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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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glauben... Ich kenne eine sehr kluge Sekretärin, auf deren Rechtschreibung man sich nicht immer verlassen kann«, lachte er.
    Jane machte es gar nichts aus, wenn er sie mit ihrer Rechtschreibung aufzog. Er war ein viel netterer Chef als Philip Park.
    Sie wünschte, ihre Gedanken würden nicht immer wieder um diesen abtrünnigen Freund kreisen. Sie hatte ihn in seinem Büro geradezu verabscheut, aber sie hatte ihn im >Weißen Elefanten< schätzen gelernt, und an diesen Philip dachte sie. Sie sprach jedoch mit niemandem über ihn, und als Katherine sie am Ende des ersten Tages fragte, wie Mr. Duncan im Vergleich zu ihrem früheren Chef sei, sagte sie fröhlich: »Tausendmal besser. Er ist so lieb und scheint zu begreifen, daß ich nicht absichtlich Fehler mache. Außerdem habe ich genug Zeit, die Wörter nachzusehen oder einen Brief noch einmal abzuschreiben, und trotzdem geht er noch mit der Post weg. Kleine Landstädtchen haben viel nettere Rechtsanwälte als Großstädte.«
    Katherine selbst mußte auch zugeben, daß ihre eigene Arbeit nicht unangenehm war. »Obwohl ich manchmal einfach denken muß, daß ich die Kleider und Hüte gerne selbst hätte. Du kennst dieses Gefühl — jemand setzt sich einen Hut völlig falsch auf, sieht grauenhaft aus, und man kann kaum widerstehen, ihn ihr vom Kopf zu reißen und sich selbst aufzusetzen.«
    Jane lachte. »Dieser Versuchung wirst du besser widerstehen, oder du wirst ‘rausgeschmissen, und wir können uns in einer so kleinen Stadt keinen Stellenwechsel leisten. Du sagst also, >vielleicht ist dieser Winkel besser, meine Dame<, und lächelst, wie du es immer tust.«
    Katherine gab ihr sofort recht. Ihre Unzufriedenheit war nur vorübergehender Natur, und nach drei Tagen gefiel es ihr schon wieder. Mrs. Cook mochte sie beide gerne und war von Katherines Schönheit hingerissen. »Aber ich kann überhaupt nicht verstehen, daß sie nicht schon irgendein Mann weggeschnappt hat.«
    »Oh, das haben schon viele versucht, aber Kit ist nicht der Typ dazu. Sie sieht so aus, als würde es ihr Spaß machen, aber in Wirklichkeit haßt sie die Vorstellung, zu heiraten, oder angebunden zu sein; sie will mit einem Mann nur befreundet sein, wenn er sie bewundert, ihr aber nicht zu nahe kommt.«
    »Also, ich bin da anders. Ich muß sagen, das ist äußerst ungewöhnlich, vor allem heutzutage.«
    »Nicht wahr? Es ist seltsam, aber ich glaube, Katherine hat im Innersten etwas von der viktorianischen Zeit abbekommen.«
    Das überstieg Mrs. Cooks Fassungsvermögen; einen größeren Gegensatz zu der alten Königin, einer feinen Dame zwar, aber doch vielleicht etwas unmodern, sagte sie, könne sie sich nicht vorstellen, und Jane stimmte ihr geflissentlich zu.
    Die Woche schleppte sich etwas langsam dahin. Jane schlief schlecht und beneidete wie üblich ihre Kusine, wie sie ihr liebliches Köpfchen auf das Kopfkissen legte, gefühlvoll seufzte und sagte: »Ich bilde mir einfach ein, ich höre die Wellen am Strand plätschern«, und dann einschlief, bevor auch nur zwei Wellen den Sand erreicht haben konnten. An einem Abend unterbrach Tony diese Eintönigkeit durch seinen Besuch und nahm sie mit ins Kino. Er saß zwischen ihnen, aber sein Geflüster richtete sich meistens an Jane, und sie fand es angenehm, zum erstenmal in einem Kreis von drei Menschen die Hauptperson zu sein.
    Katherine war völlig glücklich darüber. »Jetzt mag er dich, mein Schatz. Er nimmt mich nur mit, weil ich hier bin. Es ist so lieb von euch beiden, aber ich muß jemanden suchen, damit ich euch nicht zur Last falle.«
    »Tu das bloß nicht«, sagte Jane in höchster Erregung. »Kit, wir dürfen uns keine Komplikationen schaffen, und du weißt, wie die Männer bei dir immer gleich den Kopf verlieren, und du haßt es, und alles wird so schwierig.«
    Katherine stimmte ihr zu und sagte traurig, es sei schade, daß es nicht mehr Männer wie Kenneth gäbe, die nie den Kopf verlören, die es nur ein bißchen erwischte, was so schön sei — und ob Jane eigentlich wisse, daß es schon Donnerstag abend sei und sie bald nach Hause gehen würden? Jane sagte nicht, daß sie den ganzen Tag lang in Mr. Duncans kleinem stickigen Büro an Freitag gedacht hatte. Freitag, wenn sie ihr eigenes weißes Haus am Meer wiedersehen und Pläne für das nächste Jahr machen würde, und Träume, Träume, die nicht zu ehrgeizig waren — aber die nicht von Straßenlärm und Autohupen unterbrochen werden durften.
     

12
     
    Trotz Katherines düsterer

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