Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
als er sie mitten in einem Eisstau gesehen hatte, wie sie ihr Leben für
einen Hund aufs Spiel setzte. Er brauchte eine gewisse Zeit, um die Erinnerungen wieder zu begraben, die ihr riskantes Abenteuer aufgewühlt hatte.
Aber verdammt, sie wollte ihren Geliebten zurück! Sie wollte mit Ethan wieder lachen, mit ihm bis zur Erschöpfung kämpfen und ihn reizen, bis er explodierte. Der Mann entsprach allen ihren Kinderfantasien, und das war genau der Grund, weshalb sie heute seine nervenaufreibende Stimmung erschüttern wollte.
Claire, seit fünfundzwanzig Jahren André Segees Frau, hatte Anna alles beigebracht, was sie von Männer wusste – und wie man dieses Wissen zu seinem Vorteil einsetzte. Trotz ihrer vier kleinen Söhne, die Claire bei der Heirat mit dem verwitweten Holzbaron geerbt hatte, war sie sieben Jahre darauf, als sie plötzlich Mutter einer verschüchterten Elfjährigen geworden war, sofort bereit gewesen, Anna bedingungslos und ohne zu zögern unter ihre Fittiche zu nehmen. Sie hatte Anna nicht nur gelehrt, stolz auf ihre Weiblichkeit zu sein, sondern auch, wie man sich kleidet, wie man sich in einer Beziehung klug behauptet, und ganz besonders, wie man sich in seiner eigenen Haut wohlfühlt. Claire hatte selbst das beste Beispiel abgegeben, da Anna keinen zufriedeneren Mann kannte als ihren Daddy.
Was Claire Segee zum genauen Gegenteil ihrer leiblichen Mutter machte. Anna hatte Madeline Fox als Frau in Erinnerung, die in den Armen eines Mannes verzweifelt nach Ganzheit suchte. Und sie war noch immer auf der Suche. Als Letztes hatte Anna gehört, dass Madeline mit ihrem sechsten oder siebten Mann in Arizona oder Florida lebte.
Anna hasste Madeline nicht, und noch viel weniger gab
sie ihr die Schuld an allem; sie erlaubte sich in keiner Weise ein Urteil über sie, da sie es als gegeben hinnahm, dass manche Menschen dazu verdammt waren, lebenslang nach einem Glück zu suchen, das außerhalb ihres eigenen Ichs lag.
Dass Madeline ihre kleine Tochter vor achtzehn Jahren auf den gleichen Weg geschickt hatte … nun, Anna wusste, dass sie ihrem Großvater mütterlicherseits Dank schuldete, weil er André Segee selbstlos gebeten hatte, sein Enkelkind zu holen, ehe es in die Fußstapfen ihrer Mutter geraten konnte. Damals war ihr nicht bewusst gewesen, wie lieb Gramps sie gehabt hatte, nun aber, nach der Lektüre der Hefte, in denen Samuel achtzehn Jahre lang täglich Briefe an seine Enkeltochter geschrieben hatte, war es ihr klar.
»Ich hab dich auch lieb, Gramps«, flüsterte sie. »Und ich werde dein Sägewerk wieder in Gang bringen, damit du stolz auf mich sein kannst. Sobald ich das kleine Problem mit meinem edlen Ritter gelöst habe.«
Anna hob ihren Schwamm und drückte ihn über den Schultern und ihrer Brust aus. Den Lavendelduft tief einatmend lächelte sie voller Vorfreude auf den heutigen Tanzabend.
Claire hatte ihr nicht nur Kondome und neue Unterwäsche geschickt, sie hatte auch Annas elegantere Klamotten, ihre Kollektion an Parfüms und Lotionen und ihre Schmuckschatulle eingepackt – in der ein Brief versteckt war, in dem sie Anna bat, sich von ihren Schmuckstücken keinesfalls zu trennen, da André sicher zur Vernunft kommen würde. Der Briefumschlag hatte auch zweitausend kanadische Dollar enthalten, eine willkommene Ergänzung der viertausend, die Damon und Jean-Paul ihr zum Abschied
in die Hand gedrückt hatten. Deshalb hatte sie es auch nicht so eilig, sich um einen neuen Job zu kümmern. Einen Teil des Geldes hatte sie für ihre Steuerschulden verwendet und den Rest für schlechte Zeiten behalten.
Die ganze Woche über hatte sie auf Fox Run ihre heilige Ruhe gehabt. Die Neuvermählten hatten am Mittwoch ein Haus in Oak Grove bezogen, und gespenstische nächtliche Besucher hatten Anna nicht mehr heimgesucht. Von einer Irren abgegebene Schüsse waren offenbar eine wirksame Abschreckung.
Ihr einziger nächtlicher Besucher war ein störrischer Liebhaber, und das würde sich ändern. Anna glitt unter das Wasser, um ihre Haare nass zu machen, tauchte dann wieder auf und griff nach ihrem Shampoo. Der heutige Abend würde dem Ärmsten die Überraschung seines Lebens bescheren, wenn die Ex-Vorarbeiterin mit Make-up in einem schicken kleinen Schwarzen und auf drei Zoll hohen Absätzen auftauchte.
15
I ch hab’s mir überlegt«, meinte Daniel Reed, als Ethan seine Flasche Bier leer getrunken hatte. »Wenn es sein muss, werde ich mit dir um sie kämpfen.«
»Wovon redest du?«, fragte
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