Zum weißen Elefanten
die Treppe herunter, um ihm auf der Veranda, wo er sich mit seiner Angel abmühte, Gesellschaft zu leisten. Er drehte sich um, sah sie im hellen Sonnenlicht, und einen Augenblick lang war selbst der überlegene Philip verwirrt.
»Guten Morgen. Ich hoffe, Sie langweilen sich ganz alleine nicht allzu sehr. Haben Sie schon viel gefischt?«
»Es geht, danke. Ich bin kein leidenschaftlicher Fischer, und ich bin eigentlich ganz gern alleine.«
Katherine dachte, daß die meisten jungen Männer sich etwas glücklicher ausgedrückt hätten, aber sie lächelte nur und sagte: »Ich bin Katherine, wissen Sie. Ich hatte eine scheußliche Erkältung. Wir haben wochenlang wie die Sklaven gearbeitet, aber jetzt geht es nur wieder gut.«
»Ich nehme an, daß sich dann Ihre Kusine jetzt erholen darf?«
Zweifellos ein ausgesprochen taktloser Mensch. Jane hatte recht gehabt. Philip Park war nicht im geringsten faszinierend. Sie sagte vielleicht etwas zu gleichgültig: »Oh, Jane braucht keine Erholung. Sie ist sehr stark. Drahtig, wie ein Pony, wissen Sie«, denn diesen Vergleich, auf den sie nun einmal gekommen war, wollte sie noch einmal anbringen.
»Auch Ponys müssen sich manchmal erholen.«
In diesem Augenblick erschien Jane auf der Veranda, und Katherine wandte sich ihr mit einer anmutigen liebevollen Bewegung zu und sagte: »Mein Schatz, Mr. Park sagt, du müßtest dich erholen.«
Jane wurde rot und begann: »Mir wäre es lieber, Mr. Park...«, dann erinnerte sie sich an ihren Vorsatz, freundlich zu sein, unterbrach sich und beließ es dabei.
Er beendete den Satz fröhlich für sie: »...würde sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Herzlichen Glückwunsch, daß Sie es sich verbissen haben. Es gibt schon deutliche Anzeichen dafür, daß Sie Ihre Laune unter Kontrolle bekommen. Sie wären unter Umständen geeignet, in den flauen Monaten die Stellung einer Sekretärin zu übernehmen. Würden Sie in mein Büro zurückkommen, Jane? Ich feure das gegenwärtige Mädchen, sobald ich ins Büro komme. Unvorstellbar dumm, und von Rechtschreibung hat sie auch keine Ahnung.«
»Danke. Ich werde auf das Angebot zurückkommen und mit meinem Wörterbuch anreisen.«
»Und ich werde mich mit der größten Liebenswürdigkeit wappnen, und alles wird gut werden.«
Katherines Augen hatten sich geweitet. Wie gut sich die beiden zu verstehen schienen; sie fühlte sich eigentlich etwas ausgeschlossen. Aber nur einen Moment lang, denn Jane sagte schnell: »Kit, geht es dir wirklich schon so gut, daß du aufstehen kannst? Es war so gähnend langweilig ohne dich, aber du darfst nicht unvorsichtig sein.«
Katherine sah Philip an und war verärgert, daß er seine Augenbrauen spöttisch hochzog. Sie mochte diesen jungen Mann nicht, und was noch erstaunlicher war, sie hatte den Verdacht, daß er sie nicht mochte. War es möglich, daß sie die unerwünschte Dritte war?
In Janes Augen gewiß nicht. Bei ihr würde sie immer erwünscht sein, das wußte sie. Trotzdem war es ungewohnt, nicht im Mittelpunkt zu stehen, ungewohnt und etwas ärgerlich.
Das Schicksal war jedoch in der Regel Katherine gut gesonnen, und bevor der Tag vorüber war, hatte sich das Trio in ein Quartett verwandelt; und sie hatte keinen Grund, sich über die Gleichgültigkeit des Neuankömmlings zu beklagen. Sie kam ihm an der Haustür entgegen, lächelte ihn an, erzählte ihm, daß genügend Zimmer frei seien, und er lag ihr sofort zu Füßen.
Kenneth Rosman war ein Künstler. »Das habe ich sofort gemerkt, als ich Sie sah«, erzählte sie ihm an demselben Abend, und er schenkte ihr einen anhimmelnden Blick wie ein dankbarer Hund.
»Guckten meine Pinsel aus meiner Reisetasche?«
»O nein. Nicht deshalb. Sie sehen künstlerisch aus. Ganz anders als ein Geschäftsmann«, sagte sie etwas unbestimmt.
In der Tat hätte niemand Rosman für einen Geschäftsmann gehalten. Er war sehr hochgewachsen und schlank, hatte dunkle Augen, die zugleich gefühlvoll und sehnsüchtig blickten, und einen sehr schönen Bart. Er legte Zerstreutheit und Verträumtheit an den Tag. »Ein Künstler, und dazu ein schlechter«, sagte Philip schonungslos zu Jane. »Wenn sie reumütig und gefühlvoll aussehen, kann man sicher sein, daß sich ihre Bilder nicht verkaufen.«
»Wie Sie doch alles am materiellen Erfolg messen.«
»Das kommt daher, weil meine Seele eigennützig und nicht künstlerisch ist. Trotzdem bin ich froh, daß er gekommen ist. Das heißt, wenn er Ihnen nicht zuviel Arbeit
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