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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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macht.«
    Er saß im Augenblick an einer Ecke des Küchentisches, und Jane sah von ihrer Arbeit überrascht auf, seine Worte mißbilligend. Wollte er damit sagen, daß er Katherines Aufmerksamkeit stärker abgelenkt wissen wollte? Wenn ja, sagte Jane ernst zu sich selbst, dann wollte er mit ihr flirten, und so etwas würde sie keinem Pensionsgast gestatten, am wenigsten Philip Park.
     

8
     
    Philip Park kam nach einem Ferngespräch vom Telefon zurück.
    »Das Büro kommt noch eine Woche ohne mich aus. Können Sie mich noch sieben weitere Tage ertragen?«
    Irgend etwas ärgerte Jane an diesem selbstbewußten Ton, Wenn dieser eingebildete Mensch dachte, er konnte nebenbei einen kleinen Flirt mit der Köchin anfangen, dann hatte er sich schwer getäuscht. Sie sagte von oben herab: »Sie wissen ganz, genau, daß wir gutes Geld nicht ausschlagen. Ihr Zimmer wird nicht gebraucht, und wir freuen uns, daß es Ihnen gefällt.«
    Er lachte über die kleine formelle Rede und sagte: »Es gefällt mir ausgezeichnet. Ihre Kochkünste sind unendlich besser als Ihre Rechtschreibung. Jetzt werden Sie nicht böse. Auf lange Sicht gesehen ist es bestimmt besser, ein gutes Essen zustande zu bringen, als einen korrekt geschriebenen Brief, oder nicht?«
    »Ich glaube schon, wenn man davon ausgeht, daß die Küche die geistige Heimstatt eines Menschen ist.«
    »Erniedrigen Sie sich doch nicht selbst. Das paßt nicht zu Ihnen. Sie wissen ganz genau, daß Sie diesem Haus zum Erfolg verholfen haben. Es ist herrlich.«
    Sie strahlte ihn an. aller Ärger war vergessen. Für sie ging nichts über ein Lob des >Weißen Elefanten<. In den folgenden Tagen brachte er sie dazu, von ihrer Arbeit zu sprechen, von der Hilfe, die sie bekommen hatten, und auch ein bißchen von ihren Hoffnungen und Befürchtungen. Zu ihrer Überraschung zeigte er Interesse und Mitgefühl. Sie kam zu dem Schluß, daß es dumm von ihr gewesen war anzunehmen, er wolle einen Flirt anfangen; ganz im Gegenteil, er entpuppte sich als eine freundliche und erstaunlich menschliche Person, und sie freute sich, als er beim Abschied hinzufügte: »Ich werde wiederkommen. Ich mag den >Weißen Elefanten< gerne.« Jane sah besonders zufrieden aus, als sie seinen Scheck einsteckte und in die Küche zu rückkehrte. Sie bildete sich ein, daß sie den arroganten Mr. Park ziemlich überrascht hatte.
    Jetzt hatte sie Zeit zu überlegen, das Meer und den Strand zu genießen und endlich die ersehnte Bräune zu erreichen, denn für den Rest des Februars war Kenneth Rosman ihr einziger Pensionsgast. Am Ende des Monats sagte er ziemlich traurig: »Ich fürchte, ich muß mich auf den Weg machen.«
    »Ja? Und wohin gehen Sie jetzt?« fragte Jane höflich.
    »Ich habe kein bestimmtes Ziel. Mir geht es nur darum zu malen und mich umzusehen — zu stehen und zu staunen.«
    Jane dachte: »Ich hätte wetten können, daß er das früher oder später anbringen würde«, zu ihm sagte sie jedoch: »Sie sind ein glücklicher Mensch, daß Sie tun können, was Ihnen gefällt.«
    Er zögerte einen Moment, dann platzte er heraus: »Wenn ich das täte, würde ich hier bleiben.«
    »Und warum tun Sie es nicht? Wir haben weiß Gott genügend Platz.«
    »Ehrlich gesagt, ich habe nicht viel Geld. Gerade genug zum Leben.«
    »Sie meinen, Sie können sich keine Hotelpreise leisten? Das macht nichts. Zahlen Sie, soviel Sie können.«
    »Du Idiot«, dachte sie am nächsten Morgen, »du kannst dir nicht erlauben, großzügig zu sein, auch nicht zu bärtigen Männern mit traurigen Augen, die sich nach Kit sehnen.« Das Angebot jedoch, das Kenneth schüchtern machte, war besser, als sie erwartet hatte und würde ihnen etwas Geld bringen, um ihre eigenen Ausgaben zu decken. Er war der anspruchsloseste aller Pensionsgäste, schien kaum zu merken, was er aß und war vollauf mit belegten Brötchen zum Mittagessen zufrieden, die er auf seine Malexpeditionen mitnahm. Wenn er Katherine dazu bringen konnte, ihn zu begleiten, war er selig.
    Ein netter, harmloser Mensch, folgerte Jane, voller Ideen und Ideale, der in abgedroschenen Zitaten schwelgen und von seiner Seele sprechen konnte und offensichtlich in Kit verliebt war. Aber ein kläglicher Maler, davon war sie überzeugt, denn obwohl sie wenig von Kunst verstand, hatte sie in den Stadtgalerien genügend gesehen, um festzustellen, daß seine sorgfältigen, peinlich genauen, fotografischen Bemühungen eher Zeitverschwendung waren. Aber er freute sich so, daß er bleiben durfte und

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