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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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werden. Mit einem kleinen Seufzer sagte sie: »Ich werde Ihnen etwas zu essen machen.« Ihr Schwimmen konnte sie abschreiben. Traurig nahm sie ihren Badeanzug vom Geländer, der dort hoffnungsvoll gehangen hatte. Aber ihm entging nichts, genau wie im Büro.
    »Sie wollten gerade schwimmen gehen. Lassen Sie sich nicht aufhalten. Ich habe Zeit mit dem Mittagessen. Sie sehen ganz so aus, als könnte Ihnen ein bißchen schwimmen nicht schaden.«
    Das war ungeschickt. Dann mußte ihr Gesicht wirklich schmutzig sein. Mit einem kühlen würdevollen Ton in der Stimme erwiderte sie: »Das Schwimmen hat noch Zeit. Das ist eine Pension, und wir halten uns an geregelte Zeiten.«
    »Alle gut geführten Pensionen setzen ihr Mittagessen zwischen zwölf und eins an. Ich möchte um eins essen,« und siegesgewiß lächelte er ihr hämisch triumphierend zu und begab sich zu seinem Auto, um seinen Koffer zu holen.
    »Der Teufel soll ihn holen — immer hat er das letzte Wort,« murmelte Jane kindisch und ging zum Strand. Im ruhigen Wasser ließ sie sich einfach treiben und merkte nun, wie müde sie war. Sogar ein Pensionsgast würde eine Belastung sein, insbesondere, wenn es sich ausgerechnet um Philip Park handelte. Aber die Mittagessensfrage hatte er in seiner überlegenen Art elegant gelöst. Wahrscheinlich hatte ihn nur die Büroarbeit zu einem so unangenehmen Menschen gemacht. »Magengeschwüre, nehme ich an«, mutmaßte Jane versonnen und mußte zugeben, daß ihre Laune auch nicht gerade gestiegen war, wenn sie den ganzen Tag in der Küche eingesperrt verbracht hatte. Sie beschloß, während seines einwöchigen Aufenthalts kühl aber freundlich und zuvorkommend zu sein. »Auf Abstand halten, das ist meine Parole«, sagte sie, als sie widerwillig aus dem Wasser hochkam. Katherine war wach, als Jane in ihr Zimmer sah. »Mein Schatz, es ist jemand angekommen, wenn es kein Einbrecher war.«
    »Soviel Glück haben wir nicht. Es ist ein Pensionsgast, kein Einbrecher, und du würdest nie erraten, wer es ist. Dieser abscheuliche Philip Park, ausgerechnet er. Wenn ich nur vorher etwas gewußt hätte, wenn er mich angerufen hätte, oder ich ihn hätte ankommen sehen. Ich hätte gesagt, daß wir kein Zimmer frei haben. Das wäre der größte Augenblick meines Lebens gewesen.«
    »Ist das nicht der ziemlich häßliche faszinierende Mann, der sagte, du könntest keine Rechtschreibung, und der dich dann entlassen hat? Wie aufregend! Ich wünschte wirklich, ich würde nicht wie so ein Schreckgespenst aussehen. Wie gerne würde ich aufstehen, um ihn mir anzusehen.«
    »Würde ich auch«, sagte Jane ungehalten. »Aber wie die Dinge liegen, muß ich ihn verpflegen und bedienen, sein Bett machen und freundlich zu ihm sein. Auf jeden Fall werde ich ihn bluten lassen. Er kann es sich leisten. Ich hätte gerne eine kleine Pause gehabt, aber man kann die Leute nicht einfach wegschicken, weil man sie nicht mag.«
    »Nein, weil du immer sagst, daß das Geschäft vorgeht. Ich bin bald wieder auf dem Damm, und dann werde ich mich mit ihm befassen — aber mit einer roten Nase und triefenden Augen hat es ja keinen Zweck, oder? Der erste Eindruck ist so wichtig, und der würde ihn noch mehr abschrecken als deine Rechtschreibung.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was meine Rechtschreibung damit zu tun hat«, sagte Jane verschnupft. »Ich hin nicht mehr seine Sekretärin, und ich habe nicht vor, mich von ihm ärgern zu lassen.«
    Das war leichter gesagt als getan, denn Katherine blieb mit der größten Selbstverständlichkeit drei Tage im Bett, und sie mußte ziemlich häufig Philip Parks Gegenwart ertragen. Die erste Auseinandersetzung begann schon während des Abendessens an eben diesem Tage. Es war völlig sinnlos, ihm zu versichern, daß sie soeben gegessen hatte; er war in die Küche gegangen und konnte selbst sehen, daß es nicht stimmte. Als sie behauptete, sie habe keinen Hunger, lächelte er nur und sagte: »Ich langweile mich, wenn ich alleine esse. Muß ich Ihre Gesellschaft ausdrücklich erbitten?«
    »Pensionsinhaber essen nicht mit den Gästen, sie bedienen sie.«
    »Wenn aber nur ein unglücklicher Gast da ist, der sich nach Unterhaltung sehnt?«
    »Wir sorgen für Unterkunft und Verpflegung, nicht für Unterhaltung«; darüber mußten sie beide lachen.
    Danach blieb ihr nichts anderes übrig als nachzugeben, und sie aßen einsam und verlassen in dem leeren Speisesaal. Jane war noch nie ein guter Unterhalter gewesen, und es fiel ihr um alles in der

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