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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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ganz besondere, begabte, wunderschöne junge Frau, eine Schauspielerin und Autorin. Sie alle kannten sie. Auch ich habe das Gefühl, sie gekannt zu haben, nicht nur, weil ich zwischen ihren Möbeln lebe. Ich habe mich sozusagen auch beruflich mit ihr befasst, wie Sie vielleicht heute im Mittagskurier lesen konnten. Und jetzt kommt noch ein ganz besonderer Gast.«
    Das war das Stichwort. Die Tür schlug auf. Ein Tablett mit Hugos in der Hand, stand sie da – die Rote Müllerin. Sie trug die rote Lockenperücke mit dem zerzausten Pony, und ihre smaragdgrünen Augen waren direkt auf Müller gerichtet. Wir hatten, gemeinsam mit Veronika, mit der wir am Nachmittag die Kleider durchgegangen waren, ein rotes, knielanges Paillettenkleid mit Fledermausärmeln aus dem Schrank herausgesucht, dazu Seidenstrümpfe und die roten Pumps, die auch ich einmal getragen hatte. Sogar an grüne Kontaktlinsen hatten wir gedacht.
    Die Illusion war so perfekt, dass Hanna aufschrie, Frau Puvogel in ihre Perlenkette griff, die zerriss, und David nervös auflachte. Dort stand sie, die Tote, die Gestorbene, Giftgemeuchelte, und blickte jeden meiner Gäste lange an. Die Perlen von Frau Puvogels Kette sprangen überall durch den Raum. Die Rote Müllerin blickte auchmich an, und auch bei mir, tief in meinen Lenden, funktionierte die Verwandlung.
    »Wow«, sagte Müller in einem anerkennenden Tonfall.
    »Das kann nicht sein, das kann nicht sein«, stammelte Barbie-Oma.
    »Wer bist du, Schlampe?«, brüllte Kuki und machte Anstalten, der Erscheinung an den Kragen zu springen. »Du bist tot! Du bist tot!« Ich hielt sie zurück.
    »Jemand will uns hier übel mitspielen«, sagte David.
    Stumm ging die Fake-Felicitas herum und verteilte Hugos. Reflexhaft nahm jeder Gast ein Glas aus ihrer schmalen Hand entgegen, auch Müller, auch Kuki und ich.
    »Gritli?«, sagte David, der offenbar wieder Herr seines Verstandes war.
    »Bingo! Die Überraschung ist uns gelungen, was?«, sagte ich.
    »Darf ich vorstellen, dass ist Grit Hürlimann, sie wohnt hier im Haus und war so freundlich, mir zuliebe in die Verkleidung der Roten Müllerin zu schlüpfen. Sie hat jedem von Ihnen einen Drink gereicht. Zum Wohl!«
    Alle standen starr wie im Wachsfigurenkabinett.
    »Trinkt denn niemand?«
    Niemand rührte sich, niemand trank.
    »Gut«, sagte ich. »Sie wissen vielleicht, dass Felicitas Müller an einem vergifteten Hugo gestorben ist. Das kann einem natürlich den Appetit verderben.«
    Immer noch war kein Mucks zu hören.
    »Herr Dr. Teuben, wenn wir heute Abend schon einen Mediziner unter uns haben, zumal auch noch den, der den Totenschein von Felicitas Müller ausgestellt hat, dann möchte ich das gleich mal nutzen: Gibt es ein schwer nachweisbares Gift, das grad – tja, wie soll ich sagen – angesagt ist?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Arsen und Blausäure werden kaum noch verwendet, Rattengift ist out – ich glaube, es gibt keins.«
    »Nun, es gibt sehr wohl eins. Natriumpentobarbital. Was ist das?«
    »Natriumpentobarbital ist ein Derivat der Barbitursäure. Es wird in der Tiermedizin zum Einschläfern eingesetzt«, sagte Teuben.
    »Correctamundo!«, sagte ich, wie Samuel L. Jackson in »Pulp Fiction«. Dann begann ich, zur allgemeinen Verdutztheit der Gäste, die chemische Formel mit schwarzem Marker an meine Wand zu malen. Der Chef der Schnellreinigung hatte mich am Nachmittag bei der Vorbereitung unterstützt.
    »Sie müssen diese Wand komplett neu malern, bevor Sie ausziehen«, murrte meine Vermieterin.
    »Selbstverständlich, liebe Frau Puvogel«, sagte ich. »Aber ich werde so bald nicht ausziehen.« Dann sprach ich weiter. »Die mittlere letale Dosis, LD 50, hat gereicht, um diese zierliche, nicht sehr widerstandsfähige Frau von nicht mal 50 Kilo zu töten. Aber wer war an ihrem Tod interessiert?«
    Niemand sagte etwas.
    »Zurück zum Natriumpentobarbital«, sagte ich. »Organisationen für Sterbehilfe benutzen dieses Gift für ihre Arbeit, aber was sage ich euch und Ihnen, lieber Onkel Benedikt, lieber David, lieber Doktor Müller, lieber Herr Teuben. Sie alle sind Mitglieder der Thanatos-Organisation, deren Ziel es ist, betuchten Kranken oder Todeswilligen eine tödliche Dosis Natriumpentobarbital zur Verfügung zu stellen. Natürlich nicht aus reiner Barmherzigkeit, sondern gegen eine nicht zu kleine Spende. Aus dieser ursprünglichen Idee, die, liebe Hanna, nicht auf Götz George, sondern vielmehr auf Stefan George zurückgeführt wird, ist eine Art

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