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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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den Bauch gepreßt. Tränen flossen und raubten ihm die Sicht, aber es war ohnehin stockdunkel um ihn. Er torkelte, weinte, fürchtete sich schrecklich und wußte doch, daß er keinen Grund hatte, sich zu fürchten, daß es Zauberei war, der gemeinste, entwürdigendste Zauber, mit dem man einen Menschen belegen konnte. Er hörte den Mörder lachen und versuchte schneller zu laufen. Er hoffte nur, der Mann verfolgte ihn nicht, um sich vor ihn zu stellen und ihn auszulachen und zu verspotten. Das ertrüge er nicht.
    Doch dazu kam es auch nicht. Der Dieb, der getötet hatte, ohne es eigentlich zu wollen, lachte zwar, aber auch er war voll Furcht und völlig verwirrt. Er floh wie ein geprügelter Hund in die entgegengesetzte Richtung. Hanse taumelte, torkelte furchterfüllt weiter, immer weiter. Er hatte seinen Instinkt nicht verloren, im Gegenteil, er war stärker als je zuvor, und so hielt er sich in den Schatten, wie ein verängstigtes Kind sich an den Rockschoß seiner Mutter klammert. Aber er machte Geräusche dabei, gräßliche Geräusche.
    Gleichzeitig angezogen und abgestoßen von dem Winseln und Wimmern, kam Mignureal herbei. »Was - aber das ist ja Han ... Was hast du denn?«
    Hanse überlegte gerade ernsthaft, ob er sein Elend nicht mit dem Messer in der Hand beenden sollte. Irgend etwas mußte er tun, damit diese verzehrenden Schreckensqualen aufhörten. Als er des Mädchens Stimme vernahm, entglitt ihm das Messer, und er fiel schluchzend auf die Knie.
    »Hanse - hör auf!«
    Er tat es nicht. Er konnte es nicht. Er konnte sich nur zusammenkauern wie ein Ungeborenes, und das tat er. Verständnislos handelte das grellbunt gekleidete Mädchen sofort und rettete ihn so. Ihre Mutter mochte den Jungen, und für Mignureal selbst war er eine romantische Gestalt, ein anziehender Mann. In seinem gegenwärtigen Zustand fiel es sogar der erst Dreizehnjährigen leicht, mit ihm fertig zu werden. Obgleich ihr sein hysterisches Schluchzen und sein wimmerndes Flehen Tränen des Mitleids entlockten, band sie doch seine Hände auf den Rücken. Und die ganze Zeit hauchte sie dabei Gebete, die nur die S'danzo kannten.
    »Du kommst jetzt mit«, sagte sie fest, obgleich ihr die Tränen über die Wangen rannen und sie schluckte. »Komm mit mir!«
    Hanse gehorchte.
    Sie folgte dem hellbeleuchteten Statthalterweg, bog in die Schattengasse ab und zog ihren wimmernden Gefangenen mit sich. An der Ecke der Schatten- und Glibbergasse hielten zwei Uniformierte sie auf.
    »Aber das ist ja Mondblumes Tochter. Wen hast du denn da, Mineral?«
    »Mignureal!« verbesserte sie. »Jemand hat ihn mit einem Zauber belegt - drüben auf der Hauptstraße.« Mit voller Absicht nannte sie eine Gegend, gerade entgegengesetzt von der, in der sie ihn gefunden hatte. »Mutter kann ihm helfen. Eshis Segen auf euch!«
    »Hmmm! Ein Furchtzauber, eh? Ich wette einen Krug, daß es dieser verdammte Anus Yorl, oder wie immer er heißt gewesen ist. Wer ist es denn, der da so unter deinem Schultertuch wimmert?«
    Mignureal überlegte schnell. Was Hanse zugestoßen war, war grauenvoll. Es wäre unerträglich für ihn, wenn diese Stadtwächter es überall herumerzählten. Also log sie aufs neue. Es sei ihr Bruder Antilope, erklärte sie. Die beiden Männer gaben ein paar mitfühlende Laute von sich und ließen sie ihres Weges ziehen, während sie etwas über verfluchte Zauberer murmelten und über die verrückten Namen, die die S'danzo ihren Kindern gaben. Die Stadtwächter beschlossen, in der Schreckensgasse nach dem Rechten zu sehen und im Bierhaus dort einzukehren.
    Mignureal führte Hanse einen halben Block weiter und brachte ihn in das Geschäft und gleichzeitig die Wohnung ihrer Eltern, die beide schliefen. Die dralle, übergewichtige Mondblume empfing so spät keine Kundschaft mehr und machte auch keine Hausbesuche. Ganz abgesehen davon, bestand ihr ausgesprochen maßloser Mann darauf, daß sie immer früh mit ihm ins Bett ging. Als ihre Tochter sie schluchzend schüttelte, erwachte die Seherin. Diese Verbindung aus Begabung, Fettgewebe und einem Busen, der ausgereicht hätte, Achtlinge gleichzeitig zu stillen, diese Frau mit dem romantischen Namen, setzte sich auf und legte tröstend die Arme um ihre Tochter. Ohne sie zu unterbrechen, hörte sie ihr zu. Dann war sie auch schon aus dem Bett und bei Hanse. Mignureal hatte ihm befohlen, auf dem Diwan im Geschäft zu warten.
    »Das paßt einfach nicht zu Hanse, Mutter!«
    »Natürlich nicht! Das ist Zauberei in

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