Zur Leidenschaft verfuehrt
in deinem Handeln so sehr von irgendwelchen ominösen Genen beeinflussen lässt, die du möglicherweise, aber wirklich nur möglicherweise in dir tragen könntest. Und zum Thema Kinder kann ich dir sagen, dass ich problemlos darauf verzichten kann, solange ich nur dich habe. Ich liebe dich so sehr, dass ich mir ganz sicher bin, auch ohne Kinder mit dir glücklich zu werden“, sagte sie mit bebender Stimme.
Jetzt blickte er sie wieder an. Die helle Morgensonne, die über sein Gesicht fiel, enthüllte den Preis, den er für seine Aufrichtigkeit bezahlte.
„Du kannst es nicht wissen, ob ich das dunkle Erbe in mir trage. Niemand von uns weiß das. Glaubst du vielleicht, ich möchte erleben, wie du in Todesangst vor mir davonläufst?“
Charley wünschte sich nichts mehr, als zu ihm zu gehen und ihn in den Arm zu nehmen, so wie eine Mutter ihr Kind in den Arm nimmt, um es zu beschützen und zu trösten. Er war der Mann ihres Lebens, ihre große Liebe, und daran würde sich nie etwas ändern. Durch sein Bekenntnis war ihre Liebe zu ihm nur noch stärker geworden.
„Raphael, bitte, ich möchte mit dir zusammen sein“, flehte sie ihn an.
„Nein“, erwiderte Raphael entschieden. „Es würde nicht funktionieren, glaub mir. Die meisten Paare wünschen sich irgendwann ein Kind, und da wären wir bestimmt keine Ausnahme. Ich fürchte sehr, dass ich es ab einem bestimmten Punkt nicht mehr schaffen würde, meinen Prinzipien treu zu bleiben, auch wenn ich es mir noch so wünsche. Das war mir vorher gar nicht so klar, aber jetzt weiß ich es. Deshalb werde ich es auf keinen Fall zulassen, dass du dich an mich bindest. Wenn man einen Menschen wirklich liebt, kommt dieser Mensch immer zuerst, und erst in zweiter Linie denkt man an sich selbst.“
Wollte Raphael damit sagen, dass er sie liebte?
Ihr Herz sang vor Glück, allerdings nur, um sogleich wieder zu verstummen, weil ihr die volle Bedeutung seiner Worte klar wurde.
„Du kannst aber nicht für mich entscheiden“, wandte sie ein. „Wenn du mich liebst …“
„Wenn ich dich liebe, kann ich nicht mit dir zusammen sein und mich immer noch als Ehrenmann betrachten“, unterbrach Raphael sie mit schroffer Stimme. „Begreifst du das nicht?“
„Ich begreife nur, dass du uns beide leiden lässt wegen einer Möglichkeit, die so vielleicht gar nicht existiert. Ich liebe dich, Raphael. Natürlich hätte ich gern ein Kind mit dir, aber niemand bekommt alles im Leben, und ich würde dieses Opfer sofort bedenkenlos bringen, wenn ich dafür immer mit dir zusammen sein kann.“
„Das darf ich nicht zulassen.“ Er verzog zynisch den Mund. Es tat weh, diese schön geformten Lippen, die sie gestern Abend noch so leidenschaftlich geküsst, die ihren Körper so intim berührt und ihr so viel Lust geschenkt hatten, so schmerzvoll verzerrt sehen zu müssen.
„Deine eigene Wortwahl verrät dich“, fuhr er fort. „Du hast eben von ‚Opfer‘ gesprochen, das kannst du nicht abstreiten. Ich habe dir dieses Wort nicht in den Mund gelegt, sondern du hast es selbst gewählt.“
Charley hätte ihre Worte am liebsten zurückgenommen, aber das war nicht möglich. Sie verwünschte sich, während sie darüber nachdachte, wie grausam es wäre, wenn ihr Glück von einem einzigen unbedacht geäußerten Wort abhinge.
„Ich glaube dir sogar, dass du mich liebst“, fuhr Raphael fort. „Aber das bleibt nicht immer so. Irgendwann wird deine Sehnsucht nach einem Kind stärker sein als die Liebe zu mir, und in so eine Lage möchte ich dich auf keinen Fall bringen, um deinetwillen. Ich fühle mich ja jetzt schon schuldig, weil ich meine Prinzipien verraten und dich verletzt habe. Aber das wird nie mehr passieren, das verspreche ich dir. Sobald ich wieder in Rom bin, werde ich mich mit meinem Anwalt in Verbindung setzen und deinen Arbeitgeber bitten, mir einen Ersatz für dich zu schicken.“
Charley protestierte erstickt, doch Raphael unterbrach sie mit einer ungeduldigen Handbewegung.
„Natürlich wirst du finanziell entschädigt, das ist gar keine Frage …“
„Du willst mich auszahlen, meinst du das? Machst du das immer so, Raphael? Dass du die Frauen auszahlst, wenn du genug hast von ihnen?“, schleuderte Charley ihm voller Verzweiflung entgegen. Als er auf sie zukam, flüchtete sie sich ans Kopfende des Betts, aber er folgte ihr. Nachdem er bei ihr angelangt war, legte er ihr die Hände auf die Schultern und musste sich ermahnen, sie nicht zu schütteln.
„Sag das nicht noch
Weitere Kostenlose Bücher