschreiben brauchten. Dann ließen sie es ohne Bescheid fallen und hatten etwas anderes von der Konkurrenz gekauft. Er rief sie abends nach einem Besuch von Condon aus an, um ihnen zu sagen: »Tut mir leid, wieder ein Fehlschlag. Der hatte nicht einmal genug Geld, um einen Hühnerstall zu kaufen. Aber gebt euch nicht geschlagen. Wir werden es trotzdem verkaufen.«
Aber sie verkauften es nicht. Es war eine aufreibende Angelegenheit und irgendwie demütigend.
Bei Jane hatte das eine eigenartige Wirkung. Sie begann, das Haus wirklich zu lieben, weil sie Mitleid dafür empfand und sich als seine Beschützerin fühlte; Katherine sagte, es sei wie bei einem ungeliebten und schwierigen Kind, das die Lehrer nicht mochten. Sie fuhr empört hoch, wenn sie hörte, es sei »hoffnungslos altmodisch«, »unmöglich groß« und »modernen Anforderungen nicht im geringsten gewachsen«.
Dann kam das, was George Enderby als den letzten Strohhalm bezeichnet hätte; absolut kein Strohhalm, erklärte Jane, denn sie wog mindestens zwei Zentner, eine harte, herrische, protzige Frau mit schlechten Manieren, entschlossen, an ihrem Haus Kritik zu üben, aber innerlich bereit, es zu kaufen, wenn sie es weit herunterhandeln konnte. Ihr Freund, der Makler aus Condon, hatte sie am Abend zuvor angerufen und ihnen konkrete Hoffnungen gemacht. »Sie hat genug Geld, und sie möchte ein Haus am Meer, aber sie ist sehr unangenehm. Es wäre vielleicht besser, Miss Jane, wenn Sie die Verhandlung Ihrer Kusine überließen.« Zu diesem Zeitpunkt sprach er schon ganz offen über die Wirkung von Janes schlechter Laune auf »unangenehme« Käufer und wußte, daß Katherine immer liebenswürdig blieb, und daß versteckte Beleidigungen einfach an ihr abzulaufen schienen. Jane erklärte sich eilends mit dieser Bedingung einverstanden, und er machte einen Termin für den nächsten Tag fest.
Und dann geschah das Unvorhergesehene. Katherine, die mit ihren schönen Zähnen nie Schwierigkeiten gehabt hatte, bekam über Nacht heftige Zahnschmerzen; sie schlief kaum und stand am Morgen mit einem geschwollenen Gesicht auf, heroisch entschlossen, das Interview durchzustehen. Aber davon wollte Jane nichts hören. Sie war von Mitleid mit Kit und Bewunderung für ihren Heldenmut erfüllt, aber sie rief Nora an, die wie gewöhnlich Hilfe brachte. Gerade an diesem Tag fuhr Hugh nach Condon, und er würde vorbeikommen, um Katherine mitzunehmen. Es mache gar nichts. Glücklicherweise seien sie mit einem der Zahnärzte befreundet, und sie würde ihn bitten, Katherine noch an demselben Vormittag zu behandeln. Natürlich würde Jane mit dem voraussichtlichen Käufer wunderbar fertigwerden sagte die unverbesserliche Optimistin, und Katherine widersprach schon gar nicht mehr, sondern »dankte dem Himmel für die Stevensons«; dann fuhr sie mit Hugh ab. ihre letzten Worte zu Jane waren: »Sei bitte geduldig, mein Schatz. Beiß dir auf die Zunge, aber sage nichts.«
Jane hatte vor, geduldig zu sein; sie hatte wirklich die Absicht, mit der Frau geschickt umzugehen und lammfromm zu sein. Aber von Anfang an war alles falsch — die Lage, der weite Weg nach Condon, die gefährliche Straße, der fehlende Garten, sogar der Strand — und besonders »der Anstrich, den Sie so ungekonnt aufgekleckst haben«.
Die letzten Worte waren schwer zu ertragen, und der Makler wurde nervös, scharrte unruhig mit seinen Füßen und versuchte, Janes Blick zu treffen. Schließlich sagte die Frau: »Ich konnte vielleicht bis 40 000 gehen. Unnötig zu sagen, daß ich so ein Haus nicht für mich selbst haben möchte. Ich würde es einfach an jemand vermieten, der es in der Saison als Pension betreiben könnte. Eine ganz zweitklassige Angelegenheit natürlich.«
Der Makler sah Jane verstohlen an, und merkte, daß das Schlimmste bevorstand. Sie sprach mit der tödlichen Höflichkeit, die er zu fürchten gelernt hatte. »Wir können weder einen Preis von 40 000 Mark akzeptieren, noch wollen wir, daß dieses Haus zu einer zweitklassigen Pension gemacht wird. Nicht, daß ich mich damit genau auskennen würde, aber für einen Nachmittag
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