Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
lesen?«
»Weil sich darin vielleicht ein Hinweis darauf findet, was deine Eindringlinge hier suchen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde beim Lesen daran denken, aber ich möchte sie nicht hierlassen«, wiederholte sie.
Er ging in die Küche. »Heute bist du schwer von Begriff, Segee. Ich gehe nicht fort.«
»Doch, du gehst.« Sie sah unwillig zu, wie er den Kühlschrank öffnete, Speck und Eier herausholte und auf die Küchentheke legte. »Mir geht es wieder gut. Gestern hat mir die Überraschung stark zugesetzt. Ganz sicher brauche ich keinen Babysitter, der befürchtet, ich würde mich in den See stürzen.«
Er richtete sich auf und sah sie über die Kühlschranktür hinweg düster an. »Meine Befürchtung galt nicht dem See. Ich dachte, du würdest nach Quebec durchbrennen.«
»Ich laufe nicht weg.«
»Umso besser.« Sein Kopf verschwand wieder im Kühlschrank. »Weil uns weniger als ein Monat für die Planung unserer Hochzeit bleibt.«
»Hochzeit?«, brachte sie erstickt heraus.
»So ist es«, sagte er ruhig, schloss den Kühlschrank und trug die Butter zum Herd. »Gestern habe ich vor allen verkündet, dass wir unsere Hochzeit im Mai planen.«
»Um Himmels willen, warum denn?«
Er drehte sich um, die Fäuste in die Hüften gestützt, die
Miene defensiv. »Weil mir im Moment nichts anderes einfallen wollte.«
»Und warum musste dir unbedingt etwas einfallen?«
»Anna, du hast die Gesichter nicht gesehen. Und du hast ja keine Ahnung, was man hier noch immer von Madeline denkt. Die Frau war mit der Hälfte der Männer im Ort im Bett, ehe sie sich in wärmere Gefilde absetzte.«
»Und was hat dies mit mir oder unserer ›Hochzeit‹ zu tun?« Sie atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Ich werde niemals heiraten«, meinte sie mit erzwungener Ruhe. »Du musst einfach allen sagen, dass es sich um ein Missverständnis deinerseits handelt.«
»Niemals?«, wiederholte er ungläubig.
»Ja, niemals.«
Er kniff die Augen zusammen. »Und wenn du dich in jemanden verlieben solltest, wirst du mit ihm über fünfzig Jahre in wilder Ehe leben?«
Anna, die merkte, dass sie in die Defensive gedrängt wurde, atmete tief durch und beruhigte sich wieder. »Unser Gespräch ist aberwitzig. Mir ist klar, dass dein Rettersyndrom dich dazu bewogen hat, mit unserer angeblichen Heirat herauszuplatzen«, sagte sie. »Erreicht hast du damit nur, dass alle der Meinung sein werden, ich würde in Madelines Fußstapfen treten und du wärst mein erstes Opfer.« Sie lachte hysterisch. »Nein, das nehme ich zurück. Mit neunundzwanzig war Madeline bereits bei Ehemann Nummer drei angelangt. Da man jetzt weiß, wer ich bin, wird man glauben, ich hätte einen ganzen Rattenschwanz von Ehemännern in Quebec zurückgelassen und wäre nur gekommen, um nach weiteren Opfern Ausschau zu halten.«
Er verschränkte die Arme und lehnte sich an die Küchentheke. »Um sicherzugehen, dass man dich nicht mit deiner Mutter vergleicht, willst du also niemals heiraten.« Er runzelte die Stirn. »Was meinst du mit meinem Rettersyndrom?«
Anna sah ihn blinzelnd an. »Du verstehst es nicht? Ethan, du kannst es nicht lassen, Frauen zu retten.«
»Frauen? Plural? Zum Teufel, von wem hast du das? Ich habe meine ›Rettung‹ vor achtzehn Jahren durchgezogen und zugegebenermaßen gestern wieder, aber du bist die einzige Frau, mit der ich ein Problem habe.« Er wölbte die Brust. »Siehst du mich wirklich als edlen Ritter in schimmernder Rüstung?«
»In angerosteter Rüstung«, verbesserte sie ihn und spürte, wie sie erröte. »Und was ist mit Pamela Sant?«
Im Nu veränderte Ethans amüsierte Miene sich in eine drohende. »Was ist mit ihr?«
»Ich weiß, dass du sie geliebt hast«, flüsterte sie und hätte sich am liebsten geohrfeigt, weil sie Pamelas Namen ausgesprochen hatte. »Und dass sie schwanger war, als sie ums Leben kam.«
»Hast du zufällig auch gehört, dass ich sie auf dem Gewissen habe?«
»Ich habe gehört, dass sie eine Kurve nicht erwischte und in den Oak Creek stürzte und dass du sie retten wolltest und es nicht konntest.« Sie brachte es nicht über sich, seinem Blick zu begegnen.
»Sieh mich an, Anna.«
Mit einiger Mühe hob sie die Augen.
»Pamela war schwanger, aber von Parker Sikes und nicht
von mir«, erklärte er. »Sie hatte sich einige Monate zuvor von mir getrennt.« Er trat auf sie zu. »Ja, wir stritten an jenem Abend, als sie mich um ein Treffen bat, irgendwo, wo wir unbeobachtet wären. Wir trafen
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