Zum weißen Elefanten
Kapital.« Jane stellte mit Erschrecken fest, daß er mit dem Gedanken spielte, ihnen finanziell unter die Arme zu greifen.
Sie sagte sehr bestimmt: »Wir sind fest entschlossen; ich habe mir nur überlegt, ob Sie mich bei der Stellensuche beraten können. Ich hatte an eine Annonce gedacht.«
»Eine Annonce? Wenig empfehlenswert. Dazu völlig unnütz. Sie könnten eine völlig unpassende Zuschrift bekommen. Der Schein kann trügen, wissen Sie, ich würde sagen, Eile mit Weile.« Er merkte, daß er sich heute morgen selbst übertraf, und sogar Jane war beeindruckt. »Wie fällt ihm das nur immer ein?« fragte sie Nora.
Am nächsten Abend rief er sie an. »Es geht um diese Stellung. Sind Sie wirklich entschlossen?«
»Fest entschlossen, Mr. Enderby, vielen Dank, je früher, um so besser.«
»Nun, nun, immer langsam. Aber, um zum Thema zu kommen; ich habe heute mit meinem Rechtsanwalt gesprochen; er war völlig verzweifelt, weil ihn seine Sekretärin verlassen hat. Entsetzlich, wie sich diese jungen Dinger benehmen.«
»Ganz entsetzlich«, sagte Jane und unterdrückte mit Mühe einen Lachanfall.
Ich habe ihm von Ihnen erzählt — nein, ich will nicht sagen, was ich ihm erzählt habe, Sie könnten eingebildet werden. Um es kurz zu machen, er möchte Sie sehen.«
»Tausend Dank, aber ich hätte Ihnen sagen sollen — vielleicht besser keine Rechtsanwaltspraxis. Diese juristischen Wörter sind so eigenartig, und ich bin schwach in Rechtschreibung. Ehrlich gesagt, ich mußte in der Stadt eine Rechtsanwaltspraxis verlassen, weil der Chef es nicht mehr ertragen konnte.«
»Wie bitte? Wie bitte? So ein armseliger Kerl, wenn er Ihnen keine Zeit gelassen hat. Gibt noch anderes auf der Welt als Rechtschreibung. Gesunder Menschenverstand, Geschäftssinn und Integrität.« Er wurde immer bombastischer, und Jane unterbrach ihn: »Aber, wissen Sie, dort gibt es immer eine solche Hetze, und ich glaube, das ist aufreibend.«
»Diese moderne Sucht nach Geschwindigkeit. Duncan ist da ganz anders. Ein herrlicher Bursche. Nicht mehr ganz jung, wissen Sie, ein alter Trottel wie ich.« An dieser Stelle tat Jane ihren Widerspruch kund, und er fuhr vergnügt fort: »Nett von Ihnen, das zu sagen, meine Liebe, aber die Zeit bleibt nicht stehen. Ja, die Zeit bleibt nicht stehen. Aber gehen Sie hin und stellen Sie sich Duncan vor, legen Sie Ihre Karten auf den Tisch, und erzählen Sie ihm alles.«
Gegen ihren Willen antwortete Jane: »Ja, das werde ich tun. Ehrlichkeit ist die beste Politik, nicht wahr?« Sie kam vom Telefon und erklärte, daß sie die Gelegenheit beim Schopf ergriffen habe und ihr nichts anderes übrigbleibe.
Am nächsten Tag besuchte sie Alexander Duncan, und sie waren sich auf den ersten Blick sympathisch. Einen größeren Unterschied als zwischen der Praxis von Park, Fairbrother and Park und diesem schäbigen, altmodischen Gebäude mit seinem Bürovorsteher und seinem Laufjungen, zwischen Philip Park und diesem netten alten Mann, der Janes trauriger Geschichte ernsthaft zuhörte, konnte man sich kaum vorstellen.
»Schade, Miss Lee, sehr schade. Aber ich meine, wir werden diese Schwierigkeiten überwinden können. Nach dem, was mein Freund George Enderby mir von Ihnen erzählt hat, möchte ich das, was er als ideale Sekretärin beschrieb, nicht gerne verlieren.«
»Aber ist eine Sekretärin ohne gute Rechtschreibung ideal? Und Mr. Duncan, hat er Ihnen von dem >Weißen Elefanten< erzählt und gesagt, daß ich nur bis November bleiben kann?«
»Ja, das habe ich schon verstanden. Offen gesagt, junge Mädchen bleiben nicht lange in dieser kleinen Stadt, und ich würde mich glücklich schätzen, eine gute Sekretärin so lange zu haben. Was die Rechtschreibung anbetrifft, so wird Mr. Matthews, mein Bürovorsteher, alle Briefe durchsehen und Ihnen in dieser Angelegenheit helfen.«
Sie war dankbar für seine warme Freundlichkeit und für das gute Gehalt, das er bot, und erklärte sich damit einverstanden, sofort zu beginnen, wenn sie eine Stelle für Katherine finden konnte. Hier kam ihr Nora zu Hilfe, denn Kit verhielt sich in liebenswerter Weise passiv und bemühte sich nicht, selbst für sich zu sorgen. Nora jedoch schlug das größte Konfektionsgeschäft der Stadt vor; sie hatten nie genug Personal, und Kit würde eine Bereicherung sein. Ihre Rechenkunst? Sie war sicher, daß man diese Schwierigkeit überwinden konnte. Mrs. Neal, die Inhaberin, würde die Kasse wahrscheinlich selbst übernehmen, wenn Katherine
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