Zur Leidenschaft verfuehrt
es nicht richtig war, ihn zu lesen, aber … tja … die Versuchung war einfach zu groß. Ich habe ihn dir noch am selben Tag per Kurier nach Rom geschickt. Und dann habe ich den Atem angehalten und gewartet, etwas von dir zu hören, aber du hast dich nicht gemeldet. Und da dachte ich, dass … dass du …“
„Ein Brief von meiner Mutter? An mich? Aber was hat das mit unserer Heirat zu tun?“
Charley atmete wieder tief durch.
„Nun … es ist so: Du stehst mit deinem selbstlosen Vorschlag, mir zu einem Kind ohne deine Erbanlagen zu verhelfen, nicht allein, weißt du.“ Als sie Raphaels verständnislosen Blick sah, fuhr sie eilig fort: „Deine Mutter hat dich sehr geliebt, das drückt sich in jeder Zeile dieses Briefes aus. Ich musste weinen, während ich ihn las. Sie hat dich geliebt wie ihr leibliches Kind, obwohl sie nicht deine leibliche Mutter war.“
Jetzt hatte Charley Raphaels Aufmerksamkeit. Doch als sie mit ihrer Geschichte am Ende war, sah sie, dass sich sein Gesicht verdüstert hatte. Plötzlich fühlte sie sich ganz elend. Genau das hatte sie befürchtet.
„Und deshalb willst du mich jetzt nicht mehr heiraten?“, fragte er schroff.
Charley fuhr zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf. „ Wie bitte? Ich will dich nicht mehr heiraten? Ganz bestimmt nicht … im Gegenteil. Ich fand einfach nur, dass du es wissen musst, und zwar bevor wir heiraten … um deinetwillen , verstehst du das nicht, Raphael? Jetzt kannst du dich frei entscheiden. Dieser Brief verändert alles. Du bist ein freier Mann, du kannst heiraten und so viele Kinder bekommen wie du willst. Und zwar mit einer Frau, die sich als Mutter für deine Kinder vielleicht viel besser eignet als ich.“
„Die sich viel besser eignet als du? Und wer zum Teufel sollte das wohl sein? Es gibt keine Frau, die besser geeignet wäre, die Mutter meiner Kinder zu sein, als du. Wie sollte es auch, wo ich doch dich liebe?“
„Oh, Raphael.“
Eine Sekunde später lag sie wieder in seinen Armen und erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss.
„Du bist mein Leben“, sagte er heiser. „Du bist meine Liebe und mein Leben.“
Und dann küssten sie sich erneut, süß und zärtlich diesmal. Es war ein Kuss, mit dem sie ihre Liebe und ihre gemeinsame Zukunft besiegelten.
„Was hältst du davon, wenn wir den Garten nach deiner Mutter benennen?“, fragte Charley, nachdem Raphael sie wieder losgelassen hatte.
Als er den Kopf hob und sie anschaute, entdeckte sie in seinen Augen ein verdächtiges Glitzern.
„Ja. Das wäre schön, als Erinnerung an das Geschenk der Liebe, das sie mir gemacht hat.“
„Wie lange dauert es noch bis Florenz?“, flüsterte Charley an seinen Lippen, bevor sie ihn wieder küsste.
„Viel zu lange, wenn du mich fragst“, gab Raphael zurück. „Noch viel, viel zu lange.“
– ENDE –
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