Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
waren über das Wochenende hier. Sie sagten, Daddy wäre überzeugt, ich würde dieses armselige Leben bald satthaben und nach Hause kommen, wenn er nur lange genug durchhielte. Ihm ist nicht klar, dass ich meinen Eigensinn von ihm geerbt habe.« Sie drehte sich um und stieg die schmale Dachbodentreppe hinunter. »Nein, ich mache mich an die Arbeit und werde Fox Run wieder in Gang bringen.«
»Ganz allein? Aber wie?«
»Schritt für Schritt.« Anna stieg die Treppe zum Wohnzimmer hinunter und warf die Schreibhefte auf die Couch. »Hast du mit Paul schon entschieden, wo ihr wohnen wollt?«
Jane warf sich auf die Couch und griff sich eines der Hefte. »Seine Familie hat uns eine Bleibe im Sport-Camp angeboten. Ich mag Sarah sehr.« Sie sah Anna mit raschem Lächeln an. »Unsere Babys werden im Abstand von zwei Wochen zur Welt kommen.« Sie schlug das Heft auf und überflog die Seite, bevor sie wieder aufblickte. »Aber Paul meint, wir sollten uns ein eigenes Haus zulegen. Während der ganzen Fahrt hierher hat er ununterbrochen von Nestbau geredet.« Sie zog die Schultern hoch. »Mir ist schleierhaft,
was er damit meint. Allerdings ist er entschieden dagegen, dass ich wieder arbeite.«
»Warum?«, fragte Anna und legte ein weiteres Scheit in den Kamin. »Du arbeitet doch gern für Dr. Betters.«
»Ja, ich liebe meine Arbeit, und es kümmert mich nicht, was Paul sagt. Ich werde wieder arbeiten. Megan und Travis muss ich nur mehr zwei Tage hüten, da Pete nach Hause kommt.« Sie klappte das Heft zu und stand auf. »Ist es dir recht, wenn wir in Ethans Hütte bleiben, bis wir ein eigenes Haus finden?«
»Wo soll Ethan wohnen?«
»Er hat zu Paul gesagt, er wolle im Sägewerk schlafen, da er dort fließendes Wasser hätte.«
»In der Hütte gibt es das nicht«, rief Anna ihr in Erinnerung. »Bist du sicher, dass du da wohnen möchtest?«
»Aber sicher«, antwortete Jane, ging zur Tür und zog ihren Mantel an. »Es ist wie Camping, naturnah und romantisch. Kann ich Paul sagen, dass es dir recht ist?«
»Wenn ihr wollt. Die Miete ist schon bezahlt. Was ist aus dem Hund geworden? Konnte man den Besitzer ausfindig machen?«
»Er ist bei Paul in unserer Hütte«, erwiderte Jane. »Wir werden in der Stadt herumfragen, ob jemand einen schwarzen Labrador-Welpen vermisst. Paul meint, er wäre etwa sieben oder acht Monate alt. Wir nennen ihn Kent, da er im Kent River getauft wurde.« Sie knöpfte lächelnd ihren Mantel zu. »Paul sagte, er hätte noch nie jemanden gesehen, der mit schwerem Gerät so umgehen kann wie du – du hättest Kent so behutsam von der Eisscholle gehoben wie ein Ei aus dem Wasser.«
Anna tat das Lob lachend ab. »Den Umgang mit großem Arbeitsgerät bin ich seit meinem zwölften Lebensjahr gewohnt. Ich glaube, Dad brachte mir die Bedienung dieser Riesen bei, um verlorene Zeit aufzuholen und eine Beziehung zu mir aufzubauen, als ich zu ihm kam. Habt ihr in der Hütte noch etwas Essbares?«
Jane trat hinaus auf die Veranda. »Nach unserem Besuch bei Pauls Familie waren wir einkaufen. Heute kocht mein Ehemann. Stew, glaube ich.«
Anna zog eine Braue hoch. »Klingt vielversprechend. Du hast einen Mann bekommen, der kochen kann.«
»Nur Stew«, meinte Jane lachend und ging die Stufen hinunter. Sie warf einen Blick zurück. »Alles okay mit dir?«, fragte sie. »Du wirst doch heute keine Depressionen bekommen und dich betrinken?«
»Ich mache mir einen heißen Kakao und werde in diesen Heften lesen. Es scheinen Samuel Fox’ Tagebücher zu sein. Und dann werde ich früh zu Bett gehen, damit ich gleich am Morgen darangehen kann, meine Säge wieder in Schwung zu bringen.«
»Also dann, gute Nacht«, verabschiedete sich Jane mit einem Winken und ging den aufgeweichten Weg entlang.
Anna blickte ihr nach, um sicherzugehen, dass sie nicht im Schlamm ausglitt, dann rief sie nach Bear, da ihr einfiel, dass sie ihn seit einer Stunde nicht gesehen hatte.
»Er ist bei uns«, antwortete ihr Jane. »Der kleine Kent hat es ihm angetan.«
»Na schön. Schick ihn zurück, wenn er lästig wird«, rief sie und winkte zum Abschied. Dann drehte sie sich um und ging hinein. »Na, Charlie«, sagte sie, als die Meise von der
Gardinenstange herunterflatterte und auf ihrer Schulter landete. »Möchtest du am Samstag meinen Kavalier spielen und mit mir tanzen?«
Anna erwachte mit dem Gefühl, ihre Decke entgleite ihr und das Bett neige sich zur Seite. »Ethan«, flüsterte sie.
Er sagte nichts und rollte sich auf
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