Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
kannte. »Ärgert es dich, dass du ohne Begleitung hier bist?«
»Die Flaschen sind nicht alle von mir«, erklärte er mit geduldiger Zurückhaltung. Sobald er Delaney John übergeben hatte, wollte er mit den Flaschen zur Recycling-Tonne.
»Und du wirst keinen Jungen verprügeln. Das ist meine Aufgabe.«
»Cathy Farmer ist jetzt geschieden«, ließ sie nicht locker. »Und du magst Kinder. Es wird dich nicht stören, dass sie drei hat.«
»Cathy Farmer reicht mir bis zum Bauchnabel«, wandte er mit ersticktem Lachen ein. »Pst!«, sagte er, als sie den Mund wieder aufmachen wollte. »Ich brauche dich nicht als Kupplerin, Kleine.«
»Du wirst nicht jünger«, fuhr sie unbeirrt fort. »He, was ist mit ihr?«, fragte sie und drehte sich plötzlich so, dass Anna in sein Blickfeld geriet. »Ist das nicht die Dame aus dem Sägewerk? Verdammt, wie schön sie ist«, flüsterte Delaney.
»Du sollst doch nicht fluchen.«
Sie sah ernst zu ihm auf. »Du hast sie gefeuert, weil sie einen jungen Hund gerettet hat. Wie konntest du nur, Onkel Ethan? Sie ist ledig, sie war richtig nett, als wir das Werk besichtigten, und sie ist neben Mom heute die hübscheste Frau hier.« Ihr Gesicht verzog sich unwillig. »Aber sie wird mit dir wohl nicht tanzen, da du sie gefeuert hast.«
Das hielt Delaney nicht ab, ihn zu Anna und John Tate zu lenken, die zusammen tanzten. »Versuche es aber trotzdem«, sprach sie leise. »Ich werde Sheriff Tate abklatschen, und du packst sie dir und entschuldigst dich, bevor sie davonläuft.«
Doch gerade als seine Nichte ihren Plan in die Tat umsetzen wollte, ertönte hinter Ethan eine dröhnende Frauenstimme: »Abigail Fox! Du bist ja richtig erwachsen geworden!«
Alle Tanzpaare blieben reglos sehen, die Band verstummte allmählich, Stille senkte sich auf einer Woge erregten Getuschels über den Saal.
»Als deine Mutter anrief, um sich bei mir ein Zimmer zu sichern, war ich fassungslos«, fuhr Penny Bryant fort und trat auf eine sichtlich geschockte Anna zu. »Ich bin fast vom Sessel gefallen, als sie sagte, sie käme, um dich zu besuchen!« Penny ließ ein lautes Zungenschnalzen folgen und schüttelte den Kopf. »Man stelle sich meine Überraschung vor, als Madeline sagte, du würdest schon seit fünf Monaten hier leben. Und kein einziges Mal hast du deine alte Nanny besucht«, schalt sie und zog Anna in eine erstickende Umarmung.
In diesem Moment entdeckte Ethan, was Anna Segee bis in die Grundfesten zu erschüttern vermochte. Totenblass und wie betäubt ließ sie steif die Umarmung der Frau über sich ergehen. Ethan glaubte, wieder in die entsetzten Augen der Elfjährigen zu starren, wie damals, als er sie aus dem Hinterhalt im Frost Lake gerettet hatte.
»Abby!«, rief Penny Bryant laut und in einem Ton aus, der keinen Zweifel daran ließ, dass Annas Reaktion auf das Wiedersehen mit ihrer lieben alten Babysitterin nicht wie erwartet ausfiel – genau in dem Moment, als das erste spekulative Geflüster unter den Anwesenden hörbar wurde.
Ethan ging hin und befreite Anna, um sie schützend an sich zu drücken. »Sie heißt seit achtzehn Jahren Anna Segee, Mrs Bryant«, erklärte er in unüberhörbar warnendem Ton. »Sieht aus, als hätten Sie Anna ziemlich überrumpelt.«
»Na ja!«, entrüstete sich Penny verärgert und ob der Rüge errötend. »Hätte sie mich doch aufgesucht! Madeline trug mir auf, zu kommen und zu sehen, ob sie da ist.«
»Das ist meine Schuld«, beschwichtigte er sie, wobei er das lauter werdende Gemurmel der Umstehenden deutlich
wahrnahm. »Ich habe Anna übermäßig beansprucht, seit wir uns verlobt haben«, sagte er lauter und sah mit einem kurzen Lächeln in Annas verständnislose, leere Augen. Dann blickte er wieder Penny Bryant an. »Die Hochzeit ist für Mai geplant.«
»Ach, Abby, ich meine Anna!«, platzte Penny heraus und streckte die Arme nach ihr aus.
Um Anna der Reichweite der Übereifrigen zu entziehen, drehte Ethan sich um.
»Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich bringe meine Verlobte nach Hause.« Anna eng an sich drückend steuerte er auf die Tür zu, hielt aber inne und drehte sich zu der Besitzerin der einzigen Frühstückspension der Stadt um. »Wann soll ihre Mutter eintreffen?«
»Ach, Madeline fliegt am Mittwoch nach Portland«, bemerkte Penny wichtigtuerisch, »wird aber erst am Freitag hier sein. Sie und ihr Mann nehmen einen Mietwagen und fahren erst die Küste entlang.«
Ethan spürte, wie Anna völlig abschaltete, als würde ein schwerer
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