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Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Liebe verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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deren Zorn deutlich spürbar gewesen war.
    Ethan. Aber war er wütend auf Penny Bryant oder auf sie? Es musste ein Schock für ihn gewesen sein, als er erfuhr, dass die Frau, mit der er schlief, dieselbe war, die er vor achtzehn Jahren gerettet hatte. Nein, nicht dieselbe. Abigail Fox existierte nicht mehr. Jetzt war sie Anna Segee, und sie fürchtete niemanden – nicht einmal eine Stadt voller übereifriger Klatschmäuler.
    Warum aber konnte sie dann dieses Gefühl der Furcht nicht abschütteln? Würde sie es schaffen, das entsetzte kleine Mädchen wieder in die Flasche zu stecken und diese wie zuvor fest zu verkorken? Jetzt verstand sie, warum ihr Vater so vehement gegen ihre Rückkehr nach Maine gekämpft hatte. Er hatte instinktiv gewusst, dass sie damit womöglich ihre ganze Existenz aufs Spiel setzte. Und was Ethan betraf: Durch ihre Rückkehr hatte sie die märchenhafte Kindheitserinnerung
an ihn zugunsten der Realität des Mannes, der er geworden war, aufgegeben.
    Und hatte sie letzten Abend nicht einen Schimmer des wahren Ethan mitbekommen, und war er nicht erschreckend gefährlich gewesen, wie alle behauptet hatten? Aber obwohl er gewusst hatte, wer sie wirklich war, hatte er sie nach Hause gebracht und war bei ihr geblieben. Weil er sich verpflichtet gefühlt hatte, oder, schlimmer noch, aus Mitgefühl?
    Ethan hatte sich gedrängt gefühlt, sie zu schützen – wie er sie vor achtzehn Jahren geschützt hatte und wie er Pamela Sant zu schützen versucht hatte. Der Mann litt an einem Rettersyndrom; er war nicht imstande, einer bedrängten Frau seine Hilfe zu versagen.
    Wie … edel von ihm.
    Anna, die kaum atmen konnte und fast zu ersticken glaubte, hob behutsam Ethans Arm von ihrer Taille und glitt aus dem Bett. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Kommode, holte ein paar Kleidungsstücke heraus und ging leise hinunter. Im Badezimmer stutzte sie und staunte über die Wanne voll kalten, trüben Wassers. Ethan hatte ein Lavendel-Schaumbad genommen?
    Sie zog ihren Pyjamaärmel hoch, griff schaudernd ins Wasser und zog den Stöpsel heraus, als Bear hereintappte und mit dem Kopf an ihr Bein stieß. »Hallo, mein Hund.« Sie wischte ihre nasse Hand am Pyjama ab, dann kraulte sie sanft seine Ohren. »Na, hast du Hunger?« Sie ging in die Küche, um seinen Napf zu füllen, und entdeckte, dass dieser vor Futter überquoll. Sie hockte sich hin und hielt seinen Kopf fest, um ihm in die Augen zu schauen. »Bear, du
kannst nicht einfach zu fressen aufhören. Ich weiß, dass ich ein armseliger Ersatz für Gramps bin, aber ich habe dich lieb. Bitte, gehe jetzt nicht an gebrochenem Herzen ein.«
    Bear antwortete mit leisem Gejaule und leckte ihr Kinn. Anna begrub seufzend ihr Gesicht an seinem Nacken. »Ich weiß, ich weiß«, flüsterte sie und richtete sich auf. »Jetzt laufen wir zum See hinunter und sehen nach, wie weit das Eis noch reicht«, schlug sie vor und versuchte anregend zu klingen, als sie wieder ins Bad ging und sich rasch anzog.
    Sie verließ das Haus durch die Hintertür, erfreut, dass Bears Laune sich draußen sofort hob – so wie ihre, als sie die frische, nach Nadelbäumen duftende Frühlingsluft einatmete. Okay, dachte sie, während sie den Weg zum See entlangging. Es war ja nur ein kleiner Rückschlag. Na wenn schon, dann wusste eben die ganze Stadt, wer sie war. Sie hatte Abigail Fox schon einmal begraben und konnte es wieder tun.
    Aber allein? Vor achtzehn Jahren hatte sie den gesamten Segee-Clan um sich gehabt, der sie mit so viel Liebe überschüttete, dass sie kaum Schritt halten konnte und sich nicht den Kopf zerbrochen hatte, was geschehen war, woher sie gekommen war oder wohin sie gehen würde.
    »Aber ich kann sie nicht ständig als Krücke benutzen«, sagte sie zu Bear und rieb seinen Kopf, als sie dastanden und hinaus aufs Eis starrten, das gute hundert Yards vom Ufer zurückgewichen war. »Ich kann mich in die sichere kleine Welt flüchten, die sie für mich schufen, oder aber ich kann mich hier und jetzt der Vergangenheit stellen und endlich die Enkelin sein, die Gramps sich erhoffte, als er mich aufgab.« Sie ging hinaus aufs alte Dock, setzte sich und ließ ihre Beine baumeln, einen Arm um Bears Hals gelegt. »Na, was
meinst du? Wirst du mir helfen? In deinem Alter kann ich dir einen Umzug nicht zumuten, und verlassen würde ich dich auch niemals.«
    Bear leckte ihre Wange, während sein Schweif auf die Planken schlug.
    »Abgemacht. Gemeinsam werden wir Fox Run Mill zur besten

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