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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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gesehen hatte. Sie fing spitz an und wurde zum Ende hin weiter. David stopfte sie mit Tabak und hellen, stark aromatisch duftenden Kräutern, die er aus einem kleinen Fässchen nahm. Er schlug den Papierstumpen mit dem Filter mehrfach auf das Lederbett, verzwirbelte das Ende, zündete ihn an und nahm einen tiefen Zug. Danach hörte er für einige Sekunden auf zu atmen. Als er die Luft wieder ausblies, war kein Rauch mehr darin.
    »Weißt du, was das ist?« Er reichte mir die Zigarette.
    Ich nahm sie, mit stockendem Herzen. Das war dann wohl ein Joint.
    In Stanley Kubricks »Eyes Wide Shut« nimmt Nicole Kidman aus einer Pflasterdose im Badschrank Cannabis, dreht damit eine Zigarette und raucht sie mit Tom Cruise. Wenig später fangen die beiden an, über eheliche Treue zu streiten. Man kann sagen, dass die Geschichte von da an einen unrühmlichen Verlauf nimmt. Ich musste auf der Hut sein.
    »Ist das dein erster?«, fragte David.
    Ich schüttelte den Kopf. Dann nickte ich.
    »Du musst einen tiefen Zug nehmen, lass ihn lang in deiner Lunge, gib ihn erst wieder raus, wenn es nicht anders geht.«
    Zögernd tat ich wie geheißen – und hustete.
    »Ich hab auch härtere Sachen«, sagte David. »Man darf sich nur nicht erwischen lassen. Hab nämlich keine Lust, wieder in den Schwarzen Bunker einzufahren.«
    »Du warst da schon drin?« Ich erschrak.
    »Zieh noch mal«, sagte David.
    Ich nahm einen weiteren Zug. Gaumen und Zunge brannten nun. Diesmal konnte ich den Hustenreiz unterdrücken.
    »Drei Monate U-Haft«, sagte er, »sie konnten mir nichts beweisen. Sie standen hier vor der Tür und haben geklingelt. Ich hab natürlich nicht aufgemacht. Und dann haben sie die Puvogel geholt, die hat die Tür geöffnet. Sie haben mir einen rosa Wisch unter die Nase gehalten, das war der Haftbefehl, und eine Knarre. Hör mal, King, wenn sie dich jemals festnehmen, dann darfst du kein Wort sagen. Keine hastigen Bewegungen, keine Gegenwehr, nicht in die Tasche greifen. Sonst knallen sie dich ab.«
    »Nichts sagen, auch nicht, wie ich heiße?« Ich ließ mich neben David aufs Bett plumpsen, meine Oberschenkel begannen zu kribbeln. Ich wollte ihn ansehen, konnte ihn aber nicht fixieren, es war, als schöbe jemand drei flache übereinanderliegende Davids vor mir hin und her. Ich nickte und wusste nicht, warum. Mein Hirn schien lose im Hinterkopf zu hängen. Dann ballte es sich zur Faust, ein beängstigendes, aber nicht unangenehmes Gefühl. Ich wollte lächeln, hatte aber keine Kontrolle über meine Mimik.
    »Gut?«, fragte David. »Du machst nur Angaben zur Person. Name, Geburtsdatum, Geburtsort, Beruf, Familienstand, Staatsangehörigkeit. Mehr nicht.«
    »Und was passiert dann?«
    »Sie vernehmen dich auf dem Revier. Sie wollen dich weichkochen.Sie haben ihre Techniken. Im Allgemeinen kennt man seine Rechte nicht. Das nutzen sie schamlos aus.«
    »Aber warum sollten sie mich festnehmen?«
    »Nur für den Fall. Die Vernehmungsmaschen kennst du?«
    »Aus Filmen. Good cop – bad cop.«
    »Zum Beispiel. ’ne andere Masche ist, dass sie behaupten, es gäbe belastendes Material gegen dich, Zeugenaussagen, Beweisstücke. Glaub das nicht. Alles Tricks.«
    »Muss man im Gefängnis Knastkleidung tragen?«
    »Im Schwarzen Bunker weitgehend ja. Man darf aber seine eigene Bettwäsche haben.«
    Ich dachte kurz an die weiße Bettwäsche der Roten Müllerin.
    »Darf man Besuch haben?«
    »Alle zwei Wochen. Nur nahe Verwandte.«
    Mutter!
    »Kann man auch Zeitungen lesen?«
    »Keine Ahnung. Du musst alles beantragen, Gespräch mit dem Pfarrer, Teilnahme an Gemeinschaftsveranstaltungen, eigener Fernseher und so weiter.«
    »Was macht man denn, damit man nicht durchdreht?«
    »Also, ich hab Sport gemacht!«
    David trug ein Muskelshirt, um beide Oberarme herum waren hebräische Zeichen tätowiert. Es war vermutlich, ging man von der Dicke der Oberarme aus, das ganze Alphabet.
    »Liegestütze, Sit-ups, Klappmesser. Jeden Tag ein paar mehr. Zum Schluss konnte ich die Liegestütze mit Zwischenklatschen.«
    David warf sich auf den Boden und machte mir einen Liegestütz mit Zwischenklatschen vor. Dann brach er zusammen. »Zu bekifft!«
    Ich kicherte. »David?«, sagte ich, mühsam meine Lippen auseinanderreißend, »mein Mund ist so trocken.«
    David goss Wodka nach. Der Wodka und der Joint trugen mich wie warme Hände näher zu David. Sie regten mein Lachzentrum an, das Kichern saß ganz vorn, die Worte sprudelten wie Lava aus mir heraus. Ich wurde immer

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