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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Voraussagen war ihr dieser Winter nicht verhaßt. Ganz im Gegenteil, sie amüsierte sich herrlich, denn sie konnte in dieser kleinen Stadt die Hauptstraße nicht entlanggehen, ohne Aufsehen zu erregen, um so mehr, als sie sich dessen absolut nicht bewußt zu sein schien. Das war wohl ihre größte Anziehungskraft, meinte Jane; sie war so an die bewundernden Blicke gewöhnt, daß sie ihr sehr wenig bedeuteten, und sie nahm die ihr entgegengebrachte Aufmerksamkeit weder stolz noch verlegen hin. Genau wie eine Blume, dachte Jane gefühlvoll, die von den Leuten in einem Garten betrachtet wird.
    Jetzt, da sie wieder alleine waren, ohne harte Arbeit oder eine Menge Leute, die sie trennten, ohne Kenneth und ohne den >Weißen Elefanten<, war alles wieder wie früher, sagte sich Jane. Sie selbst war glücklich, jedenfalls soweit es für sie vom >Weißen Elefanten< entfernt möglich war. Der Tag im Büro ging fröhlich vorüber, mit einem Maß an Arbeit, das sie gerade befriedigte. Sie mochte sowohl Jim Matthews als auch Mr. Duncan, und sie schätzten ihre Arbeit und waren mit ihrer Rechtschreibung sehr tolerant.
    Es machte auch Spaß, um fünf Uhr nach Hause zu laufen und sich anzuhören, was Kit und Mrs. Cook den Tag über getan hatten, dann sich gemeinsam an die Arbeit zu machen, um eine Mahlzeit hervorzuzaubern. Abends saßen sie gemütlich mit Radio am Kamin oder gingen ins Kino und ein- oder zweimal ins Konzert oder in ein Theaterstück.
    Sehr oft nahmen sie Thelma Cook mit, aber manchmal hatte sie abends »Gesellschaft«. Das war sehr häufig Herbert Ross, der Lebensmittelhändler, für den sie arbeitete, und der, wie die Mädchen vermuteten, seiner tüchtigen Arbeitskraft den Hof machte. »Er sieht so gewöhnlich aus«, meinte Katherine. »Wie kann die nette Thelma ihn nur ansehen?«
    »Thelma hat eine gute Menschenkenntnis, und du kennst einen Mann, wenn du mit ihm gearbeitet hast«, sagte Jane und dachte traurig, daß ihr das vorher eine Lehre hätte sein sollen. »Sie sagte mir neulich, daß sie im Einzelhandel zu Hause ist, und ich glaube, ihr gefällt ihre Arbeit und ihr Chef.«
    Wie in vielen Kleinstädten war auch in Condon der Sinn für das Theaterspielen sehr stark ausgeprägt, und es besaß eine begeisterte Schauspieltruppe, der sich die Mädchen gerne anschlossen. Zwangsläufig führte Katherines Aussehen dazu, daß ihr der Produzent den Vorschlag machte, eine Rolle in seiner nächsten Aufführung zu übernehmen, für die zwei Einakter vorgesehen waren. Katherine war außer sich.
    »Das kann ich unmöglich machen. Ich habe noch nie einen Text behalten können und kann überhaupt nicht spielen. In der Schule haben sie es oft mit mir probiert, aber ich war immer eine Niete, und zum Schluß haben sie mich einfach in der Menge laufen lassen, wenn eine da war. Komisch, denn Jane ist so gut. Ich habe versucht, sie zu überreden, daß sie zum Theater geht. Ich würde Ihr Spiel verderben, und das wäre mir schrecklich. Vielleicht«, fuhr sie freundlich fort, als sie seine Enttäuschung bemerkte, »spielen Sie später einmal Shakespeare oder so was und brauchen eine Menschenmenge, dann könnte es Spaß machen.«
    Er versicherte ihr, daß das zweite kurze Stück ihr in dieser Beziehung entgegenkäme, aber meinte noch immer, daß sie doch bestimmt mit einer kleinen Rolle fertigwerden sollte. Dann lud er sie ins Kino ein und mußte ihr danach traurig recht geben.
    »Herrlich anzusehen«, erzählte Martin Wild seiner Schwester, »nur ein bißchen dumm. Sie fragte mich immer wieder, was sie eigentlich in >Dem Belastungszeugen< herauskriegen wollten, und der Schluß überstieg völlig ihr Fassungsvermögen. Das Schlimmste war, daß sie ständig sagte, es sei schade, wie häßlich Charles Laughton sei. Sie möge nur gutaussehende Rechtsanwälte.«
    Monica lachte. »Wenn man so hübsch ist, braucht man keinen Verstand.«
    »Aber beim Theaterspielen wohl, zumindest bei unseren Stücken. Was ich mit Kate, der ersten Frau in >Der teure Blick< mache, ist mir ein völliges Rätsel. Alle, die ich ausprobiert habe, waren ziemlich hoffnungslos. Katherine hat erwähnt, daß die andere — ich glaube eine Schwester von ihr — in der Schule gut war. Was meinst du, sollte man es mit ihr mal versuchen?«
    »Kann auf keinen Fall schaden. Ich habe sie eben kennengelernt, sie scheint sehr nüchtern zu sein und mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, und Jim Matthews sagt, daß sie nicht auf den Kopf gefallen ist. Ich glaube kaum, daß

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