Zur Leidenschaft verfuehrt
aufflackernder Panik, weil sie genau wusste, dass sie ihn anflehen würde, sie nie mehr loszulassen, wenn er sie jetzt berührte.
Das gab Raphael den Rest. Er hatte immer noch mächtig mit dem Schrecken zu kämpfen, der ihm in die Glieder gefahren war.
Charley meinte Raphaels Anspannung fast körperlich spüren zu können. Seine Bewegungen waren abrupt, und die Wut, die in seinen Augen brodelte, war unübersehbar. Er wirkte, als ob er größte Mühe hätte, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.
„Was ist?“, fragte sie beklommen, als er auf sie zukam.
„Was soll sein? Das ist“, erwiderte Raphael wild, während er sie auch schon an sich riss und seinen Mund hart auf ihren presste. Er küsste sie! Allerdings nicht wie in ihren Träumen und auch nicht so, wie er sie beim letzten Mal geküsst hatte. Aber er küsste sie wieder und wieder, als ob er gar nicht mehr aufhören könnte. Wütende, harte, besitzergreifende Küsse, in denen sich eine lang aufgestaute, verzweifelte Leidenschaft ausdrückte und die in ihr eine nicht minder lang aufgestaute verzweifelte Leidenschaft entfachten.
Charley verlor ihren Sinn für Raum und Zeit, während sie zuließ, dass Raphael sich nahm, wonach er sich so lange gesehnt hatte. Sie kostete das Gefühl, ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein, bis zur Neige aus. Es dauerte lange, bis sie sich ihm entzog und warnend sagte: „Anna wird jeden Moment mit dem Abendessen hier sein.“
„Noch nicht“, widersprach er und zog sie wieder an sich. Er fuhr ihr mit der Hand über ihre nackten Schenkel, bis sie zitterte vor Verlangen. „Sie weiß, dass wir nicht gestört werden möchten. Auf dein Abendessen wirst du leider noch etwas warten müssen, mein Hunger duldet nämlich keinen Aufschub“, sagte er heiser vor Erregung.
Ihr Herz hämmerte vor Euphorie. Er wollte sie. Raphael wollte sie.
Ins Bett schafften sie es nicht mehr. Charley konnte an nichts anderes denken als daran, dass sie unbedingt und unter allen Umständen Raphael in sich spüren musste, sofort, auf der Stelle, dass sie spüren musste, wie er sie ausfüllte, ergänzte und sie mit jedem kraftvollen Stoß weiter in das Auge des Orkans trieb, der sich in ihr entfacht hatte.
Nachdem es vorbei war, löste Charley völlig ausgelaugt und zitternd die Beine, die sie um Raphaels Hüften geschlungen hatte. Zu schwach, um allein stehen zu können, lehnte sie sich an ihn, und er hielt sie, während das, was sie eben geteilt hatten, in ihren hämmernden Herzen nachhallte.
Später aßen sie etwas, duschten gemeinsam, und dann liebten sie sich erneut, langsam und zärtlich, nicht schnell und wild wie beim ersten Mal.
„Bleib bei mir“, flüsterte Charley, während sie immer noch in Raphaels Armen lag, und sie wussten beide, dass sie nicht nur diese eine Nacht meinte.
Charley öffnete verschlafen die Augen, als Raphael ihr behutsam eine Hand auf den Arm legte. Als sie Raphael neben ihrem Bett stehen sah, leuchteten ihre Augen glücklich auf. „Raphael!“
Sie zeigte ihm ganz unverhüllt ihre Gefühle. Wenn sie ihn anlächelte, sah er die Liebe in ihren Augen, eine Liebe, die ebenso unüberhörbar in ihrer Stimme mitschwang. Und auch in der sinnlich weichen Bewegung, mit der sie sich ihm jetzt zuwandte, offenbarte sich diese Liebe.
Er atmete tief durch und trat einen Schritt zurück, bevor er sich zum Fenster umwandte und sagte: „In einer halben Stunde fahre ich nach Rom zurück, aber vorher müssen wir noch über letzte Nacht reden.“
Bei seinen Worten war es Charley, als ob eine Lawine auf sie zurollte, die groß genug war, um ihr Leben ein für allemal unter sich zu begraben. In der kurzen Zeitspanne, die er benötigt hatte, um die Worte auszusprechen, war an die Stelle des Glücksgefühls, mit dem sie aufgewacht war, eine diffuse Angst getreten.
„Über letzte Nacht?“, wiederholte sie beklommen.
Raphael nickte.
„Letzte Nacht hätte nie passieren dürfen. Und ich bin schuld, dass es so weit gekommen ist. Ich hätte mich beherrschen müssen, vor allem hätte ich gar nicht erst herkommen und meiner … Begierde nachgeben dürfen.“
Charley versuchte, Ruhe zu bewahren und sich ihre Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
„Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst“, sagte sie. „Wo ist das Problem? Du willst mich, und ich will dich. Was ist so schlimm daran?“
„Alles.“
Raphaels Stimme klang gepresst.
„Aber warum können wir nicht einfach zusammen sein? Ich liebe dich,
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