Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
arbeitete gern mit Ihnen zusammen. Na, hoffentlich sind Sie nächsten Montag wieder da.«
»Leben Sie wohl, Keith. Ich meine es wirklich so. Sie halten für Ethan alles tipptopp in Ordnung. Ein profitabler Betrieb sichert Arbeitsplätze.« Sie schlug die Tür zu und startete den Motor. Als sie vom Betriebshof fuhr, winkte sie Keith zu – und sah Ethan vor dem Büro stehen, der ihr mit regloser Miene und ebensolcher Haltung nachblickte.
Mit einem matten, niedergeschlagenen Seufzen bog Anna langsam auf die Hauptstraße ein und fuhr nach Hause. Sie wusste, dass sie sich eine Riesendummheit geleistet hatte, doch hatte sie nicht zulassen können, dass der junge Hund in den sicheren Tod trieb. Und sie hatte genau gewusst, was sie tat. Sie hatte den Boden unter sich beurteilen können, die Stärke der Strömung und das Gewicht des Baggers. Nicht ein einziges Mal hatte sie das Gefühl gehabt, gefährdet
zu sein, nur musste sie sich ehrlich eingestehen, dass auch sie jeden ihrer Belegschaft gefeuert hätte, hätte sie ihn bei der Rettung des Hundes ertappt.
Verdammt, sie war einfach wütend, dass Ethan recht hatte!
»Ich fasse es nicht, dass er dich einfach entlassen hat«, sagte Jane, inmitten des alten Gerümpels auf Annas Speicher stehend, die Arme verschränkt und mit der Fußspitze auf den Boden klopfend. »Paul sagte, Ethan hätte sich nicht einmal eine Erklärung deinerseits angehört. Er hat dich einfach so gefeuert, und das, obwohl ihr miteinander ins Bett geht. Ich habe dich gewarnt, dass er ein beinharter Knochen ist.«
Anna richtete sich von einem Karton auf und lächelte ihrer empörten Freundin zu. »Was hat unser Verhältnis mit irgendwas zu tun? Ethan hat genau das getan, was auch ich tun würde.«
»Er holt einfach zum Gegenschlag aus, weil du ihn vor zwei Monaten gefeuert hast«, meinte Jane und öffnete eine alte Truhe, vor der sie sich hinkniete, um einen Blick hineinzuwerfen. »Wenigstens hast du herausgefunden, was für ein Ekel er ist, ehe du dich in ihn verliebt hast. Und dass du ihn fallen lässt, ist genau das, was er verdient«, setzte sie hinzu, den Truheninhalt durchwühlend. »Vielleicht lernst du auf dem Wohltätigkeitsball einen netten Mann kennen.«
»Du glaubst also nicht, ich sollte mit Ethan weiterhin schlafen?«
Jane hob den Kopf und sah Anna blinzelnd an. »Bist du verrückt? Doch nicht, nachdem er dich gefeuert hat.«
»Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
Auf ihren Fersen hockend starrte Jane sie an, fassungslos, dass Anna auch nur in Betracht zog, die Beziehung mit Ethan fortzusetzen.
»Er ist in Wahrheit nicht hart«, sagte Anna. »Ethan ist eigentlich ganz nett. Er hat sogar Humor.« Sie griff nach dem Stapel von Schreibheften, die sie vorhin gefunden hatte, und ließ sich seufzend an deren Stelle nieder. »Den ganzen Tag habe ich hin und her überlegt, und ich wette, dass ich ihm einen argen Schrecken eingejagt habe und er deshalb in Rage geraten ist. Vielleicht ist in ihm wieder die Erinnerung daran wach geworden, wie Pamela Sant im Oak Creek ertrank. Und um ehrlich zu sein, wenn ich ihn mitten im Eisstau gesehen hätte, wie er den Hund zu retten versuchte, hätte ich auch die Fassung verloren.«
»Aber er hätte dich nicht feuern sollen. Vor der gesamten Belegschaft.« Jane schüttelte den Kopf. »Du kannst nicht mehr mit ihm schlafen. Er kommt doch glatt auf die Idee, dass er mit dir nach Belieben umspringen kann. Außerdem sieht es aus, als wärest du total verzweifelt.«
Anna verschluckte ein Lachen. »Verzweifelt?«, wiederholte sie. »Na, vielleicht ist Verzweiflung in diesem Fall ganz heilsam. Mit jemandem zusammenzuarbeiten, mit dem man schläft, ist unmöglich. Der Beweis wurde heute erbracht. Deshalb bin ich entschlossen, Fox Run Mill schleunigst wieder in Gang zu bringen. Ich muss einen Teilzeitjob in der Stadt finden. Als Kellnerin im Drooling Moose oder so was in der Art.«
Jane war sichtlich entsetzt. »Zuerst kommandierst du Männer herum, und dann bedienst du sie. Das wäre doch demütigend.«
»Eine Demütigung ist immer Ansichtssache. Und so stolz bin ich nicht, dass ich nicht ein wenig Spott und Hänselei vertragen würde, noch dazu, wenn ich damit meine Rechnungen bezahlen kann.«
Janes große braune Augen blicken nun sanfter. »Ruf deinen Vater an. Er kann doch nicht ewig auf dich böse sein. Jede Wette, dass er weich wird und dir unter die Arme greift, wenn er deine Stimme hört.«
Anna schüttelte den Kopf. »Zwei meiner Brüder
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