Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
zusammengeschlagener Komplize eilig den Rückzug zu seinem Motorschlitten antrat. Dem Ärmsten stand eine böse Überraschung bevor. Mit ihm wollte sie sich später beschäftigen, sobald sie sich vergewissert hatte, dass diese Burschen unterwegs waren.
Ein Motor sprang ein Stück vor ihr an, und Anna lief auf das Geräusch zu, während sie nachlud. Vor ihr wurden im Nebel drei Hecklichter sichtbar, deren Anordnung ihr verriet, dass es sich um einen Pick-up handeln musste. Sie legte an, zielte zwischen die zwei unteren Lichter und feuerte. Das Geräusch der kleinen Geschosse, die das Heck durchschlugen, entlockte ihr ein selbstzufriedenes Lächeln. Bei Gott, die würden es sich zweimal überlegen, ehe sie wieder ihr Camp durchschnüffelten.
Zur zusätzlichen Sicherheit und vielleicht auch, da es ein so verdammt gutes Gefühl war, lud sie wieder nach und drückte ein letztes Mal ab – genau in dem Moment, als wieder ein schwerer Körper gegen sie prallte und sie umfiel.
»Verdammt, hört –«
Anna unterbrach ihn, indem sie ihren Ellbogen seitlich gegen seinen Kopf stieß, doch schaffte er es, ihr Gewehr zu fassen, ehe sie ihm den Kolben zwischen die Rippen rammen konnte. Nun entspann sich ein Handgemenge um die Waffe, in dem Anna sich wacker behauptete, am Ende aber verlor. Ihr Angreifer warf die Waffe fort, drehte sie auf den Rücken um und setzte sich rittlings auf sie, um ihre Faust zu stoppen, bevor sie sein Gesicht treffen konnte.
»Hören Sie auf, mich zu schlagen!«, knurrte er.
Anna erstarrte und blickte zwinkernd zu der dunklen Gestalt auf, die über ihr aufragte. »Ethan?«, hauchte sie. »Verdammt, ich dachte, Sie wären einer von ihnen.«
Er hielt ihre Hände auf dem Boden neben ihrem Kopf fest und beugte sich über sie, bis sein Gesicht dicht über ihrem war. »Wenn Sie mich wieder schlagen, stopfe ich Sie in ein Eisloch.«
»Dann nageln Sie mich nicht fest.«
»Ich wollte sie daran hindern, die verdammte Flinte wieder abzufeuern.«
»Warum haben Sie die Knarre auf meinem Schreibtisch hinterlassen, wenn Sie nicht wollen, dass ich sie benutze?«
Er hob sich ein wenig, ließ aber ihre Hände nicht los. »Ich dachte, Sie würden sich damit sicherer fühlen. Nie hätte ich gedacht, Sie würden damit aus dem Haus gehen, geschweige denn auf jemanden abfeuern.«
Anna bemühte sich mit aller Kraft, sich zu befreien, er aber festigte nur seinen Griff und verschob sein Gewicht über ihre Schenkel, wobei seine Knie sie wie ein Schraubstock festhielten. »Warum haben Sie auf die Burschen geschossen?«
»Ich habe nicht auf sie geschossen, sondern über ihre Köpfe hinweg gezielt, um sie zu erschrecken. Sie sollen wissen, dass hier eine Irre lebt, die bereit ist, zur Waffe zu greifen.«
Er blickte den Weg entlang, da sie aber seine Miene nicht ausmachen konnte, wusste sie nicht, ob er schockiert oder wütend war. Sie wurde mit jedem Moment ärgerlicher. Ihr Adrenalinschub verebbte. Nasser Schnee durchdrang ihren Bademantel, ihre nackten Beine waren steif vor Kälte.
»Das haben Sie erreicht, würde ich sagen«, sagte er mit einem leisen Lachen – was bedeutete, dass er nicht wütend war. Er ließ ihre Hände los und rieb sein Kinn, blieb aber rittlings auf ihr sitzen. »Wo haben Sie so kämpfen gelernt, Segee?«
»Bei meinen vier älteren Brüdern. Haben Sie die Absicht, mich loszulassen?«
»Mit der Zeit schon«, sagte er und betastete vorsichtig seine Rippen. »Sobald die Schmerzen nachlassen.« Er drückte seine Hüften fester an ihre. »Mir gefällt es so.«
Anna schnaubte. »Sie können von Glück reden, dass ich heute nur eine Schrotflinte hatte. Sagen wir, wir sind jetzt für den Hieb vom vergangenen Monat quitt.«
»Ich glaube, Sie haben mir eine Rippe gebrochen.«
Anna streckte die Hand aus und tätschelte seine Wange. »Armer Junge. Würde ein Kuss die Schmerzen lindern?«
»Herrgott, wie keck Sie sind.« Er nahm ihre Hand von seiner Wange und nagelte sie wieder auf dem Boden fest. Dann starrte er ihren Mund an, als würde er ihr Angebot in Betracht ziehen.
»Wenn Sie mich wieder küssen, Knight, dann tun Sie gut daran, diesmal die Sache zu Ende zu bringen.«
Er sah sie mit einem Ruck an, angespannt bis zum letzten Muskel. »Wie bitte?«
Das hatte sie doch nicht wirklich gesagt, oder? Warum hatte sie ihn eben herausgefordert, mit ihr ins Bett zu gehen? Vielleicht sollte sie sich selbst in ein Eisloch stopfen.
Oder vielleicht sollte sie ihn richtig schockieren und zugleich ein
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