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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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verletzt, weil man sie wegen eines »guten Hotels etwas weiter« hatte sitzenlassen? Sie wies den Gedanken von sich und machte Kaffee. Tony ließ sich besänftigen und erzählte ihr die ganze Geschichte seines Lebens, wobei er die Enttäuschungen, die es im Augenblick zu erfüllen schienen, breit ausmalte.
    Damit fing es an. Kein Mann, der Liebeskummer hat, kann einer guten Zuhörerin widerstehen. Jane begriff sehr gut, daß sie Tony damit anzog. Was war mit ihr los? Verletzter Stolz, gestand sie sich schließlich ein, Einsamkeit und die Freude, zu spüren, daß jemand sie vorzog. Was auch immer die Gründe waren, es entspann sich eine Freundschaft zwischen ihnen, die dazu beitrug, ihren Tag auszufüllen. Katherine merkte es und sagte etwas neidisch: »Tony scheint dich jetzt gern zu haben. Natürlich hat er keine Künstlerseele, aber er ist ein ganz guter Kamerad. Manchmal denke ich, daß man die Kunst auch übertreiben kann.«
    Kein Zweifel, daß Kenneth’ Stern im Sinken war.
    Inzwischen hatte Nora Tony gebeten, einer von Johns Paten zu werden, und das machte die Freundschaft noch enger. »Ich habe dich im Verdacht, daß du dabei Hintergedanken hast«, sagte Hugh, als sie das vorschlug, aber sie schüttelte den Kopf. »O nein. Natürlich fände ich es herrlich, wenn Jane hierbliebe, aber sie würde Tony letzten Endes nicht nehmen. Trotzdem, sie hat ihren Spaß.«
    »Kaum ein Grund, einen unzuverlässigen jungen Mann zu bitten, Pate unseres Kindes zu werden.«
    »Aber er ist ja nur ein Pate, mein Schatz, und du kannst noch einen ernsthafteren Freund als zweiten aussuchen. Und da ich außerdem vier Kinder haben will, werden wir Patenknappheit haben, bevor alle versorgt sind.«
    Tony gewöhnte es sich an, mit Jane zum Laden zu reiten, ihre Reitkünste zu verbessern und das Wachstum »ihres gemeinsamen Patenkindes« — wie Nora es nannte — zu beobachten. Im Winter gab es auf der Farm nicht viel zu tun, und auch im >Weißen Elefanten< ging es beklagenswert still zu. Ab und zu tauchte jemand auf und blieb ein paar Nächte. Einmal hatte ein Auto ziemlich in der Nähe eine Panne, und das Ehepaar blieb fast eine Woche. Das genügte kaum, um den >Weißen Elefanten< so gerade eben über Wasser zu halten. Wenn sich die Lage nicht bald besserte, mußte Kenneth gehen, und sie und Katherine waren gezwungen, irgendeine Arbeit in Condon anzunehmen.
     

11
     
    Im Juni tat sich rein gar nichts, was die Finanzen des >Weißen Elefanten< hätte aufbessern können, und Ende Juni sagte Jane: »Kit, es geht nicht mehr. Wenn niemand kommt, und niemand scheint etwas für Seeluft mitten im Winter übrig zu haben, können wir so nicht weitermachen. Wir müssen uns eine Stelle suchen und nur an den Wochenenden nach Hause fahren.«
    »Oh, mein Schatz, müssen wir das tun? Können wir denn nicht ein bißchen Geld schuldig bleiben? Ich meine, wenn der Sommer kommt, können wir alles zurückzahlen, und die Leute würden bestimmt gerne warten.«
    »Was für Leute? Nora und Hugh? Natürlich würden sie nie danach fragen, und sie würden auch warten, aber inzwischen müssen sie sich auch durchschlagen, und im Winter fällt es ihnen schwer genug — und jetzt ist auch noch das Baby da. Außerdem würde uns das für den Sommer nur weiter zurückwerfen, und der Kühlschrank muß auch noch abgezahlt werden. Nein Kit, es hilft alles nichts — und wir haben noch immer die Wochenenden, auf die wir uns freuen können.«
    »Stimmt schon, aber es ist schrecklich. Als wir anfingen, haben wir nie gedacht, daß es so weit kommen würde. Jane, vielleicht sollten wir doch...« Aber Jane unterbrach sie unbarmherzig. Sie weigerte sich, über einen Fehlschlag nachzudenken oder sogar darüber zu sprechen. »Nun zu Kenneth. Wenn er will, kann er hierbleiben. Wäre eigentlich gar nicht schlecht.«
    »Ja, er hätte sich um alles kümmern können, aber seine Frau wird bald zurückkommen; er muß also sowieso gehen.«
    »Seine Frau?« Sicherlich hatte sie diese erstaunliche Bemerkung mißverstanden.
    Katherine sah so heiter wie immer aus. »Ja, mein Schatz, Ken hat eine sehr gute Frau. Nicht hübsch, zumindest vom Foto her, aber einen Haufen Geld, und sie verstehen sich wirklich gut. Natürlich ist es für jemand mit einer künstlerischen Veranlagung nicht leicht, mit einem rein praktischen Menschen wie Vera zusammenzuleben, aber vielleicht tut es Ken ganz gut, denn er ist wirklich ein bißchen verträumt.«
    Jane ließ diese interessante Diagnose von Kenneth’

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