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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wiederholte, überkam sie eines Abends eine plötzliche Unruhe, als sie aus dem Bus ausstiegen, wie immer bei Nora hereinschauten, um Neuigkeiten auszutauschen, und sie plötzlich sagte: »Übrigens war ein Mann hier, der nach dir gefragt hat, oder, besser gesagt, nach einer Unterkunft. Hugh war nicht da, aber ich habe ihm gesagt, er könne dich am Wochenende antreffen.«
    »Wie sah er aus, Nora? Machte er den Eindruck, als suche er die Einsamkeit am Meer? Nützt natürlich auch nichts, denn vor Ende November können wir doch nicht aufmachen. Ein Pensionsgast würde uns sowieso nicht aus der Patsche helfen, und jetzt sparen wir Geld. War es jemand, den du schon mal gesehen hast?«
    »Nein, aber vielleicht hätte Hugh ihn gekannt. Er war groß und dunkel und hatte eine sehr angenehme Stimme und sah freundlich aus, als er lächelte.«
    Sah freundlich aus, als er lächelte. Jane kannte diesen Blick; Philip war ziemlich verschlossen, bis dieses Lächeln kam. Wenn sie ihn doch nur nicht verpaßt hätte. Dann riß sie sich zusammen. Er hatte sie ohne Grund sitzengelassen. Sollte er sie finden, wenn er konnte. Sie sagte fröhlich: »Na ja, wird schon an einem Wochenende auftauchen. Ich bin froh, daß du ihm nicht Mr. Duncans Adresse gegeben hast. Ich möchte nicht, daß die Leute dorthin kommen, um nach einem Zimmer zu fragen. Das könnte so aussehen, als ob ich nicht dort bleiben wollte, und das will ich.«
    Aber wollte sie das wirklich? Sie fragte sich an diesem Abend, als Tony sie nach Hause brachte, ihnen die Tür aufschloß und noch zu einer Tasse Kaffee blieb, ob dieser Winter in Condon wirklich schön war. Ihre Arbeit gefiel ihr, und mit ihrer Unterkunft war sie auch zufrieden. Das Theaterspielen machte ihr Spaß, und sie genoß die uneingeschränkte Vertrautheit, die wieder zwischen Katherine und ihr bestand. Diese Vertrautheit hatte einmal ihr Leben ausgefüllt; war das heute auch noch so?
    Aber Jane lag die Selbstanalyse nicht. Sie drehte die Heizung an, um ihr Schlafzimmer warm zu bekommen, lehnte sich aus dem Fenster, um dem stillen Geplätscher der Wellen zuzuhören und sagte sich, daß sie sehr glücklich sei. Sie führte ein äußerst befriedigendes, wenn auch provisorisches Leben, und außerdem konnte man sich immer auf die Rückkehr im Sommer freuen.
    Es war albern von ihr gewesen, den Fremden für Philip Park zu halten. Sie würde ihn wieder aus ihren Gedanken verbannen; sie wünschte nur, er hätte sehen können, welchen Erfolg sie in dieser freundlichen Praxis hatte, hören können, wieviel sie dort von ihr hielten. Die Tage des Mißerfolgs waren vorbei. Im nächsten Sommer würden sie auch mit dem >Weißen Elefanten< weiterkommen, und wenn sie im Winter eine Stelle brauchte, würde sie ohne Schwierigkeiten eine finden. Schade, daß Philip Park das alles nicht wußte.
    Trotzdem war sie enttäuscht, als am Samstag kein großer dunkler Mann auftauchte. Sonntag war ein grauer, stürmischer Tag, und die Mädchen zündeten den Kamin im Wohnzimmer an und saßen gemütlich lesend davor. Am frühen Nachmittag klopfte es an der Tür, und Katherine sagte schläfrig: »Geh du, es ist bestimmt Tony, der mit dir reiten will. Laß ihn nicht rein. Ich möchte am Kamin schlafen.« Katherine machte diese Ritte nie mit; sie sagte ganz offen, daß sie Pferde schrecklich groß und wild fand, und daß sie durch Mona für immer bedient sei.
    Aber es war nicht Tony. Es war ein großer dunkler Mann, und einen Augenblick lang hüpfte Janes Herz vor Freude. Als sie jedoch die Tür öffnete, drehte er sich um, und sie sah, daß dieser Mann ein Fremder war, älter als Philip Park, aber viel besser aussehend.
    »Guten Tag. Sind Sie Miss Lee?«
    Sie begriff, warum Nora seine Stimme besonders erwähnt hatte. Sie war natürlich, aber wohlklingend.
    »Ich bin Jane Lee. Es gibt zwei Miss Lee, wissen Sie.«
    »Das habe ich gehört. Und Sie betreiben dieses herrliche Gasthaus?«
    »Ja und nein. Wir betreiben es im Sommer, aber im Winter sind wir in Condon. Sehen Sie, im Winter kommen nicht genügend Leute, damit es sich lohnt. Das tut mir sehr leid.«
    »Mir auch, aber vielleicht kann ich kommen, wenn Sie öffnen.«
    »Das ist Anfang Dezember.«
    »Schön. Der Strand muß im Sommer herrlich sein.«
    »Das ist er auch.« Er zeigte so viel Verständnis, daß sie ihn gerne hereingebeten hätte, aber sie wußte, daß Katherine jetzt bestimmt eingeschlafen war. Er zögerte einen Moment, und dann sagte er: »Die andere Miss Lee ist Ihre Kusine,

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