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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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vielleicht verdreschen? Oder wollen wir ein Vergewaltigungsspiel machen? Oder ich könnte mich verkleiden. Auf was stehst du denn so?«
    Ich schob sie aus dem Zimmer.
    Das Licht der Straßenlaterne fiel auf einen kleinen Tisch am Fenster. Ich nahm die Topfpflanze herunter, setzte mich, zog meine Kladde heraus, schlug die Honigbuchabschrift auf und las den ersten Eintrag:
    Ich glaube nicht an Zufall. Zufall ist was für Sissis. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Fort mit meiner scheiß Kindheit im Ghetto, fort mit dem Gefühl, zu dünn zu sein, zu dumm zu sein, zu kleine Titten zu haben, zu spitze Zähne zu haben, zu bleiche Haut zu haben. Nie wieder Bratwurst im Bauchladen verkaufen! Vo hat mir erzählt, dass der Seehund auf intellektuelle Weiber steht. Ich werde mich ihm mit Hornbrille und Businesskostüm vorstellen und dann ganz zufällig mein Manuskript aus der Tasche ziehen, ausgedruckt auf Piggies Hundert-Gramm-Papier.
    Es gab keine Daten, was das Verständnis erschwerte. Aber der Roman der Roten Müllerin – und sie schrieb von einem Manuskript – war kurz nach der Jahrtausendwende erschienen, also musste der erste Eintrag über zehn Jahre alt sein. Ich notierte »Vo«, »Seehund« und »Piggie« und las weiter:
    Piggie nervt, ich muss raus aus der Studentenbude. Ich muss weg von Aldi-Champagner und Second-Hand-Klamotten. Ich brauche nicht nur ein neues Ich – ich brauche auch neue Freunde, neue Möglichkeiten, eine neue Wohnung. Ich bin schon zwanzig, werde langsam alt. Mein Buch will niemand drucken. Ein Mäzen muss her, der mir die Bude zahlt und mich in die Rizzer Gesellschaft einführt. Der Seehund ruft nicht zurück. War die Hornbrille zu viel?
    Mit Vo überlegt, einen Escort-Service aufzumachen. Ganz teuer und exklusiv. Ohne Anfassen, nicht unter 1000 Euro der Abend plus Spesen. Aber woher das Startkapital kriegen? Eine schicke Website, Klamotten, Flyer, Visitenkarten.
    Vos Masterplan ist es, einen Prominenten zu heiraten, ein Kind mit dem zu kriegen, dann schmutzige Scheidung mit Presse und Unterhalt. Ich hab zu wenig Zeit für solche Umwege. Außerdem – was soll ich mit einem Balg?
    Wie kommt man an Geld? Lottogewinn? Bestseller? Hauptrolle? Instant Fame durch Mitwirkung in TV-Castingshow? Skandalöse Fotos? Wenn ich wenigstens drei Titten hätte, wenn ich die Tochter eines ver schollenen Diktators wäre oder die Urenkelin von Hemingway. Wie wird man berühmt?
    Draußen gackerten die Mädchen, Gritli kreischte, die Hugos schienen sie langsam in Fahrt zu bringen. Ich hörte nochmals die Mailbox ab. Vorher hatte ich alle Nachrichten mit Ausnahme der Kündigung durch Frau Puvogel weggedrückt. Mutter beschwerte sich mehrfach, dass ich mich nicht meldete, und vermutete, dass mir egal sei, wie es ihr gehe. Zweimal war Big Bens Vorzimmerdame, mittlerweile mit Grabesstimme, einmal Big Ben selbst, unflätig schimpfend und tobend, dran. Dann wieder Mutter, die sich offenbar inzwischen mit Big Ben kurzgeschlossen hatte, wonach sie gemeinschaftlich zu dem Schluss kamen, dass ich nichts tauge. Hanna bat mich um Rückruf, es sei dringend. Dann wieder Mutter, diesmal mit süßlichem Ton, ob mir etwas zugestoßen sei. Klarhabbisch, der mich warnen wollte, weil Frau Puvogel zu Ohren gekommen war, dass ich schwul sei, was er natürlich bestritt. David mit derselben Nachricht, er schien die Sache eher amüsant zu finden. Dann noch zweimal brüllend Big Ben, der mich aber inzwischen in Müllers Büro erwischt hatte, dies war also hinfällig, und zum Schluss besagte Hiobsbotschaft von Frau Puvogel. Ich rief David zurück.
    »Die Puvogel schmeißt mich aus der Wohnung.«
    »Weil du schwul bist?«
    »Ich bin doch gar nicht schwul!«
    Die Verwicklung schien ihn zu amüsieren. »Manche sagen so, manche sagen so!« Dann wurde er ernst. »Ich sag dir, die Alte spioniert uns alle aus. Der komplette Leuchtturm war früher verwanzt. Die Kamera im Fahrstuhl – und wer weiß, wo noch welche sind.«
    Ich sah mich in Gritlis Flasche pinkeln und erschrak.
    »Wo bist du?«, fragte David.
    »In dem Puff vom alten Puvogel.«
    »Im ›Aphrodite‹? Mit Müller?«
    »Nein, ich hab mir hier ein Schreibzimmer gemietet.«
    David wurde immer vergnügter. »Ein Schreibzimmer im Puff! Alter! Das will ich sehen!«
    »Ich soll bis Mitternacht eine Geschichte über die Rote Müllerin schreiben, für den Mittagskurier . Wenn ich das nicht hinkriege, verlier ich auch noch meinen Job.«
    Es klopfte an der Tür. Barbie-Oma, unverhohlene

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