Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Hochzeit – das war der Grund, weshalb er die Schrotflinte unter der Couch versteckt hatte.
Lächelnd blätterte er die dünne Heftseite um, die mehr Tinte als Papier war.
Man bedenke – nie heiraten zu wollen. Für jemanden, der sich ungern Gedanken über die Zukunft machte, hatte Anna über diesen speziellen Aspekt lange und gründlich nachgedacht. Was bedeutete, dass er drei Wochen Zeit hatte, sie dazu zu bewegen, ihre Meinung zu ändern – da die Idee einer Heirat für ihn aus einem Grund, über den er sich
selbst nicht Rechenschaft ablegen wollte, immer anziehender wurde.
Ethan runzelte die Stirn und wandte sich wieder der Heftseite zu, um den letzten Absatz noch einmal durchzulesen. Er ließ die Füße auf den Boden fallen und setzte sich aufrecht hin, wobei er undeutlich wahrnahm, dass die Hintertür zugeschlagen wurde und Anna die Küche betrat. Er stand auf, den Blick noch immer auf Samuels Aufzeichnungen richtend, als er zu ihr in die Küche ging. »Wusstest du, dass Samuel ein ansehnliches Stück von Fox Run an Joshua Coots verkauft hat, um sich das nötige Geld für die Renovierung des Betriebes zu verschaffen?«
Er blickte auf, als Anna sich mit der Antwort Zeit ließ, und sah, dass sie ein großes Glas Wasser austrank. Und sie hatte tatsächlich Ölschmierspuren auf Wange und Kinn. Sogar Bear hatte Ölspuren an einem Ohr abbekommen, wie Ethan ein rascher Blick zeigte.
»Nein, das hast du falsch verstanden«, sagte sie schließlich, setzte das Glas ab und kam zu ihm, den Blick auf das Heft in seiner Hand gerichtet. »Joshua Coots hat Gramps vor fünf Jahren die tausend Morgen verkauft, die von der Hauptstraße bis zum See reichen.« Sie blickte ernst auf. »Das habe ich gestern von Frank erfahren, der alles andere als glücklich darüber war, dass sein Dad das Waldstück für nur zwölftausend Dollar abgegeben hat.«
Ethan klappte das Heft zu, behielt aber den Finger zwischen den Seiten und zeigte ihr die Jahreszahl auf dem Deckblatt. »Samuel hat Joshua das Land zwei Jahre, nachdem du nach Quebec gingst, verkauft«, erklärte er, öffnete das Heft wieder und zeigte auf den betreffenden Absatz. »Er
schreibt, dass er das Land nur sehr ungern verkaufen würde, aber entschlossen sei, dir Fox Run als funktionierenden Betrieb zu hinterlassen.«
Anna las den Absatz durch, dann griff sie über seinen Arm und blätterte zurück, um alles noch einmal zu lesen.
»Und hier«, meinte er, auf das untere Ende der nächsten Seite deutend. »Samuel berichtet hier, Joshua und er hätten ein Dokument aufgesetzt, in dem festgehalten wird, dass er das Land für den gleichen Preis plus zwanzig Prozent zurückkaufen könne.«
»Das bedeutet also, dass Gramps den Grund vor sechzehn Jahren an Joshua um zehntausend Dollar verkauft und es vor fünf Jahren um zwölftausend zurückgekauft hat?«
Ethan drehte sich um und ging ins Wohnzimmer. Er suchte im Stapel auf dem Kaffeetisch das vor fünf Jahren datierte Heft. »Sieht so aus, wenn Frank dir das gestern gesagt hat.« Er schlug das Heft auf der ersten Seite auf, überflog sie und blätterte weiter. »Es war damals nicht ungewöhnlich, Land hin und her zu verschachern. Mein Vater erwarb das Sport-Camp, auf dem jetzt die Familie lebt, zusammen mit den sechshundert Morgen um das Camp herum mit der Auflage, dass die ursprünglichen Besitzer sich zehn Morgen unseres Landes in Stadtnähe für ihr neues Haus aussuchen könnten. Und das liegt erst vier Jahre zurück.«
Anna hatte nach dem älteren Tagebuch gegriffen, in dem Ethan gelesen hatte, und durchblätterte die Seiten, die der Eintragung des ersten Kaufes folgten. »Wenn aber Gramps zehntausend Dollar für die Renovierung von Fox Run bekam, wo ist dann das Geld? Er hat es offenbar nie für die Säge verwendet.«
»Um das herauszufinden, müsste man alle Tagebücher durchlesen«, antwortete Ethan, noch immer blätternd. Er setzte sich auf die Couch und zog sie neben sich. »Du nimmst dir die Hefte beginnend vor sechzehn Jahren vor, und ich fange vom Zeitpunkt des Rückkaufes vor fünf Jahren an.«
»Das wird ewig dauern.«
»Ach, wir überfliegen die Seiten ganz rasch.« Er lehnte das Heft an seine Brust und sah Anna an. »Was hatte der gute alte Frank gestern noch zu sagen?«
»Nur dass sein Vater den Verstand verloren hätte und dass er beabsichtige, den Verkauf vor Gericht annullieren zu lassen, weil Gramps Joshua übers Ohr gehauen hätte, als er so wenig für ein Stück Land bezahlte, das fast eine
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