Zur Kasse, Schnaeppchen
deshalb als Ratgeber von den älteren Kunden eher akzeptiert.
Â
Aber kehren wir nach diesem kleinen Exkurs in die Welt der Jungen und Alten wieder an die Kasse zurück, denn nun kommt der unschönste Teil des Einkaufs und damit das dicke Ende: Das Bezahlen.
Kartenspiele: Entziehen Sie sich dem Röntgenblick!
G eschafft! Endlich sind wir an der Reihe. Die Waren werden eingescannt. Und wenn es dann ans Bezahlen geht, dann kommt sie, die obligatorische Frage: Haben Sie eine Kundenkarte? Haben Sie eine Payback-Karte? Sammeln Sie Punkte? Haben Sie eine Deutschland-Card?
Â
Schauen Sie doch mal in Ihr Portemonnaie. Wie viele Kundenkarten haben Sie drin? Und in wie vielen Kundenklubs sind Sie Mitglied? Experten schätzen, dass in Deutschland rund 100 Millionen Bonuskarten im Umlauf sind, rund 90% der Deutschen sammeln irgendwo Bonuspunkte. Hierzulande gibt es rund tausend Bonuskartensysteme - mit steigender Tendenz.
Â
Marktführer ist die Firma Loyalty mit ihrer im Jahr 2000 eingeführten Payback-Karte. Diesem gehören mittlerweile rund 20 Unternehmen an (u. a. Galeria Kaufhof, Obi, Aral und dm-Drogerie). Rund 17 Millionen Haushalte verfügen über eine Payback-Karte. Daneben gibt es noch weitere unternehmensübergreifende Rabattsysteme wie die Deutschland-Card, aber auch Kundenkarten von einzelnen Unternehmen.
Ablenkungsmanöver
Wer ein Punkte-System nutzt, wird für seine Treue belohnt. Jedes Mal, wenn wir bei einem teilnehmenden Unternehmen einkaufen, erhalten wir eine bestimmte Anzahl von Punkten, Swops oder Meilen gutgeschrieben. Diese können wir dann später als Gutschrift oder in Form von Sachprämien einlösen. Darüber hinaus schalten die groÃen Kundenkarten-Anbieter zumeist noch zeitlich begrenzte Sonderaktionen, bei denen den Kartenbesitzern Rabatte auf den Erwerb von (bestimmten) Produkten eingeräumt werden.
Â
An dieser Stelle bietet sich eine intime Frage an: Sind Sie in Ihrer Partnerschaft treu? Glaubt man den Umfragen, dann gilt dies für 40 bis 60% der Ehepartner nicht. Aber Treue ist genau das, was ein Handelsunternehmen mit Kunden- und Bonuskarten bei uns erreichen will. Doch wie in den meisten Beziehungen gibt es auch in dieser Beziehung Sieger und Verlierer. Und jetzt entscheiden Sie selbst: Was bringt Ihnen die Kundentreue und was verlieren Sie dadurch?
Â
Unternehmen nutzen die Bonusprogramme jedoch nicht nur als Instrument der Kundenbindung. In erheblichem MaÃe geht es ihnen
auch darum, den Preiswettbewerb zu entschärfen. Und hier sind wir wieder bei den bereits viel zitierten Jägern und Sammlern. Denn auf unserer Jagd nach Punkten, Prämien und sonstigen Vergünstigungen verlieren wir eins völlig aus den Augen: Den Preis der Produkte. Und genau das wollen die Unternehmen.
Â
Und wenn wir selbst nicht bezahlen müssen, wird der Anreiz der Punkte noch gröÃer, weil sie uns wie ein Geschenk erscheinen. So haben es die Tankstellenketten mit ihren Sammelsystemen besonders auf die Firmenwagenfahrer abgesehen, die ihre Tankrechnungen beim Chef einreichen können. Wenn die Firma bezahlt, man selbst aber die Prämien abkassieren kann, ist der Anreiz noch gröÃer, nur dort zu tanken, wo es die begehrten Punkte gibt.
Â
Genauso ist es bei den Bonusmeilen der Fluggesellschaften. So manch ein Bundestagsabgeordneter ist schon schwach geworden und hat die Gelegenheit genutzt, seine vom Steuerzahler bezahlten Bonusmeilen für private Reisen einzusetzen. Nur zu dumm, wenn die Presse davon Wind kriegt.
Â
Kundentreue lohnt sich in den meisten Fällen nicht oder wird sogar bestraft. Kundenkarten dienen dazu, uns systematisch von den eigentlichen Preisen der Produkte abzulenken. Dadurch zahlen wir im Regelfall mehr, als wir durch die Boni einsparen.
Der Röntgenblick
Unternehmen wissen zumeist mehr über unser Kaufverhalten als wir selbst. Denn die Kundenkarten enthalten in der Regel einen Magnetstreifen mit hinterlegten Kundendaten (etwa Name, Adresse über Geburtsdatum bis hin zu Haushaltseinkommen, Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, deren Freizeitbeschäftigungen und Präferenzen). Diese Daten dienen dazu, Kundenprofile zu erstellen und mit deren Hilfe das Sortiment zu optimieren sowie Streuverluste in Werbung und Verkaufsförderung zu vermeiden.
Â
Noch gefährlicher sind Kundenkreditkarten. Die Unternehmen versprechen sich durch die Vernetzung mit einer Zahlungsfunktion
Weitere Kostenlose Bücher