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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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globaler Giftbeschaffung geworden. Die Sache ist ein einträgliches Geschäft, man darf sich nur nicht erwischen lassen. Die Thanatos-Organisation ist also nicht ins Handelsregister eingetragen.«
    Ich blieb vor David stehen. Er lächelte ein schiefes James-Dean-Lächeln. Ich schlenderte weiter.
    »Sie erkennen Mitglieder der Organisation an den handgefertigten goldenen Sargringen, die sie am Mittelfinger der linken Hand tragen.«
    Diverse linke Hände verschwanden auf diversen Rücken.
    »In jedem Ring befindet sich eine tödliche Dosis Natriumpentobarbital, die auch relativ schnell und unauffällig appliziert werden kann. Felicitas Müller kam hinter das Geheimnis der Ringe. Das geht aus dem Tagebuch hervor, das ich in ihrem Nachlass fand. Ob das der Grund dafür ist, dass sie sterben musste, und zwar genau an dem Gift, das sich in den Ringen befindet, das beschäftigt nicht nur die Polizei; das herauszufinden habe auch ich mir zur Aufgabe gemacht. Herr Doktor, erkennt man das Natriumpentobarbital am Geschmack oder am Geruch? Verändert sich eine Flüssigkeit, wenn ich es hineinschütte?«
    »Nein«, sagte Teuben und räusperte sich.
    »Wirklich? Schmeckt sie nicht bitter? Riecht nicht seltsam? Wird nicht trübe?«
    »Nein!«
    »Es gibt also keinen Trick, mit dem man rausfinden kann, in welchem dieser Gläser das Gift ist?«
    Ich wanderte die Gäste ab, sah in Klarhabbischs Glas, hob Hannas Glas ins Licht und blickte kritisch hindurch, ich roch an Barbie-Omas, an Gürkchens, an Herrn Puvogels Glas. Dann näherte ich mich Veronika. Die stellte ihren Drink auf den Tisch, rieb ihre Hände und roch an den Fingerspitzen.
    »Riecht nach nix, was?«, sagte ich.
    »Das ist mir jetzt alles zu blöd hier!« Veronika lief ins Bad, wo sie sich geräuschvoll die Hände wusch. Von der Verkleidung hatte sie gewusst, von dem Trick mit der Vergiftung nicht.
    »Frau Niedel«, rief ich, und Miss Marple schob sich durch die Gruppenach vorn. »Fällt Ihnen etwas ein, das man machen kann, um einen Drink zu markieren, der vergiftet ist?«
    »Entweder man trägt ihn in der anderen Hand und gibt ihn der Person direkt, oder man benutzt ein Glas mit einem kleinen Sprung oder Fehler, oder man nimmt ein Glas mit einem klebrigen Stiel.«
    »Aha, interessant! Das kenne ich aus ›Eine Leiche zum Dessert‹, das Gift ins Glas mit dem klebrigen Stiel. Schauen Sie doch mal, hat jemand von Ihnen ein Glas mit einem klebrigen Stiel?«
    Alle fummelten an ihren Gläsern herum, ich befühlte erst meins, dann das von Veronika, das auf dem Tisch stand.
    »Glück gehabt, Veronika, dein Glas hat einen klebrigen Stiel! Dann können wir anderen ja unbesorgt trinken, oder? Prost!«
    Keiner hob sein Glas.
    »Was ist, Kuki? Hast du Angst?«
    »Ich hab nie Angst«, sagte Kuki, hielt ihr Glas vor den Mund und sah mich an.
    »Wenn du keine Angst hast, warum trinkst du dann nicht?«
    Kuki ließ den Cocktail in ihrer Hand kreisen und zog eine Grimasse.
    »Was ist mit Ihnen, Frau Puvogel? Ich wollte Ihnen noch etwas sagen: Sie halten mich für schwul, aber ich bin nicht schwul. Da, schauen Sie selbst!« Ich schnappte mir Kuki und küsste sie mit Zunge, wofür ich mich auf die Zehenspitzen stellen musste. Sie erwiderte den Kuss. Ich war keine Person am Rande der Ereignisse mehr, ich war mittendrin. Die Matrosen johlten.
    »Wer’s glaubt«, rief einer von ihnen.
    »Wer hat diese Getränke überhaupt gemacht?«, fragte Frau Puvogel.
    »Ihr lieber Exmann!«
    Nun stellte auch sie ihr Glas ab.
    »Nee, ich trink das Zeuch nich«, sagte sie.
    »Das war ein Scherz«, sagte ich, »ein kleiner Scherz! Diese beidenHerrschaften haben die Getränke zubereitet.« Ich wies auf Klarhabbisch und Veronika.
    »Nun mach mal halblang«, rief Herr Puvogel vom Balkon seiner Exfrau zu. »Warum sollte ich dich umbringen wollen. Du bist mir so egal wie nur irgendwas!«
    »Weil ich ein Körperteil zu wenig habe?«, schnappte sie.
    »Ach, Sie sind die Alte vom Puvogel?«, sagte Müller. »Dann wird mir einiges klar.«
    »Unverschämtheit«, schimpfte Frau Puvogel.
    »Mein Gott, macht doch nicht alle so ein Theater!«
    »Nachdem du so schön zurückgeküsst hast, liebe Kuki«, sagte ich, erfüllt vom berauschenden Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. »Du hast Felicitas Müller gehasst, sie war deine Konkurrentin, sie hat den Weg zu Müller verstellt.«
    »Das geht dich ja nun wirklich einen Scheißdreck an«, rief Kuki und leckte sich die Lippen.
    Müller hob sein Glas und trank es auf ex.

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