Zur Hoelle mit den Hexen
ich? Ich hab Schreckliches geträumt.«
»Ich glaube, das wird von der Wirklichkeit noch übertroffen«, sagt Flora düster. »Sieh dich bloà um.«
Kleine Teufel huschen herbei und zünden die Fackeln an, die in Eisenringen an den grob behauenen Felswänden stecken. Das Feuer im Hintergrund lodert heller und der Duft von Gebratenem hängt in der Luft. Davon wird auch Henna wach.
»Ach du liebes bisschen«, murmelt sie, als sie den Ernst der Lage erkennt. Flora drückt ihre Hand.
Der Wachteufel schiebt den Würfelbecher beiseite. Er steht auf und greift nach einem Stapel Blechschüsseln, die auf einem Bord an der Wand stehen, und sagt zu den Gefangenen: »Ich geh jetzt Essen holen. Wehe, ihr bewegt euch! Dann mach ich Suppeneinlage aus euch. Verstanden?« Er schlurft schniefend davon.
»Denkt ihr, was ich denke?«, sagt Lilli, als er verschwunden ist. »Ich fürchte, wir sind in der Zentrale gelandet.«
»Ich schätze, Lillikind, wir brauchen jetzt deine Katastrophenerfahrung«, wispert Henna.
»Sie haben uns bloà mit einem Schlafmittel betäubt, nicht umgebracht. Also, was haben sie mit uns vor?«, überlegt Flora.
»Abwarten und Ruhe bewahren, bis wir unseren Gegner kennen und einschätzen können!«, rät Lilli.
Eine Weile sind alle still.
Allerlei Fledermausgetier und seltsame Gestalten flattern und huschen durch die Gänge. Es sind Schmatzen und Schwatzen und Schüsselklappern zu hören.
»Fütterung der Raubtiere«, lästert Lilli. »Wie im Zoo.«
Jetzt kommt ihr gehörnter Bewacher zurück. Er setzt ein schmuddeliges Tablett mit drei Schüsseln vor ihnen ab. Plötzlich bleibt er stocksteif stehen, nimmt eine stramme Haltung an und starrt auf die Felswand hinter seinen Gefangenen. Dort erklingt ein Poltern und Schimpfen. Darauf das Knirschen von Stein. Eine Tür im Felsen öffnet sich, die vorher nicht zu bemerken gewesen war.
Erst stinkt es bestialisch nach Pech und Schwefel. Dann sieht man eine Gestalt in schwarzem Gewand, die auf einer Sänfte hereingetragen wird. Das faltige Gesicht ist im Fackelschein nur undeutlich zu erkennen.
»Ist das DTG?«, erkundigt sich Flora bang.
»Kein Zweifel möglich«, murmelt Lilli.
Der Wachteufel läuft zu seiner obersten Herrin und flüstert ihr etwas ins Ohr.
»Bestimmt geht es uns jetzt an den Kragen!«, befürchtet Flora.
Es dauert nicht lange, da ertönt DTGs raue Stimme:
»Na, dann bringt sie gleich zu mir, diese aufmüpfigen Hexen! In sieben Minuten. Nach dem Essen.«
DTG isst nie länger als sieben Minuten, weil sie das Essen immer hinunterschlingt wie eine Hyäne.
Flora, Henna und Lilli schlottern die Knie, als sie schlieÃlich vor dem Thron aus Malachit stehen, als sei es das Jüngste Gericht.
»Hier sind die drei Rebellinnen, Eure Pestilenz!«, meldet der teuflische Wächter mit einer Verbeugung, bei der sein Gehörn auf dem FuÃboden klappert.
»Nennt mir eure Namen«, schnaubt DTG.
»Flora Rosenbloom«, sagt Flora.
»Henna Rubinstein«, murmelt Henna.
»Lilli Blau«, antwortet Lilli.
»Ah, die Katastrophen-Lilli! Wir hatten früher mal durchaus Freude an dir! Und jetzt gibst du die Fluglizenz zurück? Beim Beelzebub! Was soll das?«
Lilli schweigt. Sie hält es für unklug, die Wahrheit zu sagen.
»Und ihr seid Flora und Henna? Man hat mir gemeldet, dass ihr euch unseren Befehlen widersetzt: Ihr sabotiert die Produkte der Mephia-Pharm-Gruppe ? Weigert euch, Schadstoffe einzusetzen? Ihr wollt keine richtigen Hexen mehr sein?«
»Nun, ganz so ist es nicht«, beginnt Flora vorsichtig. »Ich finde nur, die Hexenkraft ist kostbar, man sollte sie sparsam einsetzen. Dort, wo man mit Geschicklichkeit weiterkommt, braucht man keine Hexerei.«
»Klug geantwortet«, brummt DTG. »Trotzdem müsst ihr die Produkte unseres Konzerns verwenden, wo es geht! Haarspray und Insektenspray. Dünger und Haarwuchsmittel. Künstliche Haarfarben und künstliche Blumen. Den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen, sie vorne und hinten betrügen. Ihnen die Seele abkaufen. Das ist Hexenart! Verstanden?«
Flora und Henna sehen sich an und nicken zögernd.
»Und dann ist da noch dieses Geschwätz mit dem Gewissen. Eine gute Hexe hat kein schlechtes Gewissen! Sie hat überhaupt kein Gewissen! Capito? Gewissen im Geschäft und in der Politik ist
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