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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Stirn, die plötzlich tiefe Sorgenfalten aufwies, und dem sonst so leicht getragenen Gewicht, das ihn heute niederzudrücken schien, sich Sorgen machte. Oder er hätte Tempus' rätselhafte Abschiedsworte verstanden.
    »Ich würde dir helfen, wenn ich könnte, Nachtwandler«, hatte er zu ihm gesagt. »Wenn ich dir vor langer Zeit begegnet wäre oder du was für Pferde übrig hättest, gäbe es eine Chance. Du hast mir einen großen Dienst erwiesen, der mehr wert ist, als der Inhalt des Beutels. Ich bin selten in jemandes Schuld, aber du, dem ich etwas verdanke, kannst jederzeit zu mir kommen.«
    »Ihr habt mich bezahlt, Höllenhund. Ich bin zufrieden.« Hanse war verwirrt gewesen über des anderen Schwäche, die er nie erwartet hätte. Dann, als er sah wie der Höllenhund ein Döschen mit Krrf hervorkramte, hatte er geglaubt zu verstehen.
    Doch später kehrte er zu Amolis Haus zurück, allerdings nur bis zur Treppe, und streichelte vorsichtig des großen Mannes Pferd, und der Krrf, den er geschnupft hatte, nahm ihm sogar die Angst vor den kräftigen gelben Zähnen.
4
    Sie war zu ihm gekommen, sie, Cime. Sie war, was sie war, was sie immer gewesen war.
    Er, Tempus, aber hatte sich verändert. Vashanka war in ihm: der Sturmgott, der Schändergott, der Kriegsgott, der Todesgott.
    Und so konnte er sie nicht zärtlich nehmen. Nicht seine körperliche Unfähigkeit war es, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre, sondern die kalte Gewißheit: Er würde sie nicht beschmutzen. Und anders täte Vashanka es nicht.
    Sie klopfte, trat ein und sagte: »Zeig sie mir.« So sicher war sie, daß er die gestohlenen Brillanten hatte, daß sie bereits die Verschnürung ihres Mieders aus ilsiger Leder zu öffnen begann.
    Er streckte ihr ein Bündel entgegen, schmaler als ihr Handgelenk, kürzer als ihr Unterarm. »Da! Wie wurden sie gestohlen?«
    »Deine Stimme ist rauher, als ich sie je hörte«, sagte sie. Und fuhr fort: »Ich brauchte Geld; da war dieser Mann - eigentlich hätte ich die Auswahl unter mehreren gehabt -, ein bis an die Zähne bewaffneter Bursche. Ich hätte es wissen müssen - er ist halb so alt, wie ich zu sein scheine. Was könnte einer wie er schon mit einer Dirne mittleren Alters zu schaffen haben wollen? Aber er erklärte sich ohne zu feilschen mit meinem Preis einverstanden. Dann bestahl er mich.« Sie schaute sich um. Ihre Augen waren, wie er sich erinnerte, klare Fenster ihrer Gedanken. Sie war entsetzt.
    »Du wunderst dich, wie tief ich gesunken bin?«
    Sie wußte, was er meinte, ihre Nasenflügel zitterten, als sie den muffigen Geruch des schmutzigen Bettzeugs aufnahmen, auf dem er vollbekleidet lag und auch nicht besser roch. »Ist es bei mir denn anders? Daß ich hier bin, unter diesen Umständen, macht mich nicht besser als dich.«
    »Danke. Das habe ich gebraucht. Tu's nicht.«
    »Ich dachte, du wolltest mich.« Sie hörte auf, die Verschnürung weiter zu öffnen.
    »Das stimmte auch. Aber ich habe es mir anders überlegt. Nimm eine Prise Krrf.« Um seine Hüften lag der Schal. Sähe sie ihn, würde ihr seine Erniedrigung völlig klar werden. Deshalb hatte er ihn auch nicht abgenommen. Seine Anwesenheit sollte ihn erinnern, falls er doch schwach würde und das Verlangen ihn überwältigte. Nein, diese Frau durfte er nicht in den Schmutz ziehen!
    Ein wildlederbekleidetes Bein eingezogen, setzte Cime sich auf die Steppdecke.
    »Du scherzt!« hauchte sie. Sie kniff die Augen zusammen und nahm von dem Krrf.
    »Es wäre danach schlimm für dich, wenn ich dich berührte.«
    Mit den Fingerspitzen strich sie über das Leder, in das ihre Brillantnadeln gehüllt waren. »Ich werde dafür bezahlt.« Sie tupfte auf das Bündel. »Ich darf nichts schuldig bleiben.« »Der Bursche, der sie dir stahl, tat es in meinem Auftrag.«
    »War das nötig?«
    Er zuckte zusammen. »Warum kehrst du nicht nach Hause zurück?« Sie roch nach Salz und Honig, und er dachte verzweifelt, daß sie nur hier war, weil er es veranlaßt hatte: um ihre Schulden zu bezahlen.
    Sie beugte sich vor, fuhr sanft mit einem Finger über seine Lippen. »Aus demselben Grund, aus dem du es nicht tust. Unser Zuhause ist nicht mehr wie früher. Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen.«
    »Woher weißt du das?« Er warf den Kopf zurück, daß er heftig gegen das Holz des Bettes schlug.
    »Ich glaube es.«
    »Ich kann gar nichts mehr glauben, und schon gar nicht, daß deine Hand sagt, was sie zu sagen scheint.«
    »Ich - kann - nicht - gehen ...«, hauchte

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