Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Oder einfach, weil sie eben keine Hure war. Deshalb mußten alle in ihr das erkennen, was sie wirklich war: eine Dame.
    Konnte aber auch sein, daß ihr sahneweicher Teint ihn so blendete, daß er keines Gedankens mehr fähig war.
    »Will mir denn keiner etwas sagen?« fragte Dorie noch einmal. Von ihr aus hätten die Männer sie ein, zwei Jahre lang mit offenem Mund anstarren können. Dennoch hätte sie gern ein paar Worte gehört, die man noch nie zu ihr gesprochen hatte. Worte wie »wunderschön«, »köstlich« oder »himmlisch«. Ihr hätte zunächst schon das einfache Wort »hübsch« ausgereicht.
    Cole ahnte, was sie erhoffte. Aber, verdammt noch mal, von ihm würde sie es nicht zu hören kriegen. Jedenfalls nicht in Gegenwart dieser Männer, denen die Augen aus dem Kopf zu fallen schienen. Er hatte mal von Ländern gehört, in denen die Männer von ihren Frauen verlangten, daß sie vom Kopf bis zu den Zehen verschleiert umhergingen. Ah, das waren kluge Männer!
    In Sekundenschnelle nahm Cole seinem Pferd die Decke vom Rücken und wollte sie Dorie um die Schultern legen.
    »Wirklich, Mr. Hunter, dafür ist es viel zu heiß«, sagte Dorie, glitt von ihm fort und warf dann einen unschuldigen Blick über die Schulter auf ihn.
    Die Männer begannen zu lachen. Spätestens jetzt bekam Cole den Wunsch, sie alle umzubringen.
    »Kann mir jemand beim Aufsteigen helfen?« fragte Dorie im Tonfall einer traditionellen Schönen des Südens und klimperte mit den Wimpern. »Der Samt ist einfach zuuuu schwer.« Sie sagte nicht ausdrücklich: »zu schwer für eine zarte Frau wie mich« - doch es war herauszuhören.
    Erstaunlicherweise schaffte es Cole, sie mit einem Arm hochzuheben. Dann ließ er sie so hart auf dem Sattel nieder, daß ihre Zähne aufeinanderklapperten. Doch Dorie behielt ungerührt ihr anmutiges Lächeln bei.
    Und sie lächelte auch unentwegt in der halben Stunde, die sie für den Ritt in die Stadt benötigten. In dieser Zeit las ihr Cole die Leviten. »Zu ihrem eigenen Besten« verbreitete er sich über die Art, wie sie sich in der Öffentlichkeit zur Schau stellte. Unter anderem behauptete er, ihre Haut würde in der Sonne Schaden nehmen. Er führte an, was die Männer von ihr denken würden. Schließlich sagte er sogar: »Was würde wohl dein Vater dazu sagen?« Da mußte Dorie laut lachen. Denn bisher hatte sie noch nie jemand eifersüchtig machen können. Und sie fand es interessant, daß ein Mann wie Cole Hunter eifersüchtig wurde, weil andere Männer sie anglotzten.
    »Was werden denn die Männer in der Stadt von mir denken, wenn sie mich sehen?« fragte sie leise und lehnte sich an ihn.
    »Daß du eine Hure bist, das werden sie denken«, erwiderte er prompt.
    »Und was würdest du denken, wenn du mich siehst?« fragte sie, bevor er seine Moralpredigt fortsetzen konnte.
    Cole wollte ihr sagen, daß er sie auch für eine Nutte halten würde. Doch das brachte er dann doch nicht übers Herz. Dorie konnte gekleidet sein, wie sie wollte, um sie herum blieb ständig eine bestimmte Aura: Ansehen dürft ihr mich, anfassen kommt nicht in Frage.
    »Ich würde denken, daß du sehr schön bist«, antwortete er leise. »Ich würde denken, daß ein Engel zur Erde herabgestiegen ist.« Und er küßte sie auf die nackte Schulter.
    Mehr brauchte es nicht. »Ich liebe dich«, flüsterte sie, und diese Worte kamen ihr aus tiefster Seele.
    Cole hörte auf, ihre Schulter mit Küssen zu bedecken, gab aber keine Antwort. Er durfte seinen Gefühlen keinen Ausdruck geben. Eine Frau, die so gut und so sauber wie Dorie war, konnte vom Leben etwas Besseres verlangen als einen alternden Revolverhelden. Sie verdiente den besten Mann, den es gab. Und er wünschte, daß er das wäre.
    Vorübergehend lenkte Ford ihn von seinen Gedanken an Dorie ab. Der Bandit überholte sie nämlich und sagte im Vorbeireiten zu ihm: »Weißt du, Hunter, es macht richtig Laune, euch beide zu beobachten. Deshalb wird es mir beinahe leid tun, wenn ich euch erschießen muß, falls ich merke, daß ihr mich an der Nase herumgeführt habt. Aber ich kann Falschspieler und Lügner einfach nicht ausstehen.«
    Als er an ihnen vorbei war, sagte Dorie: »Dafür mag er bestimmt Kröten. Denn seine Mutter muß eine gewesen sein.«
    Cole sagte nichts dazu.

10
    Statt dessen schnitt Cole ein anderes Thema an. Er brachte den Mund an ihr Ohr, wobei er sich Mühe gab, nicht auf ihren halbnackten Oberkörper zu starren, und sagte: »Dorie, ich möchte, daß du mir jetzt

Weitere Kostenlose Bücher