Zum weißen Elefanten
andere Qualitäten hatte. »Und sie würde bestimmt so dekorativ aussehen, daß die Leute denken, die Kleider und Hüte, die sie ihnen verkaufte, würden ihnen ebensogut stehen.«
Jane begab sich sofort zu Mrs. Neal; noch einmal erklärte sie die Fehler der Bewerberin, und noch einmal wurde sie belohnt. »Gut, wir können es ja einmal versuchen. Ich bin sicher, wenn sie ein nettes freundliches Mädchen ist, dann ist das die Hauptsache.«
»Sie ist immer zu allen Leuten freundlich — ein Mädchen, das dreißig Kartons öffnen und dann lächeln würde, wenn sie nichts verkaufte«, sagte sie, und Mrs. Neal lachte und meinte, das wäre gerade das richtige für sie. Jane kam triumphierend nach Hause. »Die Leute in Condon sind unheimlich nett«, sagte sie zu Katherine. »Es ist gar nicht wie in einer Großstadt, wo man perfekt sein muß oder abgeschossen wird«, und sie dachte verbittert an Philip Park, der sie nicht nur einmal abgeschossen, sondern hinterher auch noch gedemütigt hatte.
Jetzt dachte Katherine auch plötzlich wieder an ihn. »Weißt du, Philip war eigentlich eine Enttäuschung. Ich meinte, es gefiele ihm wirklich gut hier, und er würde oft übers Wochenende kommen. Das hätte uns geholfen, Jane.«
»Hätte es, aber wahrscheinlich hält er im Winter nicht viel vom Meer.« Sie brachte es einfach nicht fertig zu sagen, daß er es woanders genoß. Mrs. Carr fand eine gute Unterkunft für sie. »Haben zwei Waisenkinder wie wir jemals so gute Freunde besessen?« fragte Jane, als sie von Mrs. Cook kam und alles vereinbart hatte.
Mrs. Cook war die Witwe des Lebensmittelhändlers, der den Laden an der Ecke besessen hatte. Nach dem Tode ihres Mannes hatte sie dort unter dem neuen Inhaber weitergearbeitet und sagte ganz offen, daß sie sich freuen würde, die Mädchen für einen ganz geringen Betrag von montags bis freitags aufzunehmen. »Ich bin glücklich, abends Gesellschaft zu haben, aber ich werde Ihnen kein Festessen bieten können, wie man sich’s von dem >Weißen Elefanten< erzählt. Ich kann nur in aller Eile etwas zubereiten, wenn ich nach Hause komme.«
»Machen Sie sich um uns keine Sorgen. Sie würden über das Essen staunen, das wir für uns alleine kochen, und wir können ja schon was zubereiten, wenn wir zuerst zu Hause sind.«
Sie war eine hübsche, freundliche Frau, und Jane fand, daß sie Glück gehabt hatten. Sie mußten zwar ein Zimmer teilen, aber das war nicht das erste Mal. In ihrer Kindheit waren sie zum Beispiel nie getrennt gewesen. »Es wird wie in alten Zeiten sein, und Kit wird wieder Kit sein«, dachte Jane fröhlich.
Anfang Juli holte Tony sie mit ihren Koffern ab und brachte sie zum Abschied zu Hugh und Nora. Katherine, die sie nur sei ten gesehen hatte, seit Kenneth und dann später das Baby angekommen war, lamentierte laut: »Es ist so traurig, wenn ich an unsere großen Erwartungen denke«, jammerte sie. »Laß das, Kit«, protestierte Hugh. »Stell dich doch nicht an, als wäret ihr gescheitert. Ihr müßt damit rechnen, daß ihr im Winter etwas Geld verdienen müßt, bis der Laden richtig läuft. Es ist erstaunlich, welchen Erfolg ihr gehabt habt.«
»Wir hätten noch mehr Erfolg gehabt, wenn uns einige Leute nicht verlassen hätten. Dieser Philip Park hat immer gesagt, er würde wiederkommen und hat es nie getan.«
Nora sah Jane an und sagte dann schnell: »Er wird es bestimmt noch tun. Rechtsanwälte sind vielbeschäftigte Leute und können nicht immer ihrem Vergnügen nachgehen«, aber als sie gegangen waren, sagte sie zu Hugh: »Hast du nicht gesagt, daß Philip Park in den Laden gekommen ist, als ich weg war, und sich ziemlich unfreundlich benommen hat? Erzähl mir mal, was passiert ist.«
Hugh stöhnte und meinte, man könne nicht von ihm erwarten, daß er sich an jede Kleinigkeit erinnere, die sich ereignet habe, während sie es sich im Krankenhaus habe gutgehen lassen, und dann gab er einen genauen Bericht dieser Episode. Noras Augen weiteten sich beim Zuhören.
»Aber, mein dummer Liebling, verstehst du denn nicht? Er dachte, Jane wäre ich.«
»Sprich vernünftig. Wie sollte er, wo er dich noch nie gesehen hat?«
»Du bist nicht gerade sehr scharfsinnig. Das ist es ja eben. Er hatte weder dich noch mich je gesehen, und du sagst, Jane habe gesagt, sie habe ihm immer von uns erzählen wollen und es nie getan. Natürlich dachte der arme Esel, du wärst die ganze Zeit im Hintergrund gewesen.«
»Daraus kann ich nicht klug werden — außerdem glaube ich,
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