Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
werde ich nicht, versprochen. Am Samstag wurde ich überrascht, heute aber bin ich vorbereitet.« Sie klopfte ihm auf die Brust. »Und ich bin wie du darauf erpicht zu sehen, wie Ronald Briggs bekommt, was ihm gebührt. Es geht um mich, Ethan. Ich muss mich endlich meiner Vergangenheit stellen, wenn ich eine lohnende Zukunft haben möchte.«
Er hielt noch immer ihre Hand an seiner Brust fest, beugte sich über sie und küsste sie. »Also gut, mein Schatz.«
Er führte sie zur Hintertür und vergaß auch nicht, die an der Theke lehnende Schrotflinte mitzunehmen. »Ich lasse dich hinter dem großen Felsblock versteckt zurück, während ich gleich neben dem Weg warte, der vom Haus zur Sägehalle führt. Die anderen kommen bereits langsam auf uns zu. Von deinem Versteck aus hast du nach allen Richtungen freien Blick, deshalb ist es deine Aufgabe, uns den Rücken freizuhalten.«
»Warte«, hielt sie ihn zurück, als er die Tür öffnen wollte. »Bear drängt hinaus«, erklärte sie und bückte sich, um den Hund wegzuschieben.
Ethan zog sie hoch. »Wenn Briggs und seine Komplizen Samuels Tod auf dem Gewissen haben, sollte Bear doch mitmachen dürfen, meinst du nicht auch?«
»Aber sie werden ihn sehen und misstrauisch werden.«
»Sie werden ihn nicht sehen. Er ist schwärzer als die Nacht und könnte uns eine Hilfe sein.«
Sie hielt ihn wieder zurück, bevor er hinausgehen konnte. »Ethan, er ist schon alt«, zischelte sie. »Er könnte verletzt werden.«
Ethan drehte sich um und umfasste mit einer Hand ihre Wange. »Dann soll er im Kampf fallen, Anna. Gib ihm die Chance und überlass alles andere ihm selbst.«
Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen und dachte an die vielen liebevollen Bemerkungen über Bear, die Samuel in seinen Briefen hatte einfließen lassen. »Also gut«, sagte sie und schmiegte sich an ihn. »Wir gehen die Sache gemeinsam an.«
»Braves Mädchen«, meinte Ethan, der endlich die Tür öffnete und hinausspähte.
Er ließ Bear zuerst hinaus und schlich dann mit Anna an der Hand die Verandastufen hinunter. Schweigend gingen sie über den leicht ansteigenden Hof, und da ihre Augen sich nicht erst an die Dunkelheit anpassen mussten, sah Anna den Felsblock sofort, der als ihr Ausguck dienen sollte. Nun ging ihr auf, weshalb Ethan sie gebeten hatte, graue und nicht schwarze Sachen anzuziehen. In gedämpftem Grau würde sie sich im schwachen, zwischen den Ästen
einfallenden Licht der Mondsichel nicht vom Stein abheben.
»Von hier aus überblickst du den größten Teil des Camps«, sagte er dicht an ihrem Ohr. Er half ihr, sich neben dem Stein niederzulassen, und reichte ihr das Funkgerät. »Wenn einer von uns in der Klemme steckt, dann piepst du die anderen an.«
»Wird gemacht.« Sie nahm das Gerät in die eine und das Pfefferspray in die andere Hand.
Ethan gab ihr einen Kuss auf die Stirn und drückte ihre Schulter, um dann lautlos wie ein Gespenst in der Nacht zu verschwinden. Anna lehnte sich an ihren Stein, während sie versuchte, die Schatten von den festen Objekten zu unterscheiden. Da fiel ihr ein, warum Tarnungen so gut funktionierten: Raubtiere reagierten auf Bewegung und nicht auf Formen. Sie tat es ihnen gleich und konzentrierte sich nun auf Bewegungen in ihrer Umgebung.
Sie hatte keine Ahnung, wohin Bear verschwunden war. Ethan hatte in der Nähe des Hauses bleiben wollen – wohl um sich nicht zu weit von ihr zu entfernen. Paul würde von der Hauptstraße her vorrücken, er würde aber lange brauchen, um die Meile in der Finsternis hinter sich zu bringen. Und John und Alex lagen über das ganze Camp verteilt auf der Lauer.
Ron hatte hier fast fünf Monate lang herumgestöbert, was also wollten die drei hier noch durchsuchen? Und warum zog Frank Coots nicht einfach vor Gericht? Konnte er sich nicht denken, dass der Kaufvertrag nicht mehr existierte, wenn seine Handlanger ihn bis jetzt nicht gefunden hatten? Das war echt stur.
Und mörderisch. Hatte Frank wirklich Gramps Unfall herbeigeführt? Wegen eines Streifens Land und …
Dort! Zu ihrer Linken, auf halbem Weg zwischen Haus und See. Dort bewegte sich etwas … nein, einige Etwas bewegten sich! Anna drückte Funkgerät und Pfefferspray an sich. Es konnten die Bösewichte sein – aber auch Alex oder John.
Dann vernahm sie geflüsterte Worte der sich bewegenden Schatten, Worte, die ihr verrieten, dass es Ronald Briggs und seine Komplizen waren. Sie rührte keinen Muskel, als sie sich näherten, und wagte kaum
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