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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Neugier im Blick, brachte einen weiteren Hugo.
    »Bleib mal kurz dran«, sagte ich zu David.
    »Ich hab Sie eben versehentlich belauscht«, sagte Barbie-Oma, und stellte das Glas hart auf. »Sie sind gar kein Schriftsteller, sie sind Journalist. Sie schreiben für den Mittagskurier ? Vielleicht kann ich Ihnen helfen!«
    Ich sah sie an. Ihr linkes Augenlid zuckte.
    »Inwiefern?«
    »Ich weiß eine Menge über die Sache. Und ich hab noch ein paar Rechnungen offen. Nachher, wenn der Chef weg ist, hätte ich ein bisschen Zeit.« Sie verließ das Séparée.
    »War das die Puffmutter?«, fragte David. »Die wird dir nix Gutes über Felicitas erzählen.«
    »Wird sie mir etwas über die Fingerringe erzählen? Was hat es damit auf sich? Die dicke Freundin der Müllerin sagt, es hat was mit Götz George zu tun?«
    »Götz George!« Jetzt lachte David wieder los. »Köstlich! Stefan George! Die Giftringe haben etwas mit Stefan George zu tun. Aber falls du das für deine Geschichte fragst: Das druckt der Mittagskurier auf keinen Fall, weil Benedikt von Rube auch in unserer Organisation drin ist.«
    »Was ist das für ein Verein? Ihr tragt Gift in Ringen mit euch herum? Warum? Wer gehört dazu? War die Müllerin auch dabei?«
    »Es ist eine Sterbehilfe-Organisation. Eigentlich ganz harmlos. So was gibt es überall, in der Schweiz, in Holland – nur bei uns ist es eben verboten. Felicitas wusste von nichts. Frauen können nicht Mitglied werden. Die sind zu schwatzhaft. Ich erklär dir das ein andermal genauer, es ist eine Männersache und außerdem ein einträgliches Nebengeschäft. Bleib schön brav, hörst du?«
    Ich legte auf. Das war doch kein Zufall, dass die Rote Müllerin ausgerechnet an Natriumpentobarbital gestorben war.
    Ich nippte an meinem Hugo, der plötzlich seltsam schmeckte, und las weiter in ihrem Tagebuch:
    Gehe viel ins Theater. Vielleicht ein skandalöses Stück schreiben? Mit mir in der Hauptrolle? Oder in der Kantine entdeckt werden? Ein Verhältnis mit dem Intendanten anfangen? Eine nackte Lulu? Eine fickende Penthesilea? Eine Antigone, die auf die Bühne pisst?
    Theater sucks. Neue Idee: Ich etabliere mich als Domina. Rizz ist schlecht aufgestellt im Rotlichtbereich, vor allem, was die Nischen betrifft. Es gibt nur einen S/M -Club hier, und der ist in Ost-Rizz und sieht aus wie ein Bowling-Keller. Bin mit Vo hin, sie hat mir ein scharfes Lackkostüm und eine Ledermütze aus dem Theaterfundus besorgt. Ich sah aus wie eine echte Domina. Schräges Publikum, aber kaum was zu holen. Nur ein Immobilienhai mit gefärbten Haaren (der vermutlich ein kleiner Fisch, ein Immobilienguppy, ist). Er sagt, ihm gehöre der Leuchtturm, er habe noch Apartments frei und wolle mir eins zeigen. Vielleicht gibt er es mir mietfrei, wenn ich ihn dafür ab und zu ein bisschen durchhaue?
    Der Immobilienguppy ist schwul und will gar nichts von mir. Ich lasse mir die Wohnung trotzdem nächste Woche zeigen. Der Seehund hat immer noch nicht zurückgerufen. Das mit dem Ruhm zieht sich hin. Ich hab’s in seinem Büro versucht, bin aber abgewimmelt worden. Vo hat mir von einem Filmproduzenten im Rollstuhl erzählt, an den sie ran will. Sie sagt, er hat in einem Interview gesagt, er sucht für eine Hauptrolle eine grünäugige Frau mit roten Locken. Sie hat sogar schon investiert und Perücke und farbige Kontaktlinsen besorgt. Wartet jetzt auf das Casting.
    Hab Vo vorgelogen, dass ich Perücke und Kontaktlinsen für eine Kunstaktion brauche. Das dumme Huhn hat sie mir geliehen. Der Filmproduzent – er heißt Müller wie ich! – hält morgen einen Vortrag in der Uni. Er wird sein grün-rotes Wunder erleben.
    Bingo! M. kennengelernt. Ganz schön alt, fünfzig Jahre, unverheiratet, ziemlich gutaussehend. Ich musste an den Spruch von Rahel in »Die Jüdin von Toledo« denken: › Hier will ich bleiben, hier ist die Sicherheit, hier ruht es sich gut. ‹
    Die Partys in M.s Gelber Villa in Dingenskirchen sind legendär.
    Piggie hab ich gesagt, dass ich Perücke und Kontaktlinsen für meine erste Sprechrolle tragen musste. Aber sie hat Lunte gerochen. Als M. und ich sprachen, war sie abserviert. Irgendwie hat die in dem Moment gerafft, dass ich weg bin. Beschimpft mich nur noch. Sagt mir, ich soll sofort ausziehen. Kein Problem. Ich hab sie sowieso satt. Wir sind ja schließlich nicht verheiratet. Jetzt beginnt ein neues Kapitel meines Lebens.
    M. hab ich erzählt, ich bin eine Luxus-Domina und koste pro Abend 1000 Mark. Er hat nur gelacht. Er

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