Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Ethan, der die Band am anderen Ende des Schulturnsaales übertönen musste.
»Von Anna. Ihr Knights habt kein Monopol auf die Schönheiten dieser Gegend«, bemerkte Daniel und sah Ethan an, ehe er wieder durch den Saal schaute. »Ich werde sie um eine Verabredung bitten.«
»Anna wollte nur nett sein, als sie dich zum Dinner eingeladen hat. Sie wird sich nicht mit dir verabreden.«
Daniel sah wieder Ethan an. »Warum nicht?«
»Weil sie Waffen hasst«, antwortete Ethan mit ernster Miene. »Und du trägst eine als Arbeitsgerät.«
»Dann lasse ich meinen Job sausen.« Er trank einen großen Schluck Bier, stellte die Flasche zurück auf den Tisch und strich seine Hemdbrust glatt, während er wieder durch den Raum blickte. »Für sie würde ich zu atmen aufhören.«
Ethan, der sich umdrehte, um zu sehen, was seinem Freund so plötzlich Beine machte, sprang mit einem Ruck auf. Offenbar war er nicht der einzige der anwesenden Männer, dem die Luft wegblieb; alle Gespräche verstummten, Köpfe drehten sich, Münder blieben offen.
»Das also ist der Lausejunge, mit dem du den ganzen Winter über zusammengearbeitet hast?«, zischte eine Frau am Nebentisch, die ihrer Bemerkung einen lauten Schlag auf den Arm ihres Mannes folgen ließ. »Die da ist kein Lausejunge.«
Ethan wusste nicht, ob er durch den Turnsaal laufen und Anna wieder in ihren Mantel hüllen oder ob er laut lachen sollte. Die kleine Hexe zeigte so viel Bein, dass eine Giraffe neidisch werden konnte. Für die meisten Männer schien allein die Erkenntnis, dass Anna tatsächlich Beine hatte, ein Schock zu sein. Ihre wilden Locken hatte sie auf dem Kopf aufgetürmt, sodass ihr langer verführerischer Nacken und die hübschen kleinen Ohren zu sehen waren – an denen Stecker glitzerten. Schmuck? Beine? Ein Kleid?
Was zum Teufel hatte sie vor?
Daniel trank noch einen Schluck Bier, räusperte sich und strich wieder sein Hemd glatt. Doch als er zu ihr ging, hatte er es nicht eilig – vermutlich aus Angst davor, kein Wort herauszubringen.
»Du wirst Schlange stehen müssen«, sagte Ethan gedehnt, als er sah, dass Frank Coots ebenfalls auf Anna zusteuerte. »Hoffentlich hat sie eine Tanzkarte dabei. Sie wird eine brauchen.«
»Verdammt«, knurrte Daniel, setzte sich wieder und griff nach seinem Bier, nur um festzustellen, dass die Flasche leer war.
Ethan zog zwei weitere Flaschen aus dem Kühler, den er mitgebracht hatte, rückte seinen Stuhl zurecht, um die Show sehen zu können, und setzte sich. »Keine Angst«, beruhigte er Daniel und schob ihm ein Bier hinüber. »Sie wird
Coots durchkauen und ihn in weniger als fünf Minuten ausspucken.«
»Was macht er denn hier? Ich dachte, wir wären den Kerl schon vor Jahren losgeworden. Lebt er jetzt nicht in Boston oder so?«
»Man munkelt, dass er Kent Mountain einer Planungsgesellschaft verkaufen möchte, wenn man ihn als Partner akzeptiert.«
»So ein Mist«, bemerkte Daniel, der wieder seinen finsteren Blick aufsetzte, als Frank und Anna zu tanzen anfingen. »Eine neue Feriensiedlung … mehr brauchen wir nicht.«
Ethan hörte nur mit halbem Ohr zu, als Daniel ihren alten Kollegen von der Highschool schmähte, und blickte stattdessen wie gebannt zur Tanzfläche, nicht imstande, den Blick von Anna abzuwenden. So schön sie nackt im Bett war und mit ihm bis zur Erschöpfung rang, war sie in ihrem knappen schwarzen Kleid, den dunklen Nylons und den hochhackigen Schuhen, die sie auf Augenhöhe mit den meisten Männern brachten, atemberaubender und sogar noch begehrenswerter.
Offenbar war das die Revanche dafür, wie er sie die ganze Woche über behandelt hatte. Aber er war nicht bereit, sich von Anna einfach so aus ihrem Leben katapultieren zu lassen. Nicht ehe er ihre Fassade so weit angekratzt hatte, um etwas über sie herauszufinden, das ihm gestatten würde, unversehrt das Weite zu suchen. Und es musste etwas geben. Er brauchte nur ihre Schwachstelle zu finden, dann würde er vom Zauber ihrer herausfordernden Augen, ihres schnellen Verstandes und ihrer explosiven Energie befreit sein.
»Na, Sie verstehen es aber, tüchtig abzukassieren«, sagte Frank Coots mit anerkennendem Lächeln, als er Anna aufs Tanzparkett führte und sie in die Arme nahm. »Hat Daddy sich doch durchgesetzt?« Sein Blick ruhte auf ihren schlichten Diamant-Ohrsteckern.
»Das war ein Geschenk zu meinem sechzehnten Geburtstag.«
»Haben Sie sich den Verkauf von Fox Run schon durch den Kopf gehen lassen?«
»Nicht wirklich.
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