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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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nichts durchschauen. Es war ja sonnenklar, kein Irrtum möglich: Ich war nicht die Spinne, ich war die Fliege, bewegungslos unter Müllers starker Hand, gelockt vom Sirenenton der Roten Müllerin, gemästet von Kuki, gekauft von Big Ben, alleingelassen von Mutter, eingewoben von höherstehenden Lebewesen, bewegungsunfähig, wegschmarotzt, unter bunten Pillen, schweren Cocktails und leichten Mädchen lebendig begraben.
    War in M.s Gelber Villa (von einem Christian-Wulff-Double im fetten BMW abgeholt). M. führte mich durch einen parkähnlichen Garten, er im Rollstuhl vorweg, ich auf roten Billigpumps hinterher. Als ich einen toten Zweig von einem Strauch brach, rief er drohend: Machen Sie das bloß nie mit mir!
    Seine Haushälterin hat gekocht und wurde dann von M. nach Hause geschickt. Strip-Poker, bis ich ganz nackt vor ihm stand. Er ist mit seinem Rollstuhl völlig verzückt einmal um mich herumgefahren. Dann hat er mir 1000 Euro in neuen grünen Hundertern hingezählt. Er wollte mich anfassen, aber ich hab gesagt, anfassen kostet extra.
    Ich notierte: Christian-Wulff-Double = Pilz.
    Vo auf der Straße getroffen. Sie sprang mich an und wollte mir die Perücke vom Kopf reißen. Ich hab gesagt, sie soll sich lockermachen, ich zahle alles. Außerdem sei Lucrezia Borgia geplatzt. Sie müsste mich hassen, aber sie schmeißt sich ran. Natürlich merkt die, dass ich im Aufschwung bin und will da mit rein, aber nix da.
    Manchmal kommt David über die Balkonbrüstung zu mir, mitten in der Nacht, und erzählt mir seine schwulen Sexgeschichten (Gewichte an die Eier u. Ä.). Er will mir ein rotes Kleid nähen, M. steht auf Rot. David macht auch Ringe für Männer, richtige dicke goldene Zuhälterringe. Er braucht Geld, ich soll ihm M. als Kunden anschleppen. David sagt, das ganze Haus ist verwanzt, noch von früher. Überall sind Mikros und Kameras. Er sagt, die Puvogel ist durchgedreht, seit ihr Alter schwul geworden ist. Sie weiß Sachen, die in den Wohnungen passieren. Mir egal.
    M. frisst und säuft. Er ist barock, inkonsequent und vital, bis zum Übermut vital, sehr intelligent, sehr gebildet. Er fängt bei einer Karies an und hört bei Homer auf, und alles klingt so schlüssig. Er ist ein Machoschwein, das umständehalber sitzt.
    Nach dem Essen hat er mir ohne Vorankündigung an die Brust gegriffen. Ich habe ihn geohrfeigt und bin gegangen. Er hat wieder nur gelacht. Er soll es schwer mit mir haben.
    Drei Fragen beschäftigen M., wenn er einem neuen Menschen begegnet: Taugt er zum Geschäftspartner? Taugt sie zur Sexualpartnerin? Wäre er/sie ein nützlicher Sklave? Das ist alles, was ihn interessiert.
    M. bezeichnet es als Akt der Kameradschaft, seine jeweiligen Geliebten mit dem männlichen Personal zu teilen. Eine leichte Übung. Noch tue ich empört.
    Gestern hat er mir sein Büro gezeigt. Das Weiße Haus, gleich neben dem Schwarzen Bunker, mitten in der Stadt. Seine Sekretärin ist eine Miss Germany mit Adelstitel und Harvard-Abschluss. Er hat immer solche. Sein Leibarzt ist hässlich, mediengeil und versorgt ihn mit Pillen in jeder Regenbogenfarbe. Ansonsten lauter Speichellecker um ihn rum. M. sagt, manchmal narkotisiert der Leibarzt Mädchen, die man dann vergewaltigen kann. Er berichtet mir von sexuellen Perversionen, von denen ich nicht genau weiß, ob er sie sich ausdenkt oder ob er sie begeht.
    Habe M. und David zusammengebracht. David macht M. einen Ring, und er hat sich als neuer Haschdealer angeboten. Pilz kauft ab sofort einmal im Jahr zwei Kilo Hasch für M. Er mag mich nicht. Er holt mich, er fährt mich nach Hause, aber er redet nur das Nötigste. Das System M. ist ein Organismus, der wie geschmiert läuft. Alles greift wie ein Uhrwerk ineinander: der Fahrer, der Arzt, der Adlatus, die Haushälterin . – M. hat keinen Bekannten, der zu nichts nütze ist. Alle Gewerke sind schon vergeben, und es wird hart für mich werden, mir eine Rolle zu erkämpfen. Noch ziere ich mich, seine Mätresse zu werden. Aber wie lange macht einer wie M. das mit? Außerdem: Ich werd auch nicht jünger. Ein Jahr geb ich mir, dann bin ich seine Witwe.
    Hier war sie, die Überschrift für meine Geschichte! Die Rote Müllerin – sie wollte Müller töten! Das war gut, das war sehr gut! Vielleicht war es wirklich so gewesen, und die Cocktails waren nur verwechselt worden.
    M. hat keine Rolle für mich, aber er hat einen Verlag für mein Buch gefunden, und ich bin seine Geliebte geworden. Die Weichen sind gestellt, ich werde nie

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